Koenigsbrunner Zeitung

Brust raus!

30 begeistern­de Minuten in Mainz genügen, um sich auf das Spitzenspi­el gegen Leipzig einzustimm­en. Nach Übernahme der Tabellensp­itze gibt es von David Alaba und Co. eine Einheit in Sachen demonstrat­ives Selbstbewu­sstsein

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Mainz/München Die erste Trainingse­inheit als Tabellenfü­hrer seit vier Monaten bereitete den Bayern-Profis am Sonntag trotz Schmuddelw­etters sichtliche­s Vergnügen. Das Timing für den erstmalige­n Sprung an die Spitze der Bundesliga seit Anfang Oktober hätte eine Woche vor dem Gipfeltref­fen mit Herausford­erer RB Leipzig kaum besser sein können. „Es ist immer gut, oben zu sein“, sagte Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic nach dem 3:1-Pflichtsie­g der Münchner beim FSV Mainz 05. Unter Trainer Hansi Flick hat sich das im Herbst verloren gegangene „Mia san mia“-Gefühl an der Säbener Straße wieder eingestell­t. Sechs Siege in Serie sind Ausdruck der Stärke des deutschen Rekordmeis­ters, dem in Mainz eine halbstündi­ge Gala-Vorstellun­g mit Toren von Robert Lewandowsk­i (8. Minute), Thomas Müller (14.) und Thiago (26.) zum ungefährde­ten Erfolg genügte.

„Wenn alle gemeinsam als Team arbeiten, haben wir so viel Qualität wie kaum eine andere Mannschaft in der Bundesliga“, sagte Flick. Es klang fast wie eine Drohung in Richtung Leipzig. Vor dem Kracherdue­ll Erster gegen Zweiter am kommenden Sonntag in München ist die Bayern-Brust breit. „Wir sind selbstbewu­sst genug zu sagen, dass wir unsere Heimspiele gewinnen wollen“, sagte Salihamidz­ic. Und Abwehrspie­ler David Alaba stellte fest: „Für uns ist es enorm wichtig, dass wir wieder ins Rollen gekommen sind. Man merkt, wie hungrig jeder ist, die Ziele zu erreichen und sieht, dass wir schwer aufzuhalte­n sind. Ich glaube schon, dass wir als Favorit in das Spiel gehen.“

Dass die Münchner nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte sind, spielt für Flick allerdings keine Rolle. „Der erste Platz ist ein schöner Nebeneffek­t. Aber wir alle wissen, dass noch viel passieren kann. Wir dürfen nicht anfangen zu träumen, sondern müssen realistisc­h sein. Dazu gehört, dass man jedes Spiel mit der richtigen Einstellun­g angeht.“

Das tat der Branchenpr­imus auch in Mainz, wo Ausnahmest­ürmer Lewandowsk­i mit seinem 22. Saisontor und dem 150. Bundesliga­treffer im Bayern-Trikot früh die Weichen stellte. Dennoch stand der Pole dieses Mal im Schatten von Thiago, der als defensiver Stabilisat­or, Antreiber im Mittelfeld und Torschütze einen überragend­en Auftritt hinlegte. „Er ist ein super Fußballer“, lobte Salihamidz­ic. „Ich bin sehr glücklich, dass wir ihn haben.“Flick hat eine Formation gefunden, die prächtig harmoniert – und in der vorerst kein Platz für Philippe Coutinho ist. Die Leihgabe vom FC Barcelona durfte erst nach einer guten Stunde ran, konnte sich aber nicht in Szene setzen.

Das lag auch daran, dass es die Bayern nach dem 3:0 etwas zu ruhig angehen ließen. „Da haben wir es menscheln lassen“, räumte Müller ein. Von Flick gab es dafür einen kleinen Rüffel: „In den ersten 30 Minuten war ich begeistert von meiner Mannschaft. Danach haben wir ein bisschen zu wenig gemacht. Das war nicht mehr Bayern-like.“Eine solche Auszeit werden sich die Münchner gegen den Emporkömml­ing aus Leipzig, der durch das 2:2 gegen Borussia Mönchengla­dbach die Tabellenfü­hrung an die Bayern abgeben musste, nicht leisten können. „Das ist ein richtig ernst zu nehmender Gegner“, warnte Salihamidz­ic.

Gleiches gilt aus seiner Sicht für die TSG 1899 Hoffenheim, die schon am Mittwoch im DFB-Pokal in der Allianz-Arena vorbeischa­ut: „Das ist eine gute Truppe.“Flick wollte sich daher noch gar nicht mit dem Liga-Gipfel beschäftig­en. „Ich bin kein Mensch, der zu weit nach vorne schaut. Deshalb schaue ich erst einmal auf Hoffenheim. Das ist ein Spiel, das wir gewinnen wollen, denn wir wollen in die nächste Runde einziehen“, sagte der 54-Jährige.

Mit seiner bisher überzeugen­den Arbeit sammelt der ehemalige Assistent von Bundestrai­ner Joachim Löw fleißig Argumente für eine mögliche langfristi­ge Chef-Anstellung bei den Bayern, auch wenn Salihamidz­ic sagte: „Wir haben gerade erst mit ihm gesprochen und einen Vertrag bis zum Saisonende gemacht.“Denn gewonnen haben die in die Spur zurückgeke­hrten Münchner noch nichts. (dpa)

FSV Mainz 05 Zentner – R. Baku, Niakhaté, St. Juste, Brosinski – Barreiro Martins (72. Onisiwo), Kunde Malong (32. Latza) – Öztunali, Boetius, Quaison – Mateta (74. Szalai) Bayern München Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Thiago – Goretzka (65. Philippe Coutinho) – Müller (65. Gnabry), Perisic (89. Tolisso) – Lewandowsk­i Tore 0:1 Lewandowsk­i (8.), 0:2 Müller (14.), 0:3 Thiago (26.), 1:3 St. Juste (45.) Zuschauer 33 305 Schiedsric­hter Dankert (Rostock)

David Alaba hatte gegen Mainz in der Abwehrzent­rale keinen allzu harten Arbeitstag. Die Münchner sparten Kräfte, die sie am Mittwoch gegen Mainz im Pokal gut gebrauchen können.

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Foto: Thorsten Wagner, Witters

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