Fujitsu: So könnte die Zukunft aussehen
Wirtschaft Nach Verkündung des Sozialplans wird nun daran gearbeitet, für die betroffenen Mitarbeiter Lösungen zu finden. Das ist aus verschiedenen Gründen eine knifflige Angelegenheit
Fast vier Wochen ist es her, dass Fujitsu seinen Sozialplan und Interessensausgleich für die Mitarbeiter am Standort Augsburg vorgestellt hat. Zwar führt an der Schließung des letzten Computerwerks Europas kein Weg vorbei, doch für rund 350 Beschäftigte gibt es weiter Arbeit, sie können beim japanischen Computerbauer bleiben. Wo sie künftig arbeiten werden, ist nach wie vor offen. Es wird nach neuen Räumlichkeiten gesucht. Vielleicht bietet sich nach Abschluss aller Verhandlungen sogar die Chance, doch auf einem Teil des bisherigen Fujitsu-Geländes bleiben zu können. „Hier ist noch nichts entschieden, wir arbeiten aber mit aller Dringlichkeit an dieser Sache“, so Fujitsu-Sprecher Michael Erhard. Für etwa 1100 Mitarbeiter heißt es aber Abschied vom Unternehmen nehmen. In fünf Austrittswellen sollen die Beschäftigten aus dem laufenden Betrieb ausscheiden und so die Tätigkeit des Unternehmens Stück für Stück gedrosselt werden. Die erste Welle startet im September 2019, die letzte im September 2020, also zum genannten Schließungstermin hin.
Welcher Mitarbeiter in welcher Welle sein wird, wird in Kürze kommuniziert, heißt es seitens des Unternehmens. Und: Fujitsu will dabei nicht mit der „Rasenmähermethode“vorgehen, sondern den Beschäftigten soweit möglich ein Mitspracherecht einräumen. So soll in manchen Fällen ein Mitarbeitertausch möglich sein, heißt es aus Unternehmenskreisen. Gibt es also Mitarbeiter, die die Zusage für eine Weiterbeschäftigung haben, aber nicht wollen, und welche, die ausgestellt werden sollen, aber bleiben möchten, soll – wenn es im Hinblick auf Qualifikation und andere Parameter möglich ist – getauscht werden können. Gleiches werde Unternehmenskreisen nach auch für die Austrittswellen geprüft: Will Mitarbeiter A aus Welle eins mit Mitarbeiter B aus Welle drei tauschen, werde Fujitsu versuchen, dies einzurichten, heißt es. Entsprechend knifflig sind derzeit die Planungen.
Gewerkschafterin Angela Steinecker fordert dennoch eine bessere Einbeziehung der Beschäftigten: „Es wäre an der Zeit, den Mitarbeitern mehr Informationen zu liefern“, sagt sie. Der beschriebene Ringtausch sei gut, aber nicht ungewöhnlich. Auch bei der Werksschließung in Paderborn sei Fujitsu so vorgegangen.
Darüber hinaus wird es in Augsburg eine Transfergesellschaft geben, wo sich Mitarbeiter weiter qualifizieren können, um ihre Chance auf eine neue Tätigkeit bei einem anderen Arbeitgeber zu erhöhen. Wie seitens der Fujitsu-Leitung und der Agentur für Arbeit Augsburg bereits bei Bekanntwerden der Werksschließung zu hören war, haben Firmen schon mehrfach aktiv Interesse an einigen Fujitsu-Beschäftigten bekundet. Auch die Zahl der Unternehmen, die bei einer eigens eingerichteten Jobbörse, die voraussichtlich am 22. Juli stattfinden wird, dabei sein will, bestätigt dies.
Die Spekulationen über mögliche Käufer für Teile von Fujitsu in Augsburg reißen unterdessen nicht ab. Seitens des Unternehmens gibt es dazu keine offizielle Stellungnahme. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass es Interessenten sowohl für die Flächen und Hallen, als auch für Inventar, das Know-how und die zugehörigen Mitarbeiter gibt. Aber auch hier scheinen die Verhandlungen knifflig. Nehmen viele Beschäftigte die Abfindung an, die Fujitsu anbietet, scheiden sie aus dem Unternehmen aus und damit auch als künftige Mitarbeiter für neue Unternehmen. Aber diese wiederum wollen nicht nur leere Hallen, sondern vor allem auch die Fachkräfte an sich binden. Auch hier wird offenbar versucht, Lösungen zu finden, die möglichst viele Beteiligte zufriedenstellen.