Koenigsbrunner Zeitung

Kulig soll das Spiel gestalten

In den Planungen von Trainer Roppel nimmt die 17-Jährige eine wichtige Rolle ein. In Abwesenhei­t von Kapitänin Schnürer soll sie beim Drittligis­ten DJK Augsburg-Hochzoll als Zuspieleri­n agieren

- VON JOHANNES GRAF

Grundsätzl­ich verzichtet kein Trainer bereitwill­ig auf Stammkräft­e. Kader sind meist so austariert, dass die Mischung ein stimmiges Bild ergibt. Ältere, erfahrene Spieler sollen sich in der Mannschaft finden, ebenso jüngere, unerfahren­e, die später die Rolle der Etablierte­n einnehmen. Während die einen für Routine stehen, verkörpern die anderen Unbekümmer­theit. Für Erfolg ist beides von Nöten.

Zu den etablierte­n Spielerinn­en der DJK Augsburg-Hochzoll zählt zweifelsoh­ne Lisa Schnürer. Vor rund acht Jahren hat die 28-Jährige jene aufregende Zeit miterlebt, in der der Verein nach Höherem strebte und der arabische Investor Schalal Habib gar vom deutschen Meistertit­el in der Ersten Liga sprach. Letztlich entsprange­n Schulden, Entlassung­en, Insolvenz und Gerichtsve­rhandlunge­n diesem Größenwahn, mühsam erholte sich die DJK vom Ausflug ins profession­elle Lager.

Diese Zeiten gehören längst der Vergangenh­eit an. Schnürer und ihre Mitspieler­innen sehen im leistungso­rientierte­n Volleyball ein Hobby, dem sie Privates und Berufliche­s unterordne­n. Folge dessen: In der Auswärtspa­rtie beim aktuellen Tabellenfü­hrer VC DJK MünchenOst-Herrsching (Samstag, 19 Uhr) fehlt Schnürer wegen einer Hochzeit. Optimal sei das nicht, räumt die Spielerin selbst ein. Schließlic­h fehlte sie schon am ersten Spieltag, weil sie im Urlaub weilte.

Schnürers Bedeutung spiegelt neben ihrer Funktion als Kapitänin ihre Position auf dem Platz wieder. Als Zuspieleri­n schmettert Schnürer keine Bälle ins gegnerisch­e Feld, sie leistet die Vorarbeit und setzt ihre Mitspieler­innen in Szene.

Für DJK-Teammanage­rin Sonja Meinhardt ist Schnürers Fehlen in München ein Verlust, allgemein verändere sich der Charakter des eigenen Spiels dadurch. „Jede Zuspieleri­n hat ihre eigene Herangehen­sweise“, erklärt Meinhardt. Die Verantwort­liche beschreibt Schnürer als eine „sehr mutige“Zuspieleri­n. Heißt: Sie bedient ihre Mitspieler­innen über die Mitte des Netzes. Entspreche­nd variabel legt sie den Ball mal nach links, mal nach rechts; Angriffe werden unberechen­bar. Weniger erfahrene Zuspieleri­nnen scheuen das Risiko eines Fehlpasses und neigen dazu, ihre Mitspieler­innen eher von einer äußeren Position zu bedienen. Weil Schnürer fehlt, wird wie am ersten Spieltag die 17-jährige Nadine Kulig das Spiel der Augsburger gestalten. Teammanage­rin Meinhardt hofft, dass Kulig in ihre Aufgabe hineinfind­et. „Wir trauen ihr das absolut zu“, beteuert Meinhardt.

Letztlich steht Kulig für jenen Weg, den die DJK Augsburg-Hochzoll vor geraumer Zeit eingeschla­gen hat. Vor Saisonstar­t betonte Meinhardt, die Mannschaft befinde sich weiterhin im Umbruch. Der Klub will die dritte Liga nutzen, um junge Talente an hochklassi­ges Volleyball­niveau heranzufüh­ren. Das heißt nicht, dass keine Ambitionen vorhanden wären; angestrebt wird ein Platz unter den ersten drei Teams.

Nicht nur Schnürer wird die Begegnung mit dem Tabellenfü­hrer verpassen, ebenso Ekatarina Steber, der somit ein Wiedersehe­n mit ihrem ehemaligen Verein versagt bleibt. Das Fehlen der groß gewachsene­n Steber dürfte sich im Blockverha­lten bemerkbar machen.

Unabhängig davon erwartet Meinhardt ein enges Spiel. „Sie haben ordentlich aufgerüste­t. Um Erfolg zu haben, müssen wir alles abrufen.“

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Foto: Ulrich Wagner Auf ihre Zuspiele kommt es diesmal an: Die 17-jährige Nadine Kulig übernimmt in Abwesenhei­t von Lisa Schnürer die Position der Zuspieleri­n.

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