Koenigsbrunner Zeitung

„Herz aus Gold“für die Ohren

Musik Vergangene Spielzeit eroberte das Stück das Publikum auf der Freilichtb­ühne. Nun ist die Besetzung noch einmal in Neusäß zusammenge­kommen. Bald gibt es das Fuggermusi­cal auch für zu Hause

- VON OLIVER WOLFF

Neusäß

„Aufnahme läuft, Ruhe bitte!“Gespannt und konzentrie­rt heben die Musiker der Augsburger Philharmon­iker ihre Instrument­e, Dirigent Ivan Demidov gibt den Einsatz. Nach einem kurzen Vorspiel setzt der Musicalsän­ger Chris Murray ein: „Hier also hat es begonnen, nun also bin ich wieder hier …“– wie wahr. Im vergangene­n Sommer auf der Freilichtb­ühne tauchte Murray schon einmal ganz in die Rolle des Jakob Fugger ein. Nun ist er wieder zurück, dieses Mal trägt er dabei allerdings kein Kostüm, sondern poppige Straßenkle­idung. Murray ist wieder da, weil das Staatsthea­ter das Fuggermusi­cal „Herz aus Gold“gerade als CD in der Originalbe­setzung einspielen lässt. Es hat etwas Kurioses, dass das speziell für Augsburg komponiert­e Musical nun erstmals seinen Weg über die Stadtgrenz­en hinaus gefunden hat. In der Stadthalle Neusäß haben in der vergangene­n Woche die Aufnahmen stattgefun­den. Dort traf sich die Originalbe­setzung des Fuggermusi­cals wieder, um die bewegte Lebens- und Liebesgesc­hichte des Jakob Fugger einzuspiel­en.

Kurzerhand wurde die Stadthalle in ein großes hollywood-ähnliches Tonstudio umfunktion­iert. 40 Mikrofone hat Jens Schünemann, ein renommiert­er Tonmeister aus Berlin, dazu aufgebaut. „Das Besondere an dieser Produktion ist, dass es kein Play-back gibt“, sagt der Aufnahmele­iter.

Alle Musiker, also Orchester, Band, Chor und Solisten, werden auf einmal aufgenomme­n, ohne Klick-Track und Kopfhörer. Dies sei das größtmögli­che Risiko zu scheitern, aber auch die größtmögli­che Chance, zusammen zu musizieren. Wenn etwas nicht passt, muss es noch einmal wiederholt werden.

Auch Ivan Demidov – der zweite Kapellmeis­ter des Staatsthea­ters Augsburg hatte bereits im letzten Sommer einige Aufführung­en des Musicals auf der Freilichtb­ühne dirigiert – meint: „Wir haben eine große Verantwort­ung. Jede Kleinigkei­t ist hörbar.“Bei einer Live-Aufführung sei dies durch die visuellen Eindrücke anders. Für das 28-jährige Dirigenten­talent ist es die erste große CD-Produktion.

„Augsburg nimmt es sehr ernst“, schwärmt Chris Murray, im Musical der Hauptdarst­eller von Jacob Fugger. Der 53-jährige gebürtige Amerikaner, der derzeit in Berlin wohnt, hält „Herz aus Gold“für ein Unikum. Es fühle sich nicht wie die millionste Verdi-Aufnahme an, das Werk sei für Augsburg gemacht worden, so beschreibt es der Sänger. Dass die Bewohner der Stadt das Musical in ihr Herz geschlosse­n haben, habe er erst kürzlich an der Supermarkt­kasse gemerkt: „Ach da ist ja der Fugger“, rief eine Frau ihm zu. Das sympathisc­he Arbeitsver­hältnis zum Dirigenten und den anderen Musikern hält Murray als einmalig. „Das spart Zeit und Nersagt Demidov augenzwink­ernd. Alle hätten große Freude, am Musical noch einmal zu feilen.

Über 34000 Zuschauer haben „Herz aus Gold“im vergangene­n Sommer gesehen. Die CD wird aber nicht die letzte Möglichkei­t sein, das Werk noch einmal zu hören. Im Sommer 2020 wird „Herz aus Gold“mit sieben Vorstellun­gen auf die Augsburger Freilichtb­ühne zurückkehr­en; Stand jetzt in der Stammbeset­zung mit Chris Murray, Roberta Valentini und Elke Kottmair.

Der Intendant des Staatsthea­ters, André Bücker, blickt aber bereits weiter voraus: „Wenn das Musical erneut so gut ankommt, können wir uns vorstellen, künftig jedes Jahr eine kleine Serie von fünf bis sechs Vorstellun­gen zu bringen.“Für das Staatsthea­ter wäre dies jedoch eine logistisch­e Herausford­erung, weil dann jeweils zwei große Produktion­en auf der Freilichtb­ühne zu sehen wären.

Für die CD-Produktion mussten anfangs ein paar Planungssc­hwierigkei­ten überwunden werden. Produzenti­n Iris Steiner vom Augsburger Label „Edition Befana“berichtet, dass länger nach einem Zeitraum gesucht wurde, an dem das Orchester mehrere Tage am Stück frei gehabt habe.

Letzte Woche war es soweit: Von Dienstag bis Samstag wurde ein 14-teiliges Best-of des Musicals von einem insgesamt 90-köpfigen Team aufgenomme­n. Nun werden die Aufnahmen geschnitte­n und bearbeitet. Die Stadt Augsburg, Regio Augsburg Tourismus, Klassik Radio und andere Sponsoren unterstütz­en das Projekt, berichtet Steiner. Auch Neusäß sei bei der Saalven“, miete entgegenge­kommen. „Alle haben uns gesagt, dieses Ding müsst ihr machen.“Schließlic­h sei „Herz aus Gold“geradezu das Augsburger Musical.

Komponist Stephan Kanyar ist bei der Produktion ebenfalls mit von der Partie; er saß während der Aufnahme am Flügel. „Zwei mal 50 Minuten gehen leider auf keine CD, deshalb mussten wir die Highlights auswählen“, sagt er. Für die Solisten, den Chor und das Orchester findet der Musicalkom­ponist nur lobende Worte. Es werde ein enormer Aufwand betrieben, die Augsburger Fans können sich deshalb auf eine hochprofes­sionelle CD-Aufnahme freuen, so Kanyar. Die CD soll noch in diesem Jahr am 1. Oktober erscheinen. Einen Tag zuvor wird es im Kongress am Park ein ReleaseKon­zert geben.

 ??  ?? Chris Murray gibt vollen Einsatz und wird ganz Jakob Fugger, auch wenn er bei den CD-Aufnahmen in der Stadthalle Neusäß kein Kostüm trug. Dort wurde in der vergangene­n Woche das Fuggermusi­cal „Herz aus Gold“in der Originalbe­setzung eingespiel­t.
Chris Murray gibt vollen Einsatz und wird ganz Jakob Fugger, auch wenn er bei den CD-Aufnahmen in der Stadthalle Neusäß kein Kostüm trug. Dort wurde in der vergangene­n Woche das Fuggermusi­cal „Herz aus Gold“in der Originalbe­setzung eingespiel­t.

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