Geld-Domina erpresst ihren Kunden
Prozess gibt Einblicke in skurrile Szene
Augsburg Im Internet beschrieb sich die 34-jährige Frau aus dem Raum Augsburg als „gnadenlose Geldherrin“. Und sie ließ genau durchblicken, um was es ihr ging: „Dein hart verdientes Geld ist mein Luxus.“Tatsächlich fand sich im Internet ein Mann, der dazu bereit war, sich als „Zahlsklave“der Frau zu unterwerfen – zu seiner Befriedigung. Er zahlte insgesamt rund 3000 Euro an die 34-Jährige, wollte aber irgendwann aussteigen. Weil die „GeldDomina“ihn dann aber erpresste, um weiter an Geld zu kommen, musste sie sich nun vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten.
Der Prozess am Freitag gab Einblick in eine Szene, die nur wenigen bekannt ist. Die Kontakte kommen vor allem übers Internet zustande. Es geht darum, dass sich Menschen einer anderen Person finanziell unterwerfen, um daraus eine Befriedigung zu erlangen. Es gibt Gruppen im Netzwerk Facebook, bei denen Teilnehmer Kassenzettel ihrer Einkäufe veröffentlichen und andere dann dafür zahlen. Es gibt spezielle Internetseiten, auf denen „Geldherrinnen“nach „Zahlsklaven“suchen. Die Angeklagte sagt, sie sei aus Neugier in die Szene hinein gerutscht. Ihr „Sklave“, ein 27-jähriger Mann aus Österreich, habe ihr erzählt, dass er sogar an mehrere Frauen zahle. Teils sei sein Einkommen von rund 3500 Euro schon am Monatsanfang aufgebraucht gewesen. Es gehört oft dazu, dass die „Geldherrin“ihren „Sklaven“beschimpft, beleidigt und erniedrigt – in diesem Fall war es auch so.
Als der Österreicher den Kontakt abbrechen wollte, weil ihm das Geld ausging, ließ die verheiratete Frau aus dem Raum Augsburg nicht locker. Sie drohte ihm an, seinen Eltern von seinem Doppelleben zu erzählen. Und sie veröffentliche ein Foto des Mannes sowie seine Telefonnummer und ein Foto seiner Bankkarte im Online-Dienst Twitter. Einmal zahlte der 27-Jährige noch, als sie ihn aber erneut erpresste, ging er zur Polizei. Im Februar durchsuchten Kripobeamte dann die Wohnung der Frau in einer Stadt im Augsburger Umland. Schon damals zeigte sich die 34-Jährige reuig. Auch vor Gericht räumte sie ein: „So etwas macht man nicht.“Sie sei mittlerweile aus der Szene ausgestiegen, arbeite als Friseurin und kümmere sich um ihre Tochter. Zudem erwarte sie ein zweites Kind.
Richterin Ute Bernhard verurteilte die mehrfach vorbestrafte Frau zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten. Ihr Verhalten sei in höchstem Maß verwerflich gewesen. „Sie haben jemanden, der schwach ist, als Melkkuh benutzt“, sagte die Richterin. Der Mann hatte den Ermittlern berichtet, er habe wegen dieser Situation zeitweise auch Suizidgedanken gehabt.