Ingolstadts Ex-OB soll hinter Gitter
Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre Haft
Ingolstadt In dem Korruptionsverfahren gegen Ingolstadts Altoberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt für den 69-Jährigen eine Freiheitsstrafe von drei Jahren gefordert, wegen Bestechlichkeit in zwei Fällen. Ferner beantragte Staatsanwalt Gerhard Reicherl vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Ingolstadt die Einziehung von 600000 Euro in Höhe der mutmaßlich erhaltenen Vorteile. Die Verteidiger des früheren Rathauschefs, Andreas von Mariassy und Jörg Gragert, hatten für ihren Mandanten eine Bewährungsstrafe von weniger als zwölf Monaten beantragt. Sie gehen von zwei Fällen der Vorteilsnahme und nicht von Bestechlichkeit aus.
Für den mitangeklagten Bauträger aus dem Kreis Pfaffenhofen, der Lehmann bestochen haben soll, forderte die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren, sein Verteidiger einen Freispruch. Das Verfahren gegen die ebenfalls angeklagte Witwe eines inzwischen verstorbenen Bauträgers aus dem Kreis Eichstätt war bereits im Frühjahr gegen eine Geldauflage von 35 000 Euro eingestellt worden.
Lehmann musste vor Gericht, weil er sich laut Anklage während seiner Zeit als Oberbürgermeister (bis 2014) bei zwei Immobiliendeals für die Bauträger eingesetzt und dafür die Wohnungen billiger bekommen haben soll. Es geht um ein gutes Dutzend Studentenbuden auf einem ehemaligen Kasernengelände und um sein Privatappartement in bester Innenstadtlage.
Wenn die 1. Strafkammer am 22. Oktober ihr Urteil verkündet, wird nach 26 Verhandlungstagen ein Prozess zu Ende gegangen sein, der in Ingolstadt für großes Aufsehen gesorgt hat. Von besonderer Bedeutung für das Urteil wird sein, wie sehr das Gericht das spät erfolgte Geständnis Lehmanns zu seinen Gunsten wertet. Berücksichtigt werden muss es. Die Frage ist, ob Lehmann das Gefängnis erspart bleibt.
Der Ex-OB beteuerte am Freitag, als ihm das letzte Wort erteilt wurde, dass ihm seine Fehler sehr leidtäten. Unter Tränen sagte er: „Was ich mir am meisten vorwerfe, ist, dass ich das Amt des Oberbürgermeister beschädigt habe, und das wollte ich am allerwenigsten.“