Ein Fotograf, der seine Leidenschaft lebt
Ausstellung Rund 450 Menschen wollten die feierliche Eröffnung der Ausstellung „Wendejahre“im Goldenen Saal miterleben. Dort machte Daniel Biskup gleich ein paar Fotos
Wenn es um Events mit Stars und Prominenten geht, kann Augsburg vielleicht nicht mit Berlin mithalten. Um den Goldenen Saal als Rahmen für eine Ausstellungseröffnung dürfte man Augsburg in der Hauptstadt allerdings beneiden. Und mit Fotograf Daniel Biskup und dem Berliner Schauspieler Winfried Glatzeder gab es am Samstag genügend Prominenz für einen vergnüglichen Abend, an dem aber auch die leisen Töne nicht zu kurz kamen.
Den Augsburger Fotojournalisten Daniel Biskup sieht man nur selten ohne seine Kamera. Selbst im Goldenen Saal, beim Auftakt zu seiner Fotoausstellung „Wendejahre“, hatte „das Auge der Deutschen Einheit“, wie Biskup auch betitelt wird, stets sein Arbeitswerkzeug zur Hand. Während die Gäste noch nach ihren Plätzen suchten, sah man Biskup die Veranstaltung dokumentieren, Menschengruppen zusammenstellen und Porträts aufnehmen. Arbeit an diesem Abend? „Ich arbeite nicht“, erklärte der Fotograf. „Ich habe das Glück, in meinem ganzen Leben noch nie gearbeitet zu haben – ich tue einfach, was ich liebe!“
Biskup ist ein Fotograf, der für seine Berufung lebt – und dabei ordentliche Spesenabrechnungen produziert, weil er für das „perfekte Bild“eben solange rausfährt, bis es im Kasten ist, wie
Gregor Peter Schmitz als Moderator der Gesprächsrunde scherzhaft anmerkte.
Wie kein zweiter Fotograf habe Daniel Biskup den Prozess der Wiedervereinigung in Deutschland dokumentiert, sagte der Direktor der Kunstsammlungen Christof TreAZ-Chefredakteur in seiner Eröffnungsrede. Auch die Umbruchphase in der Sowjetunion begleitete Biskup mit seiner Kamera. Eine Auswahl dieser Bilder zeigt die Ausstellung, die noch bis zum 30. Juni im Schaezlerpalais zu sehen ist.
Die Fotografien vom Mauerfall, von Politikern und einfachen Bürgern faszinieren und berühren die Menschen. Mit 450 Besuchern war der Goldene Saal fast bis auf den letzten Platz besetzt. Eingeladen hatten neben den städtischen Kunstsammlungen auch die zahlreichen Sponsoren, die gerne ihren Beitrag für die Ausstellung von Biskups Fotokunst leisteten. „Ich kenpesch ne und liebe Daniel Biskups Arbeit seit 20 Jahren“, sagte etwa Sponsorin Isabell Ringeisen am Rand der Veranstaltung. „Er erzählt Geschichten in Bildern und lässt uns mit seiner Dokumentation direkt an den Wendejahren teilhaben“, so die Schmuckhändlerin. Birgit Gloßner, die an dem großen Fotobuch zur Ausstellung beteiligt ist, hat 30 Zahnarztpraxen zu der Veranstaltung eingeladen. „Die Mitarbeiter sollten einmal raus aus der Dentallabor-Welt – die Einladung wurde toll angenommen“, freut sie sich.
Unter den Gästen waren unter anderem Augsburgs Alt-OB und Ehrenbürger Peter Menacher mit seiner Frau. Aus Berlin zu einem Grußwort angereist war Michelle Müntefering, Ehefrau von Franz Müntefering und Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt. Ein weiterer Redner war Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU).
In der Diskussionsrunde plauderten Daniel Biskup, Winfried Glatzeder und Gregor Peter Schmitz über die Ereignisse vor 30 Jahren. Während Biskup von seiner Entscheidung erzählte, statt als Student in der Uni die Geschichte am 4. November 1989 lieber live am Alexanderplatz zu erleben, berichtete der Ost-Berliner Glatzeder von den Befindlichkeiten der Ostdeutschen zu dieser Zeit, von Ängsten und Hoffnungen und dem Systemunterschied zwischen Ost- und Westdeutschland, der teilweise bis heute nachwirke. „Toll, dass die Westdeutschen zugelassen haben, dass wir jetzt von einer DDR-Pastorentochter unterrichtet werden. Das ist auch Integration“, sagte er in Bezug auf Angela Merkel – und hatte die Lacher auf seiner Seite.
Der Abend klang im Schaezlerpalais aus, wo sich die Gäste bei Häppchen und Sekt einen ersten Eindruck von der Ausstellung machen konnten.
augsburger-allgemeine.de/bilder