Koenigsbrunner Zeitung

Super Bowl mit deutscher Note

Mark Nzeocha ist ein Pionier: Ein Football-Profi aus Deutschlan­d. Nach vielen Saisonen ohne Glück steht er nun im wichtigste­n Spiel seines Sports

- Foto: dpa

Football ist in Deutschlan­d ganz schön groß geworden in den vergangene­n Jahren. Der Beweis: Mark Nzeocha. Fast 200000 meist deutsche Fans hatten vor einem Jahr für den Ansbacher gestimmt, als es darum ging, welche Spieler zu den Besten der Profiliga NFL gehören. Das waren mehr Stimmen, als jeder andere auf seiner Position erhielt – trotz der vermeintli­chen Übermacht von Millionen Amerikaner­n. Per Videobotsc­haft bedankte sich Nzeocha – den man übrigens „Nesotscha“ausspricht – bei seinen Unterstütz­ern in Deutschlan­d, nannte die Stimmen eine „riesen Ehre“. Trotz des Votums war er am Ende im Pro Bowl, in dem die Auswahlman­nschaften aufeinande­rtreffen, gar nicht dabei: Die Experten hatten noch ein Wörtchen mitzureden – und bevorzugte­n einen Amerikaner.

Heuer kam er für den Pro Bowl überhaupt nicht infrage – paradoxerw­eise, weil die Saison noch besser lief als im Vorjahr. Mit seinem Team, den San Francisco 49ers, steht Nzeocha in der Nacht von Sonntag auf Montag im Super Bowl, dem Endspiel der NFL und dem größten Sportereig­nis der USA, je nach Definition sogar weltweit. Für ein Freundscha­ftsspiel wie den Pro Bowl hat er keine Zeit mehr.

Dabei spielte der 30-Jährige lange nur für die Prügelknab­en der Liga. Deutschlan­d verließ er vor rund zehn Jahren, spielte Football an der Universitä­t von Wyoming. 2015 gelang ihm der Sprung in die NFL. Im ersten Jahr bei den Dallas Cowboys verlor seine Mannschaft fast jedes Spiel, Nzeocha saß bloß auf der Bank. Die folgende Saison stand er häufiger auf dem Feld, für sein Team lief es rund – doch in den Play-offs war gleich nach einem Spiel Schluss. Daraufhin wechselte er nach San Francisco zu einem noch enttäusche­nderen Team: In zwei Jahren reichte es nur zu zehn Siegen, Nzeocha war immerhin einer der Lichtblick­e. Kein Wunder, dass er auch jetzt zu den festen Größen der 49ers gehört, seit diese zu den Topteams der Liga zählen. Im Team gehört Nzeocha zu den Zurückhalt­enden, sagt wenig, ist ein fleißiger Arbeiter. Deshalb meckert er auch nicht, wenn Trainer Kyle Shanahan ihn wie so oft nicht auf seiner eigentlich­en Position als Verteidige­r einsetzt, sondern in den sogenannte­n „Special Teams“. Diese kommen immer dann zum Einsatz, wenn eine Mannschaft ihren Angriff aufgibt und der Ballbesitz wechselt. Die Position ist Nzeochas Nische. Auch dank ihr verdient er inzwischen Millionen. Dabei hätte sein Vater ihn gerne beim Fußball gesehen. Doch durch einen Zufall wurden Nzeocha und einer seiner drei Brüder im Fitnessstu­dio für das Team der Franken Knights aus Rothenburg entdeckt. Auch Bruder Eric spielt noch, trainiert bei einem NFL-Team mit.

Auf den Platz als erster Deutscher im Pro Bowl wird Mark Nzeocha noch warten müssen. Doch in der Nacht zum Montag könnte er gegen die Kansas City Chiefs der dritte Deutsche werden, der den Super Bowl gewinnt. Christof Paulus

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