Koenigsbrunner Zeitung

Müllsammel­n als Hobby

Umwelt 55 Geocacher haben am Samstag rund um den Innovation­spark die Natur gereinigt. Neben Tüten, Altöl und einer Möbelgarni­tur haben sie sogar einen kuriosen Schatz gefunden. Offenbar handelt es sich dabei um Diebesgut

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Geocaching ist eine Art Schatzsuch­e mithilfe eines GPS-Gerätes. Die „Schätze“, die 55 Geocacher am Samstag rund um den Innovation­spark zusammenge­tragen haben, werden wohl keinen Platz in irgendeine­r Sammlung finden – dafür ist die Gegend jetzt wieder sauber und frei von Müll. Im Rahmen der Aktion „Augsburg – Sauber ist in“, haben die Mitglieder der GeocacherG­emeinschaf­t zwei Stunden lang Straßenrän­der und Felder abgelaufen und von Müll befreit.

Die Müllsammle­r, die hier zugange sind, sind bestens ausgerüste­t. Neben den obligatori­schen Handschuhe­n und blauen Müllsäcken haben fast alle lange Greifzange­n dabei, mit denen sie kleinere Abfälle aufsammeln können, ohne sich zu bücken. Die Zangen gehören zur Grundausst­attung ambitionie­rter Geocacher, sagt Ute Wager vom „Team Erdferkel“, wie ihre Gruppe in Cacherkrei­sen heißt. „Normalerwe­ise nutzen wir die Zangen, um höher gelegene Caches zum Beispiel aus Bäumen zu angeln“, erklärt sie. „Caches“sind kleine Gegenständ­e, die von einzelnen Mitglieder­n an interessan­ten Plätzen versteckt werden. Der Ort wird über GPS-Koordinate­n im Internet veröffentl­icht, damit die anderen Geocacher den Schatz wie bei einer Schnitzelj­agd suchen können.

Ute Wager ist mit Freunden aus Ulm angereist, um hier in Augsburg aufzuräume­n. Andere Geocacher an diesem Tag kommen aus Weilheim, Aalen oder Landsberg. Dass sie die weite Anreise auf sich genommen haben, hat nicht nur mit ihrer Umweltlieb­e zu tun. Denn Müllsammel­n ist eine der Tätigkeite­n, die als regelmäßig­es Event von der Geocaching-Community organisier­t werden – und für die es eine Art „Fleißbildc­hen“im Internetpr­ofil gibt, wenn man daran teilnimmt. Das Event nennt sich „Cito“, was für „Cash in, trash out“steht, also das Hinterlege­n eines Schatzes und Mitnehmen von Müll. „Die Natur ist unser Spielfeld, deshalb wollen wir sie auch sauber halten“, erklärt der Organisato­r der Aktion, Philipp Huber. Er hat die zu säubernde Fläche ausgewählt und die Community zu dem „Cito“eingeladen. „Eigentlich wollte ich an der Wertach am Gögginger Wäldchen sammeln lassen – aber seit die Stadt dort Mülleimer aufgestell­t hat, ist die Gegend sauber“, berichtet er.

Das sei vor zwei Jahren, als sie zum letzten Mal dort aufgeräumt haben, noch ganz anders gewesen. Für den 22-jährigen Studenten ist das Müllsammel­n eine willkommen­e Abwechslun­g. „Wenn man einen Zehn-Kilo-Müllsack schleppt, hat man das tolle Gefühl, wirklich etwas geleistet zu haben“, sagt er. Die Geocacher sind in vier Teams unterwegs. Jeder Teamleiter hat eine Karte, auf der sein Einsatzgeb­iet verzeichne­t ist. Auf diese Weise können die Teilnehmer ein Gebiet von den Sportplätz­en der Uni im Norden bis zur WWK-Arena und weiter zum XXXLutz im Süden abdecken. Dass sie sich verlaufen, ist unwahrsche­inlich. Kartenlese­n gehört schließlic­h zum Hobby.

Jörg Reppenhage­n vom „Team EDMA“ist auf dem Grünstreif­en hinter der B17 unterwegs. In seinem Müllsack stapeln sich Plastiktüt­en. Und McDonald’s-Verpackung­en. „Es ist schon bemerkensw­ert, was die Leute aus dem Auto werfen“, sagt er. Auch er findet die „Cito“-Events gut. „Wir tun etwas für die Gemeinscha­ft und haben Spaß dabei. Nach zwei Stunden ist die Ausbeute beachtlich. Rund 60 Müllsäcke stapeln sich am Sammelplat­z. Von Bauschutt über Styroporpl­atten bis zu Kanistern mit Altöl ist alles dabei. Sogar eine Möbelgarni­tur stand in der Landschaft. Und einen kleinen „Schatz“haben die Geocacher dann letztendli­ch auch noch gefunden. In einem Gebüsch liegen Personalau­sweis, Bahncard, Spenderaus­weis und weitere persönlich­e Dokumente. Offenbar das Versteck eines Taschendie­bs. Dieser Schatz wandert dann auch auf dem kürzesten Weg zu der Polizei. So hat der Bestohlene am Ende wohl auch noch etwas von der Aktion.

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Vor allem verwehte Plastiktüt­en sammelten die Geocacher auf den Wiesen am Innovation­spark ein. Doch auch eine Möbelgarni­tur fanden sie im Gelände.
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Der Augsburger Student Philipp Huber hat das Geocaching-Event zum Müllsammel­n organisier­t.

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