Vom Pfennigfuchser
D ie Älteren unter den Leserinnen und Lesern werden sich noch an ein Spiel erinnern, mit dem Schulkinder vor langer, langer Zeit ihre Pausen verbracht haben: das Pfennigfuchsen. Ziel war es, eine Münze per Wurf so nahe wie möglich an eine Wand zu platzieren. Wem das gelang, der durfte die Pfennige der anderen Mitspieler einsacken. In einer verschärften Variante musste man die Pfennige, bevor man sie behalten durfte, aufeinanderstapeln, auf Zeigefinger und Daumen legen, die ein O bildeten. Dann hochwerfen, mit dem Handrücken auffangen, wieder hochwerfen und nochmals fangen.
Begnadete Pfennigfuchser verdienten sich so ihr Pausenbrot. Pfennigfuchsen war fast so beliebt wie heute, sagen wir, Handyspiele. Jeder Bub beherrschte es und irgendwann ging das Wort als Metapher für sparsame Leute in den deutschen Sprachgebrauch ein. Der Schwabe als solcher gilt ja bis heute als Pfennigfuchser – also als einer, der sich auch für den Kampf um Münzgeld nicht zu schade ist.
Keine Ahnung, ob Kinder heute immer noch pfennigfuchsen. Wahrscheinlich nicht, denn der Pfennig ist ja längst durch den Cent ersetzt und von einem Centfuchser ist selbst Kollege Google nichts bekannt. Und bald ist wohl auch der Cent Vergangenheit, weil sich heute keiner mehr mit Kleingeld abmühen will.
Bei alldem sollten Politiker, Besserverdiener und Brüsseler Bürokraten aber nicht vergessen, dass Münzen im Volksmund seit jeher eine große Wertschätzung genießen. Die Frage ist, ob sich deren Abschaffung nicht doch noch mal rächen wird? Schließlich wissen wir alle: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.“