„Herz aus Gold“für die Ohren
Musik Vergangene Spielzeit eroberte das Stück das Publikum auf der Freilichtbühne. Nun ist die Besetzung noch einmal in Neusäß zusammengekommen. Bald gibt es das Fuggermusical auch für zu Hause
Neusäß
„Aufnahme läuft, Ruhe bitte!“Gespannt und konzentriert heben die Musiker der Augsburger Philharmoniker ihre Instrumente, Dirigent Ivan Demidov gibt den Einsatz. Nach einem kurzen Vorspiel setzt der Musicalsänger Chris Murray ein: „Hier also hat es begonnen, nun also bin ich wieder hier …“– wie wahr. Im vergangenen Sommer auf der Freilichtbühne tauchte Murray schon einmal ganz in die Rolle des Jakob Fugger ein. Nun ist er wieder zurück, dieses Mal trägt er dabei allerdings kein Kostüm, sondern poppige Straßenkleidung. Murray ist wieder da, weil das Staatstheater das Fuggermusical „Herz aus Gold“gerade als CD in der Originalbesetzung einspielen lässt. Es hat etwas Kurioses, dass das speziell für Augsburg komponierte Musical nun erstmals seinen Weg über die Stadtgrenzen hinaus gefunden hat. In der Stadthalle Neusäß haben in der vergangenen Woche die Aufnahmen stattgefunden. Dort traf sich die Originalbesetzung des Fuggermusicals wieder, um die bewegte Lebens- und Liebesgeschichte des Jakob Fugger einzuspielen.
Kurzerhand wurde die Stadthalle in ein großes hollywood-ähnliches Tonstudio umfunktioniert. 40 Mikrofone hat Jens Schünemann, ein renommierter Tonmeister aus Berlin, dazu aufgebaut. „Das Besondere an dieser Produktion ist, dass es kein Play-back gibt“, sagt der Aufnahmeleiter.
Alle Musiker, also Orchester, Band, Chor und Solisten, werden auf einmal aufgenommen, ohne Klick-Track und Kopfhörer. Dies sei das größtmögliche Risiko zu scheitern, aber auch die größtmögliche Chance, zusammen zu musizieren. Wenn etwas nicht passt, muss es noch einmal wiederholt werden.
Auch Ivan Demidov – der zweite Kapellmeister des Staatstheaters Augsburg hatte bereits im letzten Sommer einige Aufführungen des Musicals auf der Freilichtbühne dirigiert – meint: „Wir haben eine große Verantwortung. Jede Kleinigkeit ist hörbar.“Bei einer Live-Aufführung sei dies durch die visuellen Eindrücke anders. Für das 28-jährige Dirigententalent ist es die erste große CD-Produktion.
„Augsburg nimmt es sehr ernst“, schwärmt Chris Murray, im Musical der Hauptdarsteller von Jacob Fugger. Der 53-jährige gebürtige Amerikaner, der derzeit in Berlin wohnt, hält „Herz aus Gold“für ein Unikum. Es fühle sich nicht wie die millionste Verdi-Aufnahme an, das Werk sei für Augsburg gemacht worden, so beschreibt es der Sänger. Dass die Bewohner der Stadt das Musical in ihr Herz geschlossen haben, habe er erst kürzlich an der Supermarktkasse gemerkt: „Ach da ist ja der Fugger“, rief eine Frau ihm zu. Das sympathische Arbeitsverhältnis zum Dirigenten und den anderen Musikern hält Murray als einmalig. „Das spart Zeit und Nersagt Demidov augenzwinkernd. Alle hätten große Freude, am Musical noch einmal zu feilen.
Über 34000 Zuschauer haben „Herz aus Gold“im vergangenen Sommer gesehen. Die CD wird aber nicht die letzte Möglichkeit sein, das Werk noch einmal zu hören. Im Sommer 2020 wird „Herz aus Gold“mit sieben Vorstellungen auf die Augsburger Freilichtbühne zurückkehren; Stand jetzt in der Stammbesetzung mit Chris Murray, Roberta Valentini und Elke Kottmair.
Der Intendant des Staatstheaters, André Bücker, blickt aber bereits weiter voraus: „Wenn das Musical erneut so gut ankommt, können wir uns vorstellen, künftig jedes Jahr eine kleine Serie von fünf bis sechs Vorstellungen zu bringen.“Für das Staatstheater wäre dies jedoch eine logistische Herausforderung, weil dann jeweils zwei große Produktionen auf der Freilichtbühne zu sehen wären.
Für die CD-Produktion mussten anfangs ein paar Planungsschwierigkeiten überwunden werden. Produzentin Iris Steiner vom Augsburger Label „Edition Befana“berichtet, dass länger nach einem Zeitraum gesucht wurde, an dem das Orchester mehrere Tage am Stück frei gehabt habe.
Letzte Woche war es soweit: Von Dienstag bis Samstag wurde ein 14-teiliges Best-of des Musicals von einem insgesamt 90-köpfigen Team aufgenommen. Nun werden die Aufnahmen geschnitten und bearbeitet. Die Stadt Augsburg, Regio Augsburg Tourismus, Klassik Radio und andere Sponsoren unterstützen das Projekt, berichtet Steiner. Auch Neusäß sei bei der Saalven“, miete entgegengekommen. „Alle haben uns gesagt, dieses Ding müsst ihr machen.“Schließlich sei „Herz aus Gold“geradezu das Augsburger Musical.
Komponist Stephan Kanyar ist bei der Produktion ebenfalls mit von der Partie; er saß während der Aufnahme am Flügel. „Zwei mal 50 Minuten gehen leider auf keine CD, deshalb mussten wir die Highlights auswählen“, sagt er. Für die Solisten, den Chor und das Orchester findet der Musicalkomponist nur lobende Worte. Es werde ein enormer Aufwand betrieben, die Augsburger Fans können sich deshalb auf eine hochprofessionelle CD-Aufnahme freuen, so Kanyar. Die CD soll noch in diesem Jahr am 1. Oktober erscheinen. Einen Tag zuvor wird es im Kongress am Park ein ReleaseKonzert geben.