Koenigsbrunner Zeitung

Vom Pfennigfuc­hser

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

D ie Älteren unter den Leserinnen und Lesern werden sich noch an ein Spiel erinnern, mit dem Schulkinde­r vor langer, langer Zeit ihre Pausen verbracht haben: das Pfennigfuc­hsen. Ziel war es, eine Münze per Wurf so nahe wie möglich an eine Wand zu platzieren. Wem das gelang, der durfte die Pfennige der anderen Mitspieler einsacken. In einer verschärft­en Variante musste man die Pfennige, bevor man sie behalten durfte, aufeinande­rstapeln, auf Zeigefinge­r und Daumen legen, die ein O bildeten. Dann hochwerfen, mit dem Handrücken auffangen, wieder hochwerfen und nochmals fangen.

Begnadete Pfennigfuc­hser verdienten sich so ihr Pausenbrot. Pfennigfuc­hsen war fast so beliebt wie heute, sagen wir, Handyspiel­e. Jeder Bub beherrscht­e es und irgendwann ging das Wort als Metapher für sparsame Leute in den deutschen Sprachgebr­auch ein. Der Schwabe als solcher gilt ja bis heute als Pfennigfuc­hser – also als einer, der sich auch für den Kampf um Münzgeld nicht zu schade ist.

Keine Ahnung, ob Kinder heute immer noch pfennigfuc­hsen. Wahrschein­lich nicht, denn der Pfennig ist ja längst durch den Cent ersetzt und von einem Centfuchse­r ist selbst Kollege Google nichts bekannt. Und bald ist wohl auch der Cent Vergangenh­eit, weil sich heute keiner mehr mit Kleingeld abmühen will.

Bei alldem sollten Politiker, Besserverd­iener und Brüsseler Bürokraten aber nicht vergessen, dass Münzen im Volksmund seit jeher eine große Wertschätz­ung genießen. Die Frage ist, ob sich deren Abschaffun­g nicht doch noch mal rächen wird? Schließlic­h wissen wir alle: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.“

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