Das Dusel vom Nockherberg
Wer gestern bei der Lektüre unserer Zeitung den Duden zur Hand genommen hat, weil ihm die Sache mit dem Dusel vom Nockherberg seltsam vorkam, der möge sich entspannen. Auch wenn der Duden sagt, dass es „der Dusel“heißt – die bayerische Wahrheit ist eine andere: Es heißt selbstverständlich „das Dusel“. Die Logik ist schließlich offenkundig: „Das Wesen“und „das Glück“ergeben ein wuscheliges Glückswesen, „das Dusel“eben.
Ziemlich viel Dusel hatten in der Starkbierhochburg der PaulanerBrauerei dieses Mal auch die Derbleckten in den vorderen Reihen. Söder, Aiwanger, Schulze und Co. hatten allen Grund, Maxi Schafroths Debüt-Rede und das Singspiel zu loben. Es war phasenweise wirklich lustig – der Maxi mehr, das Singspiel weniger. Aber richtig wehgetan wurde den Regierenden nicht. Die Abwesenden dagegen, die dem Nockherberg den Rücken gekehrt haben, bekamen einmal mehr sauber was eing’schenkt – insbesondere die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm und der wie ein Wiedergänger durchs Singspiel irrende ExMinisterpräsident und Ex-CSUChef Horst Seehofer. Der Nockherberg verzeiht es eben nicht, wenn man ihn zu ignorieren versucht.
Zum Ritual des Derbleckens gehört auch der Nachtarock. War es zu frech? War es zu brav? Allen recht machen können es, wenn man die Kommentare danach hört und liest, Redner und Autoren eigentlich nie. Dieses Mal traf die Kritik vor allem das Singspiel. Zu kompliziert sei es gewesen, meinten nicht wenige im Saal und tags darauf auch einige Kommentatoren. Aber ist nicht auch die Situation komplizierter als noch vor einem Jahr, als sich alles auf die Machtkämpfe Seehofer gegen Merkel und Söder gegen Seehofer reduzierte?
Die Idee mit dem Dusel war da geradezu genial, weil: Man weiß es eben nicht, wo das alles hinführt mit der GroKo in Berlin, mit SchwarzOrange in München und mit der AfD, die gleich gar nicht eingeladen war, von Schafroth nur im Nachwort erwähnt wurde und im Singspiel nur ganz am (rechten) Rand vorkam.
Und obendrein war die Geschichte einwandfrei gegendert. Dafür war das Dusel schlicht perfekt.