Ein Planungsmuseum für Schwabmünchen
Veranstaltung Beim ersten Starkbierfest der Stadtmusikkapelle begeistert Heinz Schwarzenbacher als Fastenprediger. Warum Bürgermeister Lorenz Müller eine längere Amtszeit braucht und Landrat Martin Sailer kritisiert wird
Schwabmünchen
Mit zwei festen Schlägen rammte Bürgermeister Lorenz Müller den Zapfhahn zum Festbieranstich in das Fass. Genauso treffsicher schlug die Fastenpredigt vom Schwabmünchner Bruder Barnabas alias Heinz Schwarzenbacher beim ersten Starkbierfest der Stadtmusikkapelle ein.
Unter den rund 200 Besuchern versammelten sich zahlreiche Vertreter aus Kommunalpolitik, Vereinen und Wirtschaft im Pfarrsaal in der Erwartung, ihren gesellschaftlichen Stellenwert innerhalb der Kommune durch Erwähnung in der Rede bestätigt zu bekommen. „Nahezu alle Gäste waren Schwabmünchner; zu den angesprochenen Themen brauchte ich nicht lange hinführen“, sagte Schwarzenbacher nach seiner geradlinigen, authentischen, teilweise scharfen und auf den Punkt gebrachten Rede. Dass er nicht der Mensch sei, der um den heißen Brei herumrede und die Dinge beim Namen nenne, belohnte das Publikum mit häufigem Beifall zwischen den Themenblöcken und donnernden Applaus am Ende. „Lieber Lorenz, wenn du noch all die Versprechen erfüllen möchtest, die du als Bürgermeister gemacht hast, musst du noch mindestens weitere zwölf Jahre deinen Dienst tun“, sprach der Festredner direkt Müller an und eröffnete den Reigen der derbleckten lokalen Politgrößen.
Altlandrat Karl Vogele sah sich mit der Frage konfrontiert, was er in seiner Amtszeit nachmittags so getrieben habe. Immerhin bewies der gewählte Nachfolger und gleichzeitige Bezirkstagspräsident Martin Sailer, dass der Landratsposten eine Halbtagesaufgabe sei. „Ein Amt leidet unter dem anderen. Ich habe kein Verständnis für die Doppeltätigkeit. Das muss mal gesagt werden“, formulierte Bruder Barnabas erstaunlich scharf und ohne Anzeichen von Humor die Ämterhäufung Sailers. Beim Vergleich Schwabmünchens mit der Landeshauptstadt München ging eindeutig die Stadt an der Singold als Gewinner hervor. „Was ist der Englische Garten gegen den Luitpoldpark und die Wiesn gegen den Michaelimarkt? Wir haben ebenfalls eine Nähe zu Hügeln und Bergen; und diese sogar in der Stadt, wie der Hügel beim Haus des Stadtbaumeisters Stefan Michelfeit beweist“, sagte Schwarzenbacher unter dem Gejohle der Gäste.
Hans Nebauer („Eine Mischung aus einem alten Seehund und einer bayerischen Randfichte“), Felix Rau („Er ist Organspender. Dreiviertel seiner Haare hat er schon gespendet“) sowie die Liedertafel („Alle unter 60 Jahren bezahlen dort noch den Jugendbeitrag“) bekamen neben zahlreichen anderen Personen und Vereinen die Karten gelegt. Den Vergleich zwischen den Baumaßnahmen am alten Rathaus und dem Berliner Flughafen kommentierte er trocken: „Die in Berlin haben schon angefangen.“
Weiter schlug Schwarzenbacher vor, ein Planungsmuseum einzurichten, nachdem er rund zehn geplante Vorhaben in der Stadt aufzählte, die bis jetzt nicht umgesetzt seien. Der Applaus am Schluss ehrte einen einstündigen Festvortrag, der, gespickt mit Fakten, scharfem Humor und geprägt durch Schwarzenbachers spürbarer Liebe zu seiner Heimat, der Prominenz der Stadt den Spiegel vorgehalten hatte.
Zuvor hatte eine kleine Formation der Stadtmusikkapelle unter Wolfgang Siegert im Saal für die zünftige Atmosphäre gesorgt. Mit einem „Biertischgespräch“führte die Theatergruppe des Kunstvereins die Besucher in den humoristischen Teil des Abends ein. Kerstin Thieler-Küchle, Joachim Stork, Alfred Vogler und Jürgen Reichardt sinnierten über Bier und brachten das Publikum mit einer farbigen Sammlung von Witzen und Aphorismen über das Getränk zum Lachen. „Der Abend und insbesondere die Rede von Heinz Schwarzenbacher waren einmalig“, freute sich Vereinsvorsitzender Peter Schäfer. Bürgermeister Lorenz Müller fand sich sehr gut getroffen und folgerte: „Es war grandios. Eine Wahnsinnsarbeit, die sich der Redner gemacht hat.“
„Ich kenn den Schwarzenbacher. Er hat eine besondere Art, Sachen auf den Punkt zu bringen. Er hat Niemanden geschont, den er treffen wollte“, fasste Karl Vogele kurz zusammen. Mit der Musik der Hinterdürler-Musikanten klang die Premiere der Veranstaltung langsam aus.