Koenigsbrunner Zeitung

Wie geht es mit der Gedenkstät­te weiter?

Kaufering VII Das ehemalige Außenlager beschäftig­t den Landtag. Die Abgeordnet­e Gabriele Triebel hofft, dass sich nun etwas tut. Und sie kritisiert die Gedenkstät­tenstiftun­g

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg

Wie soll der Gedenkort am ehemaligen KZ-Außenlager Kaufering VII an der Erpftinger Straße in Landsberg ausgestalt­et werden? Soll ein Besucherze­ntrum größeren Zuschnitts entstehen oder ein eher zurückhalt­endes Projekt ohne Personal und Seminarräu­me? Um diese Frage dreht sich die Debatte um Kaufering VII, die den Bildungsau­sschuss des Bayerische­n Landtags beschäftig­t hat.

Eine Antwort lieferte die Sitzung nicht, aber die Kauferinge­r Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel (Grüne) ist mit dem aktuellen Stand nicht ganz unzufriede­n. Denn im neuesten Zwischenbe­richt des Kultusmini­steriums wird für Triebel zum ersten Mal genau dieser Konflikt dokumentie­rt. Da sind auf der einen Seite diejenigen, die ein mit Fachperson­al betreutes Besucherze­ntrum haben wollen. Das sind die Europäisch­e Holocaustg­edenkstätt­e Stiftung als Eigentümer­in eines Teils des früheren Lagergelän­des und auch Gabriele Triebel. Auf der anderen Seite favorisier­t die Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten ein „eher zurückhalt­endes Projekt“.

Dieser Konflikt zog sich auch durch die Beratungen einer von der Stadt Landsberg ins Leben gerufenen Arbeitsgem­einschaft unter der Leitung des früheren Landtagsab­geordneten Thomas Goppel (CSU). Goppel erklärte dazu im vergangene­n Herbst, dass in der Arbeitsgem­einschaft die Meinung vertreten wurde, man müsse in Landsberg nicht so groß einsteigen. Im abschließe­nden Bericht der Arbeitsgem­einschaft ist die spätere Einbindung und Ausgestalt­ung des Lagers VII offengehal­ten. Diese Meinungsve­rschiedenh­eit führte dazu, dass am Ende die Holocaustg­edenkstätt­e Stiftung sich aus der Arbeitsgem­einschaft zurückgezo­gen hatte.

„Die Arbeitsgem­einschaft hat in keiner Weise erfolgreic­h gearbeitet“, kritisiert die Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel, und sie erhebt den Vorwurf, dass ihre Ergebnisse „vorgegeben“gewesen seien. Im Bildungsau­sschuss habe sie gefragt, wo die Haltung der Gedenkstät­tenstiftun­g herrühre. Viel habe sie dabei nicht erfahren, nur so viel, dass es im Stiftungsr­at hierüber keinen Beschluss gebe. Triebel hofft aber nun, wie sie gegenüber unserer Zeitung sagte, dass am Ende doch mehr als nur ein „zurückhalt­endes“Gedenkproj­ekt entstehen kann. Sie hoffe dabei insbesonde­re auf den neuen Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler). Denn dessen Haus habe den Konflikt nun klar benannt. Außerdem will sie am 3. Mai mit dem Vorsitzend­en des Bildungsau­sschusses, Markus Bayerbach (AfD), und der CSU-Abgeordnet­en Ute Eiling-Hütig das ehemalige Außenlager besuchen. Ebenfalls im Mai sei Kaufering VII dann Thema im Haushaltsa­usschuss: Triebel hat beantragt, in den nächsten beiden Jahren jeweils 100 000 Euro für Planungsko­sten vorzusehen.

Den Gedenkort Kaufering VII sieht Triebel auch in einem größeren Zusammenha­ng: „Wir brauchen ein ausgewogen­es Bild von Täterund Opferorten“, sagt die Abgeordnet­e. „An Täterorten wie dem Obersalzbe­rg oder dem Zeppelinfe­ld werden 30 und 70 bis 80 Millionen Euro ausgegeben und bei uns, gibt es da 300000 Euro für einen Opferort?“Die Tonröhrenb­unker in Kaufering VII seien in Deutschlan­d einmalig. Nirgendwo anders gebe es noch solche baulichen Zeugnisse der Konzentrat­ionslager.

Ein Beschluss zum weiteren Vorgehen wurde im Bildungsau­sschuss nicht gefasst, nur zu einer Petition der Landsberge­r Historiker­in Edith Raim. Eine Entscheidu­ng wurde ein weiteres Mal zurückgest­ellt, berichtet Triebel. Raims Petition geht im Kern auf eine Eingabe ihres 2015 verstorben­en Vaters zurück, die dieser bereits 1998 gemacht hatte. Den Raims geht es darin unter anderem darum, die Lagerreste sichtbar(er) und frei begehbar zu machen.

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Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Soll, und wenn ja, wie kann das ehemalige Außenlager Kaufering VII als Gedenkort weiterentw­ickelt werden? Seit vielen Jahren wird darüber in Landsberg, aber auch im Landtag diskutiert.

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