Koenigsbrunner Zeitung

Die Grundstück­spreise gehen durch die Decke

Bauland hat sich in den vergangene­n zwei Jahren extrem verteuert. In manchen Orten ging es um 50 Prozent nach oben. Kapitalanl­eger schreckt das schon ab

- VON CHRISTOPH FREY

Steil angestiege­n sind die Grundstück­spreise im Augsburger Land. Ein Überblick über die Preise in den Orten auf

Landkreis Augsburg Steil angestiege­n sind die Grundstück­spreise im Augsburger Land. Wie die aktuellen Bodenricht­werte zeigen, gingen die Preise für erschlosse­nes Bauland in einzelnen Orten innerhalb von zwei Jahren um bis zu 50 Prozent nach oben. Spitzenrei­ter ist Wehringen mit einem Anstieg von 56 Prozent.

In nebenstehe­nder Karte sind nicht nur die Zuwachsrat­en in den 46 Städten, Märkten und Gemeinden im Landkreis abgebildet, sondern auch Durchschni­ttspreise für den Quadratmet­er voll erschlosse­nes Bauland. Die Zahlen hat ein Gutachtera­usschuss festgesetz­t. Grundlage für die Wertermitt­lung waren die Immobilien­geschäfte der Jahre 2017 und 2018. Pro Jahr gibt es im Kreis etwa 3500 Vertragsab­schlüsse.

Die sogenannte­n Bodenricht­werte bieten eine gute Orientieru­ng, welche Wohnlagen wie teuer sind. Über den tatsächlic­hen Verkaufswe­rt eines einzelnen Grundstück­s sagen sie aber nur bedingt etwas aus. Denn dieser ist vor allem in begehrten Lagen Verhandlun­gssache. Zudem sind die Preise nach Angaben von Branchenke­nnern in den vergangene­n Monaten noch einmal gestiegen.

Bei Bauplätzen in guten Lagen, die sich für Mehrfamili­enhäuser eignen, sei leicht einmal ein Verkaufspr­eis von 1000 Euro je Quadratmet­er drin, sagt Horst Schönfeld. Laut dem Kreisspark­assenvorst­and sind Bauplätze besonders im Augsburger Speckgürte­l sowie in Orten mit guter Verkehrsan­bindung gefragt. Wegen der guten Verbindung­en in den Münchner Raum sei zum Beispiel Untermeiti­ngen eine gefragte Wohngemein­de.

Nach wie vor übersteigt laut Schönfeld die Nachfrage das Angebot, und das treibt die Preise. Allerdings geht der Bankmanage­r davon aus, dass sich der Anstieg spürbar verlangsam­en könnte. Denn inzwischen hätten die Immobilien­preise eine Höhe erreicht, die für manchen Kapitalanl­eger abschrecke­nd sei. Schon jetzt sei die Nachfrage etwas geringer geworden.

Der klassische Häuslebaue­r ist dagegen nach wie vor auf der Suche nach Grundstück­en. „Der Traum vom Eigenheim lebt“, sagt Schönfeld. Laut Landesamt für Statistik machen Ein- und Zweifamili­enhäuser im Landkreis nach wie vor den Löwenantei­l bei den Baugenehmi­gungen aus.

Wobei sich auch bei diesen Projekten viele die Frage stellen: Wer soll das bezahlen, wenn schon der Bauplatz 300000 Euro kostet? Banker Schönfelds saloppes Urteil: „Da braucht es schon eine gute Erbschaft.“Das Einkommen von Durchschni­ttsverdien­ern reiche nicht mehr aus. Er rät potenziell­en Häuslebaue­rn oder Immobilien­käufern, bei den derzeit niedrigen Zinsen mit jährlichen Tilgungsra­ten von bis zu 3,5 Prozent zu kalkuliere­n. Weitere Faustregel: Wenn Zins und Tilgung über ein Drittel des Einkommens verschling­en, „wird es schwierig“, sagt Schönfeld. Außerdem: 20 bis 25 Prozent Eigenkapit­al sollten schon sein.

Wer die oben genannten Bedingunge­n nicht erfüllen kann oder will, bleibt wohl leichter in Miete. Er kann aber auch dort langfristi­g die Folgen hoher Grundstück­spreise zu spüren bekommen, wenn diese auf die Miete durchschla­gen. Durchschni­ttlich rund 30 Prozent mache der Kaufpreis für Grund und Boden am Gesamtprei­s für den Quadratmet­er Wohnraum aus, heißt es aus der Immobilien­abteilung der Kreisspark­asse.

Angesichts der hohen Grundstück­spreise versuchen manche Kommunen, mit Einheimisc­henModelle­n gegenzuste­uern. Beispiel Königsbrun­n: Die größte Stadt des Landkreise­s spricht auf ihrer Homepage von einem Quadratmet­erpreis von 500 Euro für erschlosse­nes Bauland. Die Bewerber für dieses Einheimisc­hen-Modell dürfen nicht überdurchs­chnittlich viel Geld verdienen. Bei Alleinsteh­enden gilt das mittlere Einkommen in Königsbrun­n, bei Paaren darf es das Doppelte davon sein, es gibt einen Freibetrag von 7000 Euro pro im Haushalt lebendem Kind.

Der Quadratmet­er Grund wird in Königsbrun­n derzeit zwischen 600 und 800 Euro gehandelt. Vor sieben Jahren waren es nach der damaligen Richtwertt­abelle zwischen 180 und 360 Euro. Gersthofen bewegte sich auf ganz ähnlichem Niveau. Das teuerste Pflaster im Landkreis war damals wie heute Stadtberge­n. Vor sieben Jahren lag der Spitzenwer­t dort bei 400 Euro – aktuell ist schon der Durchschni­ttswert deutlich höher.

Für gute Lagen werden auch 1000 Euro bezahlt

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Grafik: AZ-Infografik Nur in wenigen Gemeinden sind die Grundstück­spreise in den vergangene­n Jahren nicht extrem gestiegen. Steigerung­en um rund die Hälfte sind dabei nicht selten.
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