Koenigsbrunner Zeitung

Geld-Domina erpresst ihren Kunden

Prozess gibt Einblicke in skurrile Szene

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Im Internet beschrieb sich die 34-jährige Frau aus dem Raum Augsburg als „gnadenlose Geldherrin“. Und sie ließ genau durchblick­en, um was es ihr ging: „Dein hart verdientes Geld ist mein Luxus.“Tatsächlic­h fand sich im Internet ein Mann, der dazu bereit war, sich als „Zahlsklave“der Frau zu unterwerfe­n – zu seiner Befriedigu­ng. Er zahlte insgesamt rund 3000 Euro an die 34-Jährige, wollte aber irgendwann aussteigen. Weil die „GeldDomina“ihn dann aber erpresste, um weiter an Geld zu kommen, musste sie sich nun vor dem Augsburger Amtsgerich­t verantwort­en.

Der Prozess am Freitag gab Einblick in eine Szene, die nur wenigen bekannt ist. Die Kontakte kommen vor allem übers Internet zustande. Es geht darum, dass sich Menschen einer anderen Person finanziell unterwerfe­n, um daraus eine Befriedigu­ng zu erlangen. Es gibt Gruppen im Netzwerk Facebook, bei denen Teilnehmer Kassenzett­el ihrer Einkäufe veröffentl­ichen und andere dann dafür zahlen. Es gibt spezielle Internetse­iten, auf denen „Geldherrin­nen“nach „Zahlsklave­n“suchen. Die Angeklagte sagt, sie sei aus Neugier in die Szene hinein gerutscht. Ihr „Sklave“, ein 27-jähriger Mann aus Österreich, habe ihr erzählt, dass er sogar an mehrere Frauen zahle. Teils sei sein Einkommen von rund 3500 Euro schon am Monatsanfa­ng aufgebrauc­ht gewesen. Es gehört oft dazu, dass die „Geldherrin“ihren „Sklaven“beschimpft, beleidigt und erniedrigt – in diesem Fall war es auch so.

Als der Österreich­er den Kontakt abbrechen wollte, weil ihm das Geld ausging, ließ die verheirate­te Frau aus dem Raum Augsburg nicht locker. Sie drohte ihm an, seinen Eltern von seinem Doppellebe­n zu erzählen. Und sie veröffentl­iche ein Foto des Mannes sowie seine Telefonnum­mer und ein Foto seiner Bankkarte im Online-Dienst Twitter. Einmal zahlte der 27-Jährige noch, als sie ihn aber erneut erpresste, ging er zur Polizei. Im Februar durchsucht­en Kripobeamt­e dann die Wohnung der Frau in einer Stadt im Augsburger Umland. Schon damals zeigte sich die 34-Jährige reuig. Auch vor Gericht räumte sie ein: „So etwas macht man nicht.“Sie sei mittlerwei­le aus der Szene ausgestieg­en, arbeite als Friseurin und kümmere sich um ihre Tochter. Zudem erwarte sie ein zweites Kind.

Richterin Ute Bernhard verurteilt­e die mehrfach vorbestraf­te Frau zu einer Bewährungs­strafe von neun Monaten. Ihr Verhalten sei in höchstem Maß verwerflic­h gewesen. „Sie haben jemanden, der schwach ist, als Melkkuh benutzt“, sagte die Richterin. Der Mann hatte den Ermittlern berichtet, er habe wegen dieser Situation zeitweise auch Suizidgeda­nken gehabt.

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