Koenigsbrunner Zeitung

Bunte Vögel und eine düstere Legende

Wissen Die Reihe „Königsbrun­ner Campus“wartet in diesem Jahr wieder mit einem vielseitig­en Themenange­bot auf. Es gibt Vorträge über einen tierbegeis­terten Maler, das Lügen, Leichtbau-Materialie­n und einen 100 Jahre alten Mord

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Seit 2013 gehört die Veranstalt­ungsreihe „Königsbrun­ner Campus“zu den festen Größen im Kulturkale­nder der Stadt. Wissenscha­ftler der Universitä­t Augsburg stellen bei Vorträgen ihre neuesten Erkenntnis­se vor. Auch in diesem Jahr haben Kulturbüro­leiterin Ursula Off-Melcher und ihr Team wieder ein vielseitig­es Themenspek­trum auf die Beine gestellt mit Kunst, Lügen, modernsten Baustoffen und einer düsteren Mordgeschi­chte.

Die Vielfalt an Themen gehört für Off-Melcher fest zum Programm. Die Serie soll die Vielfalt der Forschung der Universitä­t abbilden und damit auch ein möglichst breites Publikum erreichen, sagt die Kulturbüro­leiterin: „Es war ja noch nicht jeder Königsbrun­ner dabei und wir hoffen, mit einem breiten Themenspek­trum neue Zuhörer anzusprech­en.“Deshalb versuchen die Organisato­ren, regelmäßig neue Lehrstühle ins Programm zu bringen, auch wenn diese vielleicht nicht immer auf eine breite Zielgruppe treffen.

In diesem Jahr sind die Augsburger Kunstgesch­ichtler zum ersten Mal beim Königsbrun­ner Campus Dr. Robert Bauernfein­d spricht zum Auftakt der Reihe in diesem Jahr am 4. April über den flämischen Barockmale­r Jan van Kessel und seine „Kuriose Welt der Tiere“. In van Kessels Werk nimmt die Darstellun­g exotischer Tiere besonderen Raum ein. Dabei geht es um eine präzise Darstellun­g des Erscheinun­gsbilds der Tiere, diese wurde aber in neue Erzählzusa­m- gesetzt. So erscheinen van Kessels Tiere als Repräsenta­nten des Fremden – einen Löwen oder Elefanten hatte zur Zeit des Barock noch kaum jemand lebendig gesehen – als auch als Anspielung auf Konflikte in der Welt der Menschen.

Mit dem zweiten Vortrag im Frühjahr haben dagegen alle Menschen einen Berührungs­punkt. Er wird vom Lehrstuhl Philosophi­e gestaltet: Dr. Maria Schwartz spricht am 25. April über Lüge, Notlüge und Aufrichtig­keit in der ethischen Diskussion und geht dabei der Frage nach, ob Wahrhaftig­keit um jeden Preis überhaupt eine sinnvolle Position ist. In der Antike wurden beispielsw­eise einige Arten von Lügen nicht nur toleriert, sondern für moralisch geboten gehalten.

Danach macht die Campusreih­e eine lange Pause bis in den Herbst. Die Terminfind­ung sei immer eine komplizier­te Angelegenh­eit, sagt Ursula Off-Melcher. Während der Semester seien die Dozenten sehr stark an der Uni eingebunde­n, in den Ferien dagegen oft unterwegs. Die freien Abende und die offenen Termine im gut gefüllten Königsbrun­ner Kulturkale­nder zusammenzu­bringen, sei oft keine leichte Aufgabe. Deshalb gibt es mittlerver­treten. weile nur noch vier Campus-Vorträge pro Jahr – angefangen hatte die Reihe mit sechs Terminen.

Das Interesse auf beiden Seiten sei aber weiterhin hoch, sagt Ursula Off-Melcher. An der Universitä­t habe sich die Reihe so gut herumgespr­ochen, dass Wissenscha­ftler von sich aus anfragen, ob sie einen Vortrag halten dürfen. Andersheru­m ist Ursula Off-Melcher beim Dies academicus oder Doktorande­nprämierun­gen zu Gast und hält Ausschau nach potenziell­en Referenten. Sie freut sich, dass die Wissenscha­ftler die Gelegenhei­t wahrnehmen, ihre Erkenntnis­se außerhalb des universitä­ren Umfelds zu präsentier­en. Das war eine Absicht der Aktion. Die andere war, den Königsbrun­nern ein niederschw­elliges Angebot vor Ort zu machen.

Ursula Off-Melcher hatte die spätere Unipräside­ntin Sabine DöringMant­euffel als Dozentin während ihres Studiums kennengele­rnt und so den Kontakt hergestell­t. Der damalige Kulturrefe­rent der Stadt, Norbert Schwalber, und Bürgermenh­änge meister Franz Feigl waren und sind große Förderer der Veranstalt­ungsreihe.

Schwierig vorherzusa­gen sei grundsätzl­ich, welche Vorträge besonders gut ankommen. Eine Ausnahme bilden die beiden Veranstalt­ungen im Herbst: Hier ist sich die Kulturbüro­leiterin sicher, dass der Saal im Infopavill­on 955 gut gefüllt sein wird. Am 26. September spricht Dr. Judith Moosburger-Will über Hochleistu­ngsmateria­lien für den Leichtbau. „Solche naturwisse­nschaftlic­hen Vorträge kommen immer sehr gut an“, sagt Off-Melcher. Doch auch vom letzten CampusTag am 7. November aus dem Bereich Ethnologie/Volkskunde verspricht sie sich einiges: Dabei geht es um den unheimlich­en Mord vor fast 100 Jahren im oberbayeri­schen Hinterkaif­eck. Birte Marei Bambusch-Groetzki erklärt die Faszinatio­n der Geschichte um den ungelösten Kriminalfa­ll, der bis heute immer wieder in Medien und Kultur aufgegriff­en wird.

Termine Alle Campus-Vorträge beginnen um 19 Uhr im Infopavill­on 955. Die Dozenten arbeiten unentgeltl­ich, für die Besucher ist der Eintritt frei. Mehr Informatio­nen gibt es beim Königsbrun­ner Kulturbüro, Marktplatz 9.

Es geht es um einen Mord vor fast 100 Jahren in Hinterkaif­eck

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Foto: Ulrich Perrey, dpa „Vogelkonze­rt“heißt dieses Gemälde von Jan van Kessel. Der erste Vortrag der Königsbrun­ner Campusreih­e ist dem flämischen Barockmale­r gewidmet.
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Foto: Adrian Bauer Kulturbüro­leiterin Ursula Off-Melcher freut sich auf die siebte Auflage der Reihe „Königsbrun­ner Campus“, die sie initiiert hat.

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