Weniger schlecht mit Niederberger
Doch auch der Düsseldorfer Schlussmann kann das 1:3 gegen die USA nicht verhindern. Immerhin: Die Mannschaft steigert sich nach dem 1:8-Debakel gegen Kanada
Kosice Äußerlich entspannt mit den Händen in den Hosentaschen stellte sich Toni Söderholm nach den Einsätzen der deutschen Nationalmannschaft den Fragen der Journalisten. Am Sonntag galt es, das 1:3 (1:1, 0:0, 0:2) gegen die USA einzuordnen. Dabei hatte der Finne das 1:8-Debakel tags zuvor gegen Kanada im Hinterkopf. „Wir haben wieder Sicherheit gefunden. Wir haben uns wieder ein Gesicht gegeben“, meinte der Bundestrainer.
Mehr als das zwischenzeitliche 1:1 durch den Kölner Frederick Tiffels gelang der deutschen Mannschaft zwar nicht, doch sie hatte ihre Stabilität wieder gefunden. Entscheidender Faktor war Torwart Mathias Niederberger, der mehrmals in höchster Not rettete. „Ich denke, wir haben Charakter gezeigt“, befand der starke Düsseldorfer, dem der Schweiß von der Nasenspitze tropfte.
Tags zuvor hatte Söderholm alle Schuld auf sich geladen: „Die Mannschaft war schlecht vorbereitet von mir. Wir waren nicht hart genug in den Zweikämpfen, insgesamt sieht es schlecht aus.“Es ehrt den 41-Jährigen, dass er sich schützend vor die Mannschaft stellt. Doch ganz alleine war Söderholm nun doch nicht für die Pleite verantwortlich, die früh ihren Lauf genommen hatte. „Wir waren einfach nicht da“, kommentierte der Kaufbeurer Stürmer Markus Eisenschmid das einseitige SamstagMatch vor 6510 Zuschauern in der Steel Arena. Die zahlreichen slowakischen Fans in der Halle stimmten zum Zeitvertreib slowakische Schlachtgesänge an.
Es kam einiges zusammen und der Besucher fühlte sich an längst verdrängte Zeiten in EishockeyWeltmeisterschaften erinnert. 2015 in Prag waren die Deutschen unter dem ungeliebten Bundestrainer Pat Cortina mit 0:10 gegen die Kanadier untergegangen. Der Italo-Kanadier hatte die skurrile Losung ausgegeben, zumindest ein Drittel gegen die NHL-Stars zu gewinnen.
Inzwischen tritt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes mit neuem Selbstvertrauen an, das zu vier Auftaktsiegen in Kosice gegen Großbritannien (3:1), Dänemark (2:1), Frankreich (4:1) und Gastgeber Slowakei (3:2) geführt hatte.
Doch die beiden Kontrahenten aus Nordamerika waren echte Herausforderungen für den Silbermedaillen-Gewinner. Zudem suchten die Kanadier die Revanche für die Niederlage im olympischen Halbfinale gegen Deutschland. Torwart Niklas Treutle stand bei einem Schussverhältnis von 49:16 für Team Kanada permanent unter Druck und ließ den Puck zu oft nach vorne abprallen. Den einzigen deutschen Treffer erzielte der Münchner Stürmer Yasin Ehliz zum 1:3. Die Vorlage hatte Eisenschmid geliefert, der weitere gute Szenen zeigte. Als Lohn nahm der 24-jährige Angreifer vom Meister Mannheim die Auszeichnung als bester deutscher Spieler entgegen. „Das ist ein kleiner Trost. Wir sind eine bessere Mannschaft, als das Ergebnis zeigt.“
Den Beweis lieferte das Team 22 Stunden später. Niederberger hielt gegen die USA eine Klasse besser als Treutle und war der Grund, dass das Match bis ins letzte Drittel offenblieb. Das Viertelfinale am Donnerstag ist der deutschen Mannschaft sicher. Und fast noch wichtiger, weil es bares Fördergeld für den DEB bedeutet: Deutschland bleibt Weltranglistenachter und ist für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking qualifiziert. Satt sind die Deutschen aber noch lange nicht, wie Eisenschmid beteuert: „Nur im Viertelfinale zu stehen, reicht uns nicht. Wir wollen jeden möglichen Punkt mitnehmen, um die möglichst beste Ausgangsposition zu haben.“Im letzten Gruppenspiel am Dienstag (12.15 Uhr/live in Sport1) gegen die überragenden Finnen folgt der dickste Brocken im Turnier. Und danach wird es nicht leichter, denn im Viertelfinale warten mit Weltmeister Schweden, Olympiasieger Russland, Tschechien oder der Schweiz die nächsten großen Eishockey-Nationen.