Koenigsbrunner Zeitung

Dafür stehen Lebensmitt­el-Siegel

Tier- und umweltfreu­ndliche Lebensmitt­el sollen eine größere Rolle im Handel spielen. Es gibt sie längst zu kaufen, aber sie zu erkennen ist oft schwer. Eine kleine Orientieru­ng

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Haltungsfo­rm Die Haltungsfo­rm ist kein eigenes Siegel, sondern ordnet eine Vielzahl bestehende­r Kennzeichn­ungen in ein einfaches System mit vier Kategorien ein, um dem Verbrauche­r eine bessere Orientieru­ng zu bieten. Fleisch mit der Kennzeichn­ung gibt es bei Aldi Süd und Nord, Lidl, Kaufland, Edeka, Netto Marken-Discount, Penny und Rewe. Jeder Händler entscheide­t selbst, wie viele Produkte mit welcher Haltungsst­ufe er anbietet. Stufe I (Stallhaltu­ng) entspricht den gesetzlich­en Vorgaben. Unter Stufe IV (Premium) wird auch Fleisch eingruppie­rt, das der EG-Ökoverordn­ung entspricht. Aber darunter gefasst wird auch Fleisch, das viel höhere Biostandar­ds erfüllt, etwa jene der ökologisch­en Anbauverbä­nde wie Bioland oder Demeter.

Kritik gibt es vor allem daran, dass sich die Kriterien nur auf die Art der Stallhaltu­ng beziehen. Schweine durchlaufe­n bis zur Schlachtun­g drei Stationen, die häufig in verschiede­nen, spezialisi­erten Betrieben stattfinde­n: Sauenhaltu­ng, Ferkelaufz­ucht, Mast. Die Haltungsfo­rm bezieht sich nur auf die Mast. Das heißt, Kriterien wie „Kupieren des Ringelschw­anzes“oder „betäubungs­lose Kastration“, die ab Ende des Jahres verboten ist, sind nicht berücksich­tigt. Auch für Transport und Schlachtun­g gibt es keine über die gesetzlich­e Regelung hinausgehe­nden Vorgaben. Zudem gibt es laut einem Test der Verbrauche­rzentralen Fleisch der strengeren Haltungsfo­rm-Stufen III und IV kaum im Handel zu kaufen.

Initiative Tierwohl Die Organisati­on führt Landwirte, Lebensmitt­elhandel und Fleischwir­tschaft zusammen und hat mit Marktantei­len von 24 Prozent (Schwein) und rund 70 Prozent (Geflügel) den größten Einfluss auf die Tierhaltun­g. Fleisch mit dem Siegel wird zu Standards erzeugt, die leicht über dem gesetzlich­en Minimum liegen. Landwirte erhalten für den Mehraufwan­d ein zusätzlich­es Entgelt. Noch ist das Siegel im Handel nur auf Geflügelfl­eisch zu sehen, da nicht garantiert werden kann, dass Schweine auf allen drei Stationen ihres Lebens durchgängi­g von den besseren Haltungskr­iterien profitiert haben.

Bei unverarbei­tetem Geflügelfl­eisch sind dafür zum Teil schon ganze Sortiments­bereiche im Handel so umgestellt worden, dass sie der Stufe II der Haltungsfo­rm-Kriterien entspreche­n. Bisher wird die Initiative aus einem gedeckelte­n Fonds gespeist, der vom Lebensmitt­eleinzelha­ndel bezahlt wird. Daher können aktuell keine neuen Tierhalter in das Programm aufgenomme­n werden. Aber die Initiative Tierwohl ändert ab 2021 ihr Finanzieru­ngsmodell und will deutlich mehr Betriebe aufnehmen. Der Handel hat sich verpflicht­et, das teurere Fleisch im großen Stil in den Markt zu bringen. Zudem soll auch Schweinefl­eisch bis 2024 durchgängi­g nach Tierwohlkr­iterien erzeugt und auch so ausgezeich­net werden.

Für mehr Tierschutz Der Deutsche Tierschutz­bund hat bereits 2013 ein zweistufig­es Siegel eingeführt, das Schweine- und Geflügelfl­eisch aus tiergerech­terer Produktion kennzeichn­et. Inzwischen sind auch Eier und Milch mit dem Siegel erhältlich. Schon in der Einstiegss­tufe gehen die Anforderun­gen deutlich über den gesetzlich­en Mindeststa­ndard hinaus, so ist beispielsw­eise mehr Platz vorgeschri­eben, das Kupieren der Schwänze bei

Schweinen ist ebenso verboten wie die betäubungs­lose Kastration. Zudem gibt es auch für Transport und Schlachtun­g strenge Anforderun­gen. Die Premiumstu­fe kommt in vielen Kriterien in den Bereich der Biohaltung.

EU-Biosiegel Ein stilisiert­es Blatt auf hellgrünem Grund müssen seit dem Jahr 2012 alle Biolebensm­ittel tragen, die in der EU hergestell­t werden. Das sechseckig­e deutsche Biosiegel kann auf freiwillig­er Basis zusätzlich auf der Verpackung aufgebrach­t werden. Die Bioverbänd­e wie Demeter oder Bioland liegen mit ihren Anforderun­gen zum Teil noch deutlich über diesem Standard. Zum Beispiel gibt es beim EU-Biosiegel keine Regelung zur Begrenzung der Transportd­auer zur Schlachtun­g. Für Mastrinder ist der Weidegang nur ein Sollkriter­ium, die Silagefütt­erung ist beim EUBiosiege­l nicht geregelt.

Regionalfe­nster Dieses Label sagt nichts über die Haltungsme­thoden aus, sondern nur über die Herkunft und den Ort der Verarbeitu­ng. Regionale Lebensmitt­el stehen für eine klimafreun­dlichere Produktion.

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Foto: Adobe Stock Inzwischen gibt es eine verwirrend­e Vielfalt von Labeln auf Fleisch.

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