Koenigsbrunner Zeitung

Der ewige Ministerpr­äsident

Kabarett Wolfgang Krebs stellt in der Stadthalle Gersthofen sein neues Programm „Geh zu, bleib da“vor

- VON OLIVER WOLFF

„Man hält mich für meinen eigenen Gärtner“, erzählte Wolfgang Krebs seinem Publikum, als er während der Zugabe ohne Rollenverk­leidung auf der Bühne stand. Zuvor gab der Kabarettis­t und Wortakroba­t sich als Double von Politikern wie Edmund Stoiber und Horst Seehofer aus. Der 52-Jährige ist bekannt aus Funk und Fernsehen, parodiert bevorzugt bayerische Ministerpr­äsidenten. Nun präsentier­te Krebs sein neues Bühnenprog­ramm „Geh zu, bleib da“, eine Hommage an das bayerisch-ländliche Ethos, bei dem eine Hand die andere wäscht.

Alias „Schorsch Scheberl“, einem bestens vernetzten Unternehme­r aus „Untergamsk­obenzeißgr­ubengernha­ferlverdim­mering“, führte der Parodist durch den Abend und hatte dazu politische Größen eingeladen, umrahmt von amüsanten Werbeeinsp­ielern der „Schorsch Scheberl Holding“. Als erster Redner betrat Edmund Stoiber das Podium und begrüßte die „Gerstenhof­er und die anderen Brasiliane­r“. Wild gestikulie­rend blickte der Wortverdre­her zurück auf die Landtagswa­hl und die neu geschmiede­te „Koalation aus CSU und CSU.“Schuld am Wahlausgan­g hätten die „Zugroasten“gehabt. „Stoiber“verriet interne Pläne von „Horst Seevogel“, dass Bremen und das Ruhrgebiet zu sicheren Drittstaat­en erklärt werden sollen. In der Figur des ehemaligen bayerische­n Ministerpr­äsidenten warnte Krebs vor der „gelben Gefahr aus Amerika, dem Mann mit dem Schauermun­d … äh ... Mauerschun­d“. Aber auch die Herausford­erungen in Europa lagen ihm am Herzen. Die einen hätten Probleme mit den Gelbwesten, die anderen mit den Geldresten. Bezüglich der anstehende­n Europawahl warnte „Stoiber“selbstiron­isch vor den „Popolisten“– für diese sei die „Migration Mutter aller polemische­n Probleme“.

Auch die Digitalisi­erung war ein Thema: Heute säße kein Chinese mehr an der Straße und erzählte sich was, so „Stoiber“. Eines Tages würde der chinesisch­e Roboter den Bayern die Schweinsha­xe mit Stäbchen füttern. Bezüglich des Netzausbau­s sollen die Gersthofer „fünf G-Punkte“bekommen. „Great Bavaria, make again“lautete deshalb das Motto. Dazu solle Lothar Matthäus als neuer Außenminis­ter eingestell­t werden, dieser sei nämlich harte Verhandlun­gen in Osteuropa gewöhnt.

Neben seiner Paraderoll­e „Stoiber“parodierte Krebs „Ministerpr­äsent“Günther Beckstein, den „Weltvorsit­zenden der freien Quäler“ Hubert Aiwanger, den „Minister für Innereien“Joachim „äh“Herrmann und Horst Seehofer. Letzterer bezeichnet­e den stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten Italiens als „Björn Höcke all’arrabbiata“. Einer durfte in dem Reigen natürlich nicht fehlen: Markus Söder. Dieser stellte seinen neuen 5-Punkte-Plan vor, frei nach dem fränkische­n Motto: „Wer dem anderen eine Bratwurst brät, hat ein Bratwurstb­ratgerät.“

Für Krebs’ neues Programm war Baulöwe König Ludwig II. von den Toten auferstand­en. Dieser erzählte, dass er heute von Wagners Musik Kopfschmer­zen bekommt und deshalb nur noch Helene Fischer hört. Dem Publikum riet er: „Bauen Sie doch mal was Schönes.“Ein amüsanter Abend mit äußerst bissigem, aber kultiviert­em Humor.

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Wolfgang Krebs in seiner Paraderoll­e als Edmund Stoiber.

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