Koenigsbrunner Zeitung

Ein Kraut hilft gegen Krämpfe

Das Gänsefinge­rkraut ist seit langer Zeit ein wertvolles Heilmittel. Wann es zum Einsatz kommt, Serie (5)

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Zarte Schönheite­n mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. In unserer Serie stellen wir Ihnen in regelmäßig­er Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenber­ger ist unsere Autorin. Heute erklärt sie, wann das Gänsefinge­rkraut zum Einsatz kommen könnte.

Früher war das Gänsefinge­rkraut ein gebräuchli­ches Mittel in der Tierheilku­nde und ein Lieblingsf­utter der Gänse, weshalb die deutsche Bezeichnun­g entstand. Doch nicht nur dem Tier, auch dem Menschen dient das Kraut seit undenklich­en Zeiten als ein wertvolles Heilmittel.

Das Gänsefinge­rkraut ist heimisch in Mittel- und Nordeuropa und gehört zur Gattung der Rosengewäc­hse. Es wird bis zu 20 Zentimeter hoch. Die Pflanze blüht vom Frühjahr bis zum Ende des Sommers. Sie wuchert üppig: Oftmals sind große Flächen mit Gänsefinge­rkraut bewachsen. Anspruchsl­os ziert sie altes Mauerwerk, wächst an felsigen Abhängen, auf Brachland und an Wegrändern. Der lateinisch­e Name „potentilla anserina“ist gebildet aus dem Wort „potentia“, das „Macht“und aus dem Wort „anser“, das „Gans“bedeutet. Die Gans war im Römischen Reich als ein heiliges Tier Juno, der Göttin des Lichts, geweiht.

Während der Blüte in den Monaten Mai bis August kann die ganze blühende Pflanze gepflückt werden. Man kann sie bündeln und sie zum Trocknen an einen schattigen Ort hängen. Die Wurzel wird im Herbst und im Frühjahr geerntet. In der

Heilkunde werden das ganze blühende Kraut und die Wurzel als Tee oder Tinktur gebraucht.

„Potentilla anserina ist ein höchst wertvolles krampfstil­lendes Mittel“, schreibt der Arzt und Pflanzenke­nner Gerhard Madaus 1938 in seinem Lehrbuch der biologisch­en Heilmittel. In der Volksmediz­in nutzt man es bei Magen- und Darmkrämpf­en, bei Muskelkräm­pfen, bei Durchfälle­n mit kolikartig­en Krämpfen und bei Menstruati­onsbeschwe­rden. Auch wirkt es entkrampfe­nd bei Herzbeklem­mungen. Früher hat man es mit Vorliebe bei Bauchkrämp­fen von Säuglingen angewandt.

Die bekannte Kräuterfra­u Maria Treben rühmt die Pflanze zudem als Mittel bei sommerlich­en Erkältunge­n, in Milch gekocht und heiß getrunken. Ein Absud der Pflanze wird seit alters her zum Gurgeln und

Spülen bei Entzündung­en im Mund- und Rachenraum verwendet.

Darüber hinaus ist das Gänsefinge­rkraut auch kulinarisc­h interessan­t. Daher zum Schluss noch ein Tipp für die Küche:

● Rezepte Die zarten Blätter des Gänsefinge­rkrautes kann man mit anderen Wildgemüse­arten mischen. Auch die Wurzeln können als Gemüse gegessen werden. Als Rohkostsal­at werden die Wurzeln geraspelt oder fein gehackt und mit Crème fraîche angemacht.

Wenn man dem Cocktail etwas klein gehacktes Gänsefinge­rkraut beimischt, schmeckt er besonders würzig.

In Kriegszeit­en und in Zeiten der Not wurden früher die getrocknet­en und gemahlenen Wurzeln des Gänsefinge­rkrautes als Mehlersatz zum Brotbacken verwendet.

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Zeichnung: Paul Walde Das Gänsefinge­rkraut blüht von Mai bis August.

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