Cannabis wächst direkt vor dem Gersthofer Rathaus
In einem Pflanztrog der Stadt gedeihen ganz unbescholten drei Pflänzchen. Woher kommen sie wohl?
Das ist keine Wahrnehmungstäuschung: Am Gersthofer Rathausplatz wuchsen mehrere Wochen lang drei Cannabispflanzen in einem Trog heran. Etwa 40 Zentimeter hoch wurde der Hanf mit seinen charakteristischen handförmigen und gesägten Blättern. Die stachen jetzt einem Mann ins Auge, der direkt neben dem Trog saß und gerade telefonierte. „Für Unkraut schaut das aber komisch aus“, dachte er sich. Und schaute genauer hin. Die Polizei bestätigte: Es handelte sich tatsächlich um Cannabis, das zwischen Margeriten und einem Buchenstämmchen gedeihen sollte. Aber von wem stammen die Pflanzen, die auch als Rauschmittel benutzt werden können?
Die Polizei hat keine Hinweise auf einen Gärtner, der die Pflanzen vermutlich kaum der Zierde wegen in den Trog gesetzt hatte. Schließlich können die unterschiedlichen Pflanzenteile ganz unterschiedlich genutzt werden. Aus den Samen lässt sich beispielsweise Öl gewinnen. Und aus den getrockneten Blättern, Blüten und Blütenständen wird Haschisch und Marihuana – ein verbotenes Rauschmittel. Die Polizei fotografierte die Pflanzen, rupfte sie aus dem Trog und „stellte sie sicher“. Was heißt: Sie wandern jetzt in einer Tüte verpackt zur Rauschgiftgruppe am Präsidium. Dort werden die Pflanzen normalerweise – wenn es sich um größere Mengen handelt – getrocknet, um den Wirkstoffgehalt zu bestimmen. Der ist ganz allgemein von der Sorte abhängig.
Die drei Gersthofer Pflänzchen dürften allerdings kaum dazu geeignet sein, um jemanden in einen Rausch zu versetzen – nur ein Pflänzchen hatte eine winzige Dolde, die beiden anderen waren dünn und wirkten eher vertrocknet. Die Polizei kontrollierte nach dem Fund auch die anderen Tröge rund um das Rathaus – ohne Ergebnis.
Auch ein Mitarbeiter der Gersthofer Stadtverwaltung, wo die Nachricht vom Cannabis vor dem Rathaus für Schmunzeln sorgte, wurde losgeschickt. Er nahm auch die Kübel unter die Lupe, die im Sommer am Stadtplatz und entlang der Bahnhofstraße aufgestellt worden waren.
Sie gehören zu einem langfristigen Projekt, mit dem die Stadt das Thema Biodiversität vorantreiben will. Gersthofer können sich frei bei den wachsenden Kräutern bedienen oder sich einfach nur an der Vielfalt am Rande des Asphalts erfreuen. In immer mehr Städten ist das „Urban Gardening“angesagt: Mit kleinen Gärten oder mobilen Gemüsebeeten sollen Zentren grüner werden. Hanf gehört allerdings nicht zu den Klassikern, die zwischen Salbei und Minze sprießen.
Über die Herkunft des Gersthofer Cannabis lässt sich spekulieren. War es ein lustiger Vogel, der sich seinen eigenen Reim auf „Urban Gardening“machte? Oder handelt sich um eine Verwechslung mit der ähnlich aussehenden „Spinnenblume“, wie Mitarbeiter des Gersthofer Bauhofs vermuten? Oder war es tatsächlich ein Vogel? Der könnte irgendwo Futter aufgepickt haben. In vielen Mischungen befinden sich nicht nur Sonnenblumenkerne, sondern auch Hanfsamen, der dann auch an anderen Orten landet. Die Hinterlassenschaften sorgen dann bisweilen für Verwirrung. Und Ärger.
Vor Jahren bekam beispielsweise ein Bauer aus Unterfranken Besuch von der Polizei. Sie hatte auf einem seiner Felder an die 1000 Cannabispflanzen entdeckt. Der betagte Mann beteuerte, kein Drogenbauer zu sein. Er hatte vielmehr ein Feld mit Blumen einfassen wollen. Weil er keinen Blumensamen zur Hand hatte, griff er zu Vogelfutter. Und schon war’s passiert. Angeblich hatte er keine Ahnung – die Polizei schon.
Sie observierte mehrere Tage lang das Feld. Der Landwirt musste es schließlich umpflügen.