Grüne setzen sich hohe Ziele für Kommunalwahl
Erstmals seit 1996 bewirbt sich kein Kandidat namens Jung ums Bürgermeisteramt. Die 53-jährige Haunstetterin Kirsi Hofmeister-Streit wird einstimmig nominiert
Königsbrunn Es war wohl nicht allein die Anwesenheit des Landtagsabgeordneten Maximilian Deisenhofer, die Alwin Jung, Ortssprecher der Königsbrunner Grünen, anregte, bei der Nominierungsversammlung für Bürgermeisterkandidatin und Stadtratsliste am Mittwochabend zwei anspruchsvolle Ziele auszugeben: Sie solle bis 22 Uhr beendet sein – und die Grünen sollen bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 zweitstärkste Kraft im 30-köpfigen Stadtrat werden. Deisenhofer erinnerte daran, dass die Grünen im Landtag im Herbst 2018 von 17 auf 38 Abgeordnete angewachsen sind: „Das macht riesig Spaß, wenn man mehr Leute hat, kann man mehr bewegen!“
Alwin Jung führte als Stärken vor Ort an: „Wir haben alle Punkte vom letzten Wahlprogramm erfüllt – da wollen wir jetzt weitermachen.“Zum Teil allerdings mit neuen Köpfen. Erstmals seit 1996 tritt weder Ursula noch Alwin Jung als Bürgermeisterkandidaten an. Zum einen werden sie am Wahltag die Altersgrenze von 67 Jahren überschritten haben, die das bayerische Gemeindeund Landkreiswahlgesetz vorgibt, zum anderen haben die Grünen auch einen klaren Kurs der Verjüngung eingeschlagen.
So wurde einstimmig die 53-jährige Kirsi Hofmeister-Streit als Bürgermeisterkandidatin nominiert. Die Haunstetterin verdankt ihren Vornamen ihrer finnischen Mutter, sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und arbeitet als Trainerin in der Personalentwicklung beim Berufsbildungszentrum (BBZ) Augsburg. Von 2008 bis 2018 war sie Bezirksrätin, davon die letzten fünf Jahre Fraktionsvorsitzende. Diese Funktion hatte sie auch im Bayerischen Bezirkstag, dem Gremium aller sieben bayerischen Bezirkstage. In diesen Funktionen habe sie sich stark mit sozialen Themen, aber auch mit Energiepolitik und Bauthemen beschäftigt.
Aus ihrem beruflichen Werdegang
bringe sie Kompetenz in Bildung und Weiterbildung mit, sagte sie in ihrer Vorstellung, zudem Erfahrung im Umgang mit Firmen. Während
sie früher an Königsbrunn nur die Therme und „den schönen Blick auf die Alpen“interessant fand, sieht sie inzwischen viele gute Entwicklungen 27 Heike Otto 28 Stephan Kaiser 29 Cathrin Weber 30 Werner Brandl
● Ersatzkandidatinnen 1 Marion Keßler 2 Brigitte Beier
Bei der Aufstellung der Liste galt: Alle ungeraden Plätze sind für Frauen reserviert, die geraden sind „offene Plätze“, auf die sich Männer oder Frauen bewerben können. (hsd)
wie den Anschluss an die Tram, das Radwege-Konzept, die städtische Förderung der Photovoltaik. „Vieles wäre ohne die Grünen vor Ort nicht möglich gewesen“, betonte sie. Als Bürgermeisterin wolle sie dies „mutig und entschlossen“vorantreiben. Zum Stichwort Stadtentwicklung stellte sie klar: „14000 Autos im Zentrum, das ist für Grüne nicht akzeptabel!“
Weil Hofmeister-Streit in Haunstetten wohnt und im Vorfeld der Wahl auch nicht umziehen will, kann sie nicht für den Stadtrat kandidieren. Auf Platz eins der Liste bestätigten die 19 Stimmberechtigten dann Stadträtin Doris Lurz. Wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte, wurde auch überlegt, ob sie als Bürgermeisterkandidatin antreten solle. Doch sie könne sich nicht vorstellen, ihren Beruf im Stadtplanungsamt in Augsburg aufzugeben, deshalb habe sie davon Abstand genommen.
Unter den weiteren Kandidaten auf den ersten zehn Plätzen der Stadtratsliste sind bekannte Namen wie Alwin und Ursula Jung oder Gabriele Bauer (von 2008 bis 2014 für die Grünen im Rat), aber auch kommunalpolitische Neulinge: So Erich Babst, seit fünf Monaten Parteimitglied, als Betriebswirtschaftler vor der Pensionierung mit Recyclingthemen betraut, und Claudia Deeney. Die freie Mitarbeiterin unserer Zeitung will vor allem die Menschen im Ehrenamt unterstützen und wendet sich zudem gegen die Ausgrenzung von Menschen muslimischen Glaubens. Der 30-jährige Informatiker Daniel Tschiedel will „jüngere Ansichten“in den Rat einbringen, der 40-jährige Frisör Patrick Friemel will klimafreundliche Mobilität und innovative Stadtentwicklung vorantreiben, die 68-jährige frühere Designerin, Krankenschwester und Sozialarbeiterin Sunni Strewe will das Hochtief-Areal zu einem Standort für ökologisch orientierte Firmen umwandeln.
Nach allen nötigen Abstimmungen und Gruppenfotos war der offizielle Teil des Abends um 21.45 Uhr beendet. Ob die Grünen auch das zweite von Alwin Jung ausgegebene Ziel erreichen, das wird sich erst am Abend des 15. März zeigen.