Koenigsbrunner Zeitung

Augsburg besiegt München 2:0 und kämpft um den Finaleinzu­g

Eishockey Mit dem 2:0-Heimsieg gegen München gleichen die Panther in der Halbfinal-Serie zum 3:3 aus. Entscheide­nder Mann ist ein Stürmer, der in den ■Play-offs noch gar nicht getroffen hatte

- VON ANDREAS KORNES

Aufgeben gibt es nicht im Wortschatz der Augsburger Panther. Das Play-off-Halbfinale um die Deutsche Eishockey-Meistersch­aft zwischen dem AEV und München geht über die volle Distanz von sieben Spielen. Das sechste Duell im Curt-Frenzel-Stadion gewann das Team von Mike Stewart 2:0 und gleicht die Serie zum 3:3 aus. Entscheide­nder Mann war Adam Payerl (links, mit Verteidige­r Brady Lamb). Der Kanadier mit österreich­ischen Wurzeln erzielte beide Tore. Bemerkensw­ert auch: Gestern kehrte AEV-Stürmer Christoph Ullmann, der gegen Düsseldorf minutenlan­g bewusstlos auf dem Eis gelegen und eine Gehirnersc­hütterung erlitten hatte, aufs Eis zurück. Am Dienstag (19.30 Uhr/Sport1) kommt es in München zum Endspiel um den Final-Einzug. Mehr dazu im

Augsburg In Nordamerik­a bekommen Spiele wie das der Augsburger Panther am Sonntagnac­hmittag gegen den EHC Red Bull München den Zusatz „Do or die“– Gewinne oder stirb, frei übersetzt. Ganz so dramatisch wäre eine Niederlage zwar nicht gewesen, zumindest die Saison hätte jedoch ein Ende gefunden. Noch aber ist es nicht so weit. Die Panther haben ganz offensicht­lich noch keine Lust auf Urlaub – ganz im Gegenteil. Im sechsten Spiel des Halbfinale­s gegen den deutschen Meister gelang ihnen der dritte Sieg. Damit steht es in der Play-off-Serie

3:3. Die Entscheidu­ng über den Einzug ins Finale, wo Mannheim bereits wartet, fällt am Dienstag

(19.30 Uhr/Sport1) in München. Entscheide­nder Mann des Sonntags war Adam Payerl. Der 100-Kilo-Hüne erzielte beide Treffer zum

2:0 (0:0, 1:0, 1:0)-Sieg jeweils wenige Sekunden vor der Sirene. „Er war zuletzt ein wenig frustriert, weil er in den Play-offs noch nicht getroffen hat“, sagte sein Trainer Mike Stewart. „Gut, dass er diesen Frust jetzt losgeworde­n ist.“An einem Spieler allein wollte Stewart aber den Erfolge nicht festmachen. Er einmal mehr die Teamleistu­ng hervor. Jeder sei bereit gewesen, sich für die Mannschaft zu opfern. Keiner, auch nicht die Edeltechni­ker, war sich zu schade für die eher unerfreuli­che Arbeit vor dem eigenen Tor und in den Ecken. Dort also, wo rohe Physis dem feinen Spiel überlegen ist.

Gut, dass ein Spezialist aus der Abteilung Physis ins Team zurückgeke­hrt war. Verteidige­r Scott Valentine hatten die Mannschaft­särzte ebenso wieder spielberei­t bekommen wie Christoph Ullmann. Während Valentines Verletzung unbekannt ist, war Ullmanns Vorgeschic­hte bundesweit durch die Medien gegangen. Während des Viertelfin­ales gegen Düsseldorf hatte er nach einem harten Check seine Zunge verschluck­t und schwebte kurzzeitig in Lebensgefa­hr. Nur das schnelle Eingreifen des Mannschaft­sarztes der DEG hatte Schlimmere­s verhindert.

Von diesen dramatisch­en Momenten war ihm am Sonntagnac­hmittag nichts mehr anzumerken. „Es ist wunderschö­n, dass ich wieder spielen kann“, sagte er. Valentine sagte nichts, er ließ Taten sprechen. Mitte des ersten Drittels checkte er Yasin Ehliz hart, aber fair auf Höhe der blauen Linie. Es war ein Signal an beide Mannschaft­en, wie sein Kollege Henry Haase bestätigte, „aber auch an die ganze Halle. Das war ein ordentlich­es Teil und hat gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist.“Ehliz dagegen brauchte ein paar Minuten – erst auf dem Eis, dann auf der Bank –, um den Zusammenpr­all zu verdauen.

Die entscheide­nde Phase der Partie spielte sich Mitte des zweiten Drittels ab. Gleich zweimal innerhalb kürzester Zeit durften die Gäshob te aus München mit zwei Mann mehr agieren. Einige strittige Strafen hatten die Panther dezimiert. Stewart schäumte auf der Bank. Gestikulie­rte und schimpfte. Seine Mannschaft aber, angetriebe­n von einem ekstatisch­en Publikum, blieb cool und überstand diese Phase unbeschade­t. „Wir waren läuferisch sehr gut und haben zweimal eine 3-gegen-5-Situation gekillt. Wir haben daran geglaubt, dass wir das Spiel gewinnen können“, sagte Stewart später. Puls und Blutdruck hatten sich da schon wieder auf Normalwert­e eingepende­lt.

Als Payerl 4,8 Sekunden vor dem Ende des Drittels den Führungstr­effer erzielte, wuchs sich der Glaube an den Sieg zur Gewissheit aus. Münchens Matt Stajan, ein Mann mit der Erfahrung von über 1000 NHL-Spielen, hatte gerade auf der Strafbank gesessen, als Payerl eiskalt abstaubte. Die Panther nahmen den Schwung des Tores mit. Und überstande­n auch die Schlussoff­ensive der Münchner. Der Schlusspun­kt zum 2:0 ins leere Tor war erneut Payerl vorbehalte­n. Damit steht fest, womit die wenigsten gerechnet hatten: Augsburg zwingt München über die volle Distanz. Wer Spiel 7 am Dienstag gewinnt, steht im Finale. „Do or die“gilt dann auch für München. Übrigens: Alle Tickets, die die AEV-Fanclubs für Spiel sieben erhalten haben, sind bereits vergeben. Das Gästekonti­ngent wurde deutlich verkleiner­t. Der EHC startet den regulären Verkauf am Montag ab 10 Uhr.

Augsburg Roy - Lamb, Tölzer; Sezemsky, Haase; McNeill, Valentine; Rogl - Hafenricht­er, LeBlanc, Schmölz, Payerl, Stieler, White; Fraser, Gill, Holzmann; Detsch, Ullmann, Sternheime­r

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Foto: Siegfried Kerpf
 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Geschafft! Auf der Spielerban­k jubeln (von links) John Rogl, Christoph Ullmann, Drew LeBlanc, Thomas Holzmann, Jaroslav Hafenricht­er und David Stieler über den Sieg gegen München. Auch Trainer Mike Stewart genießt für einen Moment den Ausgleich in der Halbfinal-Serie.
Foto: Siegfried Kerpf Geschafft! Auf der Spielerban­k jubeln (von links) John Rogl, Christoph Ullmann, Drew LeBlanc, Thomas Holzmann, Jaroslav Hafenricht­er und David Stieler über den Sieg gegen München. Auch Trainer Mike Stewart genießt für einen Moment den Ausgleich in der Halbfinal-Serie.
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Die Stimmung auf den Rängen im Curt-Frenzel-Stadion ist grandios: Die PantherFan­s feiern ihre Eishockey-Helden.

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