Wie geht es auf dem JVA-Gelände weiter?
Stadtentwicklung Der Freistaat will im Domviertel Wohnungen bauen, doch der historische Kornspeicher ist keine einfache Immobilie. Auch die Stadt möchte ihn angesichts der hohen Kosten nicht kaufen
Drei Jahre, nachdem die Häftlinge vom alten Gefängnis in der Karmelitengasse im Domviertel in den Neubau nach Gablingen umgezogen sind, laufen die Planungen des Freistaats für eine Wohnbebauung auf dem Areal nach wie vor. Momentan liefen die Vorabstimmungen mit der Stadt für einen Wettbewerb, so Karin Hruschka, stellvertretende Geschäftsführerin der Immobilienverwaltung des Freistaats. Die Gefängnismauern sollen weichen, für die Öffentlichkeit wünscht sich die Stadt einen Durchgang zwischen Karmelitengasse und dem archäologischen Garten im Domviertel. Die Severinskapelle auf dem Areal soll nach dem Willen der Stadt der Freistaat behalten.
Bauherr wird die staatliche Wohnungsbaugesellschaft Bayernheim, die dort geförderte Wohnungen errichten will. Sie stehen allen Bürgern offen, die mit ihrem Einkommen unter den Grenzbeträgen liegen. Ursprünglich war vorgesehen, dass auf dem Areal geförderte Wohnungen für Beschäftigte des Freistaats durch die staatliche Gesellschaft Stadibau entstehen sollen. Damals war in vorsichtigen Schätzungen von rund 100 Wohnungen die Rede.
Allerdings gibt es ein Problem: Während klar ist, dass der Erweiterungsbau fürs Gefängnis aus den 1960-Jahren abgerissen und durch hochwertig gestaltete Neubauten ersetzt werden soll, ist unklar, wie mit dem Altbau, dem ehemaligen städtischen Kornspeicher, umgegangen werden soll.
Die Immobilienverwaltung des Freistaats bot das Gebäude der Stadt zuletzt zum Kauf an. Die Stadt hat daran aber kein rechtes Interesse. Hintergrund: Eine Schätzung des Hochbauamtes kam zum Ergebnis, dass es zwölf bis 14 Millionen Euro kosten würde, den früheren Kornspeicher, in dem Zellen untergebracht waren, herzurichten. Hinzu komme der Kaufpreis, so Baureferent Gerd Merkle (CSU), der im Bauausschuss des Stadtrats süffisant anmerkte, dass man ein Gebäude mit „vielen kleinen Apartments mit kleinen vergitterten Fenstern“erwerben würde. Um das denkmalgeschützte Gebäude für Wohnzwecke umzubauen, sei erheblicher Aufwand nötig, etwa ein Meter dicke Wände durchzubrechen. Die ehemaligen Zellen ließen sich von den Grundrissen jedenfalls nicht eins zu eins als Apartments umgestalten. Der Freistaat wisse wohl auch nicht so recht, was er mit dem Gebäude anfangen solle, hieß es im Bauausschuss.
Allerdings wollten die Stadträte der SPD etwas genauer wissen, wie es weitergehen könnte, wenn die Stadt das Gebäude nicht kauft. Die Stadt schlage so die Chance aus, an städtebaulich wichtiger Stelle ein Gebäude zu kaufen. „Wenn wir diese Möglichkeit ablehnen, dann verlieren wir auch die Einflussmöglichkeiten auf das, was dort passieren könnte“, sagte SPD-Fraktionschef Florian Freund.
Merkle entgegnete, dass der Freistaat das Gebäude wohl verkaufen werde, falls er es nicht doch selbst nutzt, etwa als Studentenwohnheim. Planungsrechtlich sei auf dem Areal aus seiner Sicht nur Wohnen vorstellbar, sollte ein privater Investor einsteigen. Rechne man Kaufpreis und Sanierung zusammen, käme man wohl auf etwa 20 Millionen Euro Kosten. „Dieses Geld würden wir lieber an anderer Stelle verwenden.“Abschließend muss der Liegenschaftsausschuss des Stadtrates darüber entscheiden, ob die Stadt das Areal kaufen soll, allerdings gibt es auch hier die klare Tendenz zur Ablehnung. Beim Freistaat will man die offizielle Entscheidung abwarten, bevor man sich zum weiteren Vorgehen mit dem Kornspeicher äußert.
Neben dem Gefängnis gibt es in Augsburg eine weitere leer stehende staatliche Immobilie, nämlich die frühere Flüchtlingsunterkunft in der Calmbergstraße. Im Jahr 2017 zogen dort die letzten Flüchtlinge aus, nachdem die baulichen Zustände in dem ehemaligen KasernenGebäude immer wieder kritisiert wurden. Seitdem ist unklar, wie es mit dem denkmalgeschützten Gebäude weitergeht. Man gehe von einem hohen Sanierungsaufwand aus, so die staatliche Immobilienverwaltung. Man prüfe derzeit noch, wie das Gebäude künftig genutzt werden könne.