Bunte Vögel und eine düstere Legende
Wissen Die Reihe „Königsbrunner Campus“wartet in diesem Jahr wieder mit einem vielseitigen Themenangebot auf. Es gibt Vorträge über einen tierbegeisterten Maler, das Lügen, Leichtbau-Materialien und einen 100 Jahre alten Mord
Königsbrunn Seit 2013 gehört die Veranstaltungsreihe „Königsbrunner Campus“zu den festen Größen im Kulturkalender der Stadt. Wissenschaftler der Universität Augsburg stellen bei Vorträgen ihre neuesten Erkenntnisse vor. Auch in diesem Jahr haben Kulturbüroleiterin Ursula Off-Melcher und ihr Team wieder ein vielseitiges Themenspektrum auf die Beine gestellt mit Kunst, Lügen, modernsten Baustoffen und einer düsteren Mordgeschichte.
Die Vielfalt an Themen gehört für Off-Melcher fest zum Programm. Die Serie soll die Vielfalt der Forschung der Universität abbilden und damit auch ein möglichst breites Publikum erreichen, sagt die Kulturbüroleiterin: „Es war ja noch nicht jeder Königsbrunner dabei und wir hoffen, mit einem breiten Themenspektrum neue Zuhörer anzusprechen.“Deshalb versuchen die Organisatoren, regelmäßig neue Lehrstühle ins Programm zu bringen, auch wenn diese vielleicht nicht immer auf eine breite Zielgruppe treffen.
In diesem Jahr sind die Augsburger Kunstgeschichtler zum ersten Mal beim Königsbrunner Campus Dr. Robert Bauernfeind spricht zum Auftakt der Reihe in diesem Jahr am 4. April über den flämischen Barockmaler Jan van Kessel und seine „Kuriose Welt der Tiere“. In van Kessels Werk nimmt die Darstellung exotischer Tiere besonderen Raum ein. Dabei geht es um eine präzise Darstellung des Erscheinungsbilds der Tiere, diese wurde aber in neue Erzählzusam- gesetzt. So erscheinen van Kessels Tiere als Repräsentanten des Fremden – einen Löwen oder Elefanten hatte zur Zeit des Barock noch kaum jemand lebendig gesehen – als auch als Anspielung auf Konflikte in der Welt der Menschen.
Mit dem zweiten Vortrag im Frühjahr haben dagegen alle Menschen einen Berührungspunkt. Er wird vom Lehrstuhl Philosophie gestaltet: Dr. Maria Schwartz spricht am 25. April über Lüge, Notlüge und Aufrichtigkeit in der ethischen Diskussion und geht dabei der Frage nach, ob Wahrhaftigkeit um jeden Preis überhaupt eine sinnvolle Position ist. In der Antike wurden beispielsweise einige Arten von Lügen nicht nur toleriert, sondern für moralisch geboten gehalten.
Danach macht die Campusreihe eine lange Pause bis in den Herbst. Die Terminfindung sei immer eine komplizierte Angelegenheit, sagt Ursula Off-Melcher. Während der Semester seien die Dozenten sehr stark an der Uni eingebunden, in den Ferien dagegen oft unterwegs. Die freien Abende und die offenen Termine im gut gefüllten Königsbrunner Kulturkalender zusammenzubringen, sei oft keine leichte Aufgabe. Deshalb gibt es mittlervertreten. weile nur noch vier Campus-Vorträge pro Jahr – angefangen hatte die Reihe mit sechs Terminen.
Das Interesse auf beiden Seiten sei aber weiterhin hoch, sagt Ursula Off-Melcher. An der Universität habe sich die Reihe so gut herumgesprochen, dass Wissenschaftler von sich aus anfragen, ob sie einen Vortrag halten dürfen. Andersherum ist Ursula Off-Melcher beim Dies academicus oder Doktorandenprämierungen zu Gast und hält Ausschau nach potenziellen Referenten. Sie freut sich, dass die Wissenschaftler die Gelegenheit wahrnehmen, ihre Erkenntnisse außerhalb des universitären Umfelds zu präsentieren. Das war eine Absicht der Aktion. Die andere war, den Königsbrunnern ein niederschwelliges Angebot vor Ort zu machen.
Ursula Off-Melcher hatte die spätere Unipräsidentin Sabine DöringManteuffel als Dozentin während ihres Studiums kennengelernt und so den Kontakt hergestellt. Der damalige Kulturreferent der Stadt, Norbert Schwalber, und Bürgermenhänge meister Franz Feigl waren und sind große Förderer der Veranstaltungsreihe.
Schwierig vorherzusagen sei grundsätzlich, welche Vorträge besonders gut ankommen. Eine Ausnahme bilden die beiden Veranstaltungen im Herbst: Hier ist sich die Kulturbüroleiterin sicher, dass der Saal im Infopavillon 955 gut gefüllt sein wird. Am 26. September spricht Dr. Judith Moosburger-Will über Hochleistungsmaterialien für den Leichtbau. „Solche naturwissenschaftlichen Vorträge kommen immer sehr gut an“, sagt Off-Melcher. Doch auch vom letzten CampusTag am 7. November aus dem Bereich Ethnologie/Volkskunde verspricht sie sich einiges: Dabei geht es um den unheimlichen Mord vor fast 100 Jahren im oberbayerischen Hinterkaifeck. Birte Marei Bambusch-Groetzki erklärt die Faszination der Geschichte um den ungelösten Kriminalfall, der bis heute immer wieder in Medien und Kultur aufgegriffen wird.
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Termine Alle Campus-Vorträge beginnen um 19 Uhr im Infopavillon 955. Die Dozenten arbeiten unentgeltlich, für die Besucher ist der Eintritt frei. Mehr Informationen gibt es beim Königsbrunner Kulturbüro, Marktplatz 9.
Es geht es um einen Mord vor fast 100 Jahren in Hinterkaifeck