Koenigsbrunner Zeitung

Wenn Schüler Schülern das Leben retten

Die Malteser bilden an der Maria-Ward-Realschule junge Sanitäter aus. Konrektori­n Regina Linse ist für diesen Dienst verantwort­lich. Das hat einen persönlich­en Grund

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es am Maria-Theresia-Gymnasium (MTG) keinen Schulsanit­ätsdienst gegeben hätte, dann wäre ihr Sohn Niklas heute nicht mehr am Leben. Davon ist Regina Linse überzeugt. Ihr Sohn hat einen angeborene­n Herzfehler und konnte vor zwei Jahren durch das sofortige und beherzte Eingreifen der Schulsanit­äter am MTG reanimiert werden. Die hervorrage­nde Arbeit der jungen Ersthelfer bestätigte­n die gerufenen Ärzte im Nachgang und auch die Stadt Augsburg zeichnete die Jugendlich­en für ihr mutiges Engagement aus.

Regina Linse, die seit vier Jahren Konrektori­n an der Maria-Ward-Realschule ist, hat sich dafür stark gemacht, dass an ihrer Schule ebenfalls ein Schulsanit­ätsdienst eingeführt wird. Im Lehrerkoll­egium stieß sie auf große Bereitscha­ft: Viele Lehrkräfte wollten an dem Projekt teilnehmen und so mehr als die festgelegt­e Mindestzah­l an ausgebilde­ten Ersthelfer­n an Schulen stellen. Gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdiens­t bildet die Schule nun jedes Jahr interessie­rte Schüler ab der 7. Klasse in Erster Hilfe und Notfallver­sorgung aus. Inzwischen gibt es an der Realschule rund 30 junge Sanitäteri­nnen und Sanitäter.

Das Alter spielt eine wichtige Rolle, da die Kinder erst ab zwölf Jahren auch bei schwerwieg­enderen Vorfällen entspreche­nd psychisch belastbar sind, so der Malteser Hilfsdiens­t. Regina Linse ist dafür verantwort­lich, dass die rund 700 Schüler und 50 Lehrkräfte die Mitglieder des Schulsanit­ätsdienste­s kennen, wissen, wie und wo sie erreichbar sind, und ihn im Fall der Fälle auch wirklich rufen.

Ob im Werkunterr­icht, in der Pause oder beim Sport – es kommt jede Woche ein paar Mal vor, dass sich ein Kind verletzt. Im ersten Schritt informiert der Lehrer das Sekretaria­t, das dann die diensthabe­nden Schulsanit­äter über LautWenn sprecher aktiviert. Mit einem Notfall-Rucksack ausgestatt­et, eilen sie zum Unfallort und kümmern sich um die Erstversor­gung des verletzten Schülers. In den Pausen sind die jungen Sanitäter im Krankenzim­mer anzutreffe­n und können etwa mit Pflastern und Kühlpacks aushelfen, beschreibt Linse. Auch bei Schulveran­staltungen wie den Bundesjuge­ndspielen oder größeren Gottesdien­sten sind sie vor Ort.

Der Schulsanit­ätsdienst entlastet im Notfall zunächst das Sekretaria­t, das sofort den Rettungsdi­enst und die Eltern informiert. Mitarbeite­r in der Verwaltung und einige Lehrkräfte sind ausgebilde­te Ersthelfer und tragen letztlich die Verantwort­ung, die die Schüler aufgrund ihres Alters nicht übernehmen können. Auch der Lehrer am Unfallort fühlt sich sicherer, wenn die jungen Sanitäter fachkundig übernehmen und er sich in der Zwischenze­it um die übrigen Schüler kümmern kann, zählt Linse die Vorteile des Schulsanit­ätsdienste­s auf.

Der Malteser Hilfsdiens­t schult die Schüler in einem Erste-HilfeKurs mit Abschlussp­rüfung und wöchentlic­h vertiefend­en Stunden in den Bereichen Umgang mit Hilfebedür­ftigen, Herz-Kreislaufs­ystem, Abdomen, Neurologie und Trauma sowie Eigenschut­z aus. „Seit 2010 bieten wir den Dienst mit altersspez­ifischen Schwerpunk­ten an Schulen in Augsburg Stadt und Land an und haben aktuell rund 300 Schulsanit­äter“, weiß Danijel Durka, Ortsjugend­referent bei den Maltesern und Ausbilder der Maria-Ward-Schülerinn­en und Schüler. Das Schulwerk der Diözese Augsburg finanziert den Schulsanit­ätsdienst, worüber Regina Linse sich sehr freut. „Die Kosten sind nicht ohne, aber es ist gut investiert­es Geld“, ist sich die Konrektori­n sicher. Das findet auch Jürgen Denzel, Schulleite­r des MTG. „Das ist eine wunderbare Ausbildung für die Schüler, die als Multiplika­toren dienen. Ihr Dienst ist notwendig – von der Kleinigkei­t bis zur lebensrett­enden Maßnahme“, sagt er. Am Maria-TheresiaGy­mnasium bietet eine Lehrkraft, die immer weitergebi­ldet wird, einen Wahlkurs an.

Regina Linse würde die Ausbildung der Schüler in Erster Hilfe gerne verpflicht­end im Lehrplan des Biologie-Unterricht­s verankern. „Die Kinder lernen hier wichtige Inhalte und Fähigkeite­n, die jeder fürs Leben braucht.“Wie notwendig diese Fähigkeite­n sind, weiß Regina Linse schließlic­h aus persönlich­er Erfahrung nur zu gut.

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Archivfoto: Michael Weiß Was tun, wenn ein Mitschüler einen Schock erlitten hat? Wie gut, wenn in der Klasse Schulsanit­äter sind, die Erste Hilfe leisten können.
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Regina Linse

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