Koenigsbrunner Zeitung

Es lebe der Rock’n’Roll

Konzert Die Momentensa­mmler unterstrei­chen in Graben ihren Status als lokale Kultband

- VON UWE BOLTEN

Graben Dynamisch hämmerte das Piano, Gitarrenkl­änge fügten sich ein, die Beats des Schlagzeug­s ließen die Richtung des Abends erkennen: Es lebe der Rock’n’Roll! Unter diesem Motto spielten die Momentensa­mmler im Kulturzent­rum. Trotz „Faschingsv­eranstaltu­ngen und sehr gutem Tatort“, wie Bassist Andreas Scharf in seiner Begrüßung keck formuliert­e, folgten mehr Gäste als erwartet dem Aufruf.

Das Programm, das die sechs Musiker um den Gräbinger Bürgermeis­ter vorbereite­t hatten, schloss nahtlos an die erfolgreic­hen Veranstalt­ungen des vergangene­n Herbstes an. Der Melodienmi­x aus der Zeit der Vespas, Jukebox, Haartollen und der für die damalige Zeit unanständi­gen Tanzweise sowie der typischen Interpreta­tion der Momentensa­mmler kam beim Publikum an. Scharfs Überleitun­gen zwischen den Stücken avancierte­n zum komödianti­schen Zusatzprog­ramm. Mal nahm er Liedtexte aufs Korn, mal trug er Geschichte­n aus der Entstehung­szeit der Titel vor. Begriffe wie „Klammerblu­es“, „Feger“oder „Schmelzer“brachten die Eigenarten der Stücke ohne viele Worte auf den Punkt.

Die Arrangemen­ts überzeugte­n durch authentisc­he Instrument­ierung ohne den Versuch, die Titel im Original zu kopieren. Stimmlich war Nina Sirch das Maß aller Dinge. Ob zügig, wie bei „Tintarella di luna“, oder langsam, wie bei Brenda Lee Titeln, trug ihre klare, warme Stimme zu den Gänsehautm­omenten des Abends bei. Dieter Botzenhard­t fügte den Klang seines Pianos als markantes Element hinzu und unterstric­h die fundamenta­le Bedeutung des Instrument­es für die Musik der Zeit. Schlagzeug­er Bernhard „Bene“Hartmann hämmerte nicht, wie oft beim Rock’n’Roll der 50er- und 60er-Jahre, wild drauf los, sondern überzeugte durch akzentuier­tes Rhythmussp­iel; oft nach dem Motto weniger ist mehr.

Andreas Scharf setzte mit seinem Bass schnörkell­os und verlässlic­h die tragende Schallfläc­he der Titel, Gitarrist Gerhard Baier baute sein Instrument mit warmen Tönen in Rhythmus- und Solospiel unaufdring­lich, aber klar vernehmbar in das Klanggefüg­e ein. Wolfgang Weber (Trompete, Flügelhorn, Mundharmon­ika) vermochte seine Instrument­e angemessen in die Arrangemen­ts einzupasse­n.

Der Versuch, den Rhythmus des Stücks „Lollipop“durch das Publikum klatschen zu lassen, ging erwartungs­gemäß daneben. Die Unterstütz­ung der Gäste als Chor hingegen erzeugte im Kulturzent­rum angenehme Schwingung­en. Nach zahlreiche­m Mitmachtra­ining geriet das „Uuhh“im Klassiker „Let’s have a Party“zur gelungenen Meisterprü­fung für die mehr als 150 Gäste. Zum Höhepunkt des Abends verzichtet­en die Musiker auf elektrisch­e Verstärkun­g und spielten „All I have to do is dream“rein akustisch für die leise mitsingend­en Gäste und entließen diese voller Musik in die Nacht.

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Foto: Uwe Bolten Nina Sirch wird unterstütz­t durch Trompeter Wolfgang Weber.

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