Quereinsteigerin mischt Bürgermeisterwahl auf
Politik Geschäftsfrau Gloria Lipert hat in Mering lange zugeschaut und kommt zum Ergebnis: Das kann man besser machen. Kritiker werfen der Bewerberin für den Rathaussessel vor, rechten Gruppierungen nahe zu stehen
Mering
Gloria Lipert ist Friseurmeisterin und betreibt seit einigen Jahren den Salon Artistic Barber. Interessiert verfolgte die heute
31-jährige Geschäftsfrau die Entwicklung Merings und vor allem des Zentrums. In den vergangenen Jahren mussten hier wie in vielen Orten etliche Läden schließen. „Viele Bürger ärgern sich darüber, dass immer nur geredet und geplant wird, aber nichts wirklich vorwärts geht“, sagt die
31-Jährige. Daran möchte Gloria Lipert, die in Neusäß lebt, nun etwas ändern. Mit der Ankündigung für das Bürgermeisteramt in Mering zu kandidieren, hat sie in der Marktgemeinde für mächtig Aufsehen gesorgt. Denn zuvor ist sie politisch nicht in Erscheinung getreten.
Doch auch die Kandidatur politischer Quereinsteiger ist von der bayerischen Gemeindeordnung abgedeckt – sofern einige Voraussetzungen erfüllt sind. Größte Hürde dürfte es werden, innerhalb von nicht einmal zwei Monaten die nötigen 180 Unterstützer-Unterschriften im Rathaus zu sammeln. Gloria Lipert wirbt daher jetzt schon für ihre Kandidatur. Ihre HochglanzBroschüren am Meringer Bahnhof waren schnell vergriffen. Doch bei einer ersten Infoveranstaltung in ihrem Salon kamen nur drei Besucher.
Trotzdem hatte die Anwärterin auf den Rathaussessel eigens einen Sicherheitsdienst engagiert. Und dieser facht Gerüchte an, die seit Bekanntwerden ihrer Kandidatur kursieren. Kritiker werfen der 31-Jährigen wie auch dem Sicherheitsdienst Vigtherius aus Gilching nämlich vor, rechten Gruppierungen nahe zu stehen. In Facebook-Einträgen hatte die Friseurmeisterin zudem vor einer Islamisierung Deutschlands gewarnt. Die Vorwürfe weist sie im Gespräch mit unserer Zeitung jedoch von sich. Sie sei katholisch und komme aus einer religiösen Familie: „Für mich ist Gottes Wort ein persönliches Anliegen. Das hat aber keineswegs mit einer rechten Gesinnung zu tun“. Ebenso weise der Sicherheitsdienst die Vorwürfe zurück. Vielmehr vermutet die Kandidatin, dass mit unfairen Mitteln gegen sie Stimmung gemacht werde. „Ich finde, das ist kein sauberer Wahlkampf“, sagt sie.
In ihrem Wahlprogramm legt die 31-Jährige ihren Schwerpunkt auf die Ortsgestaltung – mit kühnen Plänen: Sie stellt sich einen ringförmigen Boulevard ums Zentrum vor. Der eigentliche Ortskern soll zur Fußgängerzone werden. Häuser, die dabei im Weg stehen, sollen abgerissen werden. Die Kosten für ihren Boulevard Mering schätzt sie auf 50 Millionen Euro. Etwa die Hälfte hofft sie, über Zuschüsse zu refinanzieren. Außerdem will sie Gebühren und Steuern erhöhen, bei den laufenden Ausgaben einsparen und neue Einkünfte etwa durch den Verkauf eines Boulevard-Magazins schaffen. Dennoch erscheint das Vorhaben insgesamt eher unrealistisch für eine finanzschwache Kommune wie Mering, die nach derzeitiger Haushaltsplanung auch ohne Boulevard auf einen Schuldenstand von 16 Millionen Euro bis 2022 kommt. Das wird sie sich auch von ihren Konkurrenten im Wahlkampf vorhalten lassen müssen. Denn andere haben ebenfalls schon Interesse am Rathaussessel bekundet. parteiunabhängige Interessenten
offizielle Bekanntmachung der Wahl am 15. März 2020. gründen, eine Gruppierung
Für die CSU geht deren Ortsvorsitzender und zweiter Bürgermeister Florian Mayer ins Rennen, für die SPD der Pöttmeser Geschäftsstellenleiter Stefan Hummel und für die Grünen die Fraktionssprecherin im Gemeinderat Petra von Thienen.
Kühne Pläne für das Ortszentrum
Der Weg zur Kandidatur