Firmengelder landen auf dem Sparbuch einer Dreijährigen
37-jährige Kauffrau und Mutter muss sich wegen Betrugs vor dem Amtsgericht verantworten
Firmengelder landen auf dem Sparbuch eines dreijährigen Mädchens – insgesamt über 23000 Euro. Kann das sein oder steckt ein Betrug dahinter? Über die Umstände wird jetzt vor dem Amtsgericht verhandelt, wo sich eine 37-jährige Kauffrau, die Mutter der Dreijährigen, wegen Betrugs verantworten muss.
Ja, sie wisse davon, dass Rechnungen an ihre Firma auf dieses Sparbuch einbezahlt worden sind, erklärte die Angeklagte. Von diesem Konto habe sie das Geld auch wieder abgehoben, zumindest so lange, bis die Bank das Sparbuch wegen der missbräuchlichen Verwendung schloss. Sie selbst sei verfügungsberechtigt gewesen und habe mit diesem Verfahren gearbeitet. Die Angeklagte war Bürokraft in zwei Unternehmen, deren „Motor“ihr ehemaliger Lebensgefährte und Vater ihres Kindes war.
Der 39-jährige Bauingenieur betrieb eine Bausanierungs- und eine Reinigungsfirma, für die er Mitarbeiter zumeist als Subunternehmer einsetzte. Geschäftsführerin dieser Firmen sei auf dem Papier die rumänische Mutter des Ingenieurs gewesen, die sich zeitweise um die Enkelkinder gekümmert habe. Um die Papiere, die Rechnungen, so sagte es der als Zeuge geladene Ingenieur aus, habe sich seine frühere Lebensgefährtin, die Angeklagte, gekümmert. Er selbst sei praktisch ständig auf Baustellen und bei Kunden beschäftigt gewesen. Der Mann konnte sich vor Gericht anfangs nicht an das Sparbuch seiner Tochter erinnern und will nicht gewusst haben, dass dort auch Rechnungen für die Firma einbezahlt worden waren. Warum dieser Weg gewählt wurde, wurde nicht explizit geklärt, es zeigte sich aber im Verfahren, dass auf diesem Wege offenbar der Weg über reguläre Firmenkonten umgangen werden konnte. Deswegen, weil zum Zeitpunkt der angeklagten Taten bereits ein Insolvenzverfahren im Anlaufen war.
Bestimmte Unterlagen lagen bereits bei den Anwälten, offene Forderungen von Auto-Leasingfirmen, Versicherungen, der Stadt standen im Raum. Im Rahmen dieser Aufarbeitung sei nach Worten von Richterin Birgit Demeter von Amtswegen die Strafanzeige gegen die Angeklagte erstattet worden. Gegenstand des Verfahrens sind rund 23 000 Euro, die in mehreren Monaten des Jahres 2017 in Form von acht Rechnungsbeträgen zwischen 770 und 5300 Euro den Weg über das Sparbuch des kleinen Mädchens genommen haben.
Die Angeklagte beteuerte, nichts von dem Geld für sich behalten zu haben, alles für die Firma aufgewendet zu haben. Hätte sie selbst das Geld behalten, hätte sie schon längst ausstehende Schulden bezahlen können, die bei ihr selbst und ihrem eigenen Vater aufgelaufen waren. Aktuell stottere sie selbst über 200 Euro monatlich in Raten für Verbindlichkeiten ab, die die beiden Firmen bei ihr hinterlassen haben.
Staatsanwältin Yvonne Möller wollte am ersten Verhandlungstag nach der Aussage der Angeklagten und der Anhörung von drei Zeugen nichts von einer Einstellung des Verfahrens wissen. Auch Richterin Demeter und Verteidigerin Silvia Wunderle sahen weiteren Aufklärungsbedarf. Deswegen sollen an einem Fortsetzungstermin Anfang November weitere Zeugen vernommen werden.