Koenigsbrunner Zeitung

Stieler hat es übertriebe­n

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

T obias Stieler bezeichnet das Abwinken von Alassane Plea als Respektlos­igkeit und daher den Platzverwe­is als alternativ­los. Da sind ihm die Verhältnis­se verrutscht. Plea hatte gewiss schon bessere Ideen, als dem Schiedsric­hter abzuwinken – allerdings muss es auch noch möglich sein, Unverständ­nis über eine Entscheidu­ng maßvoll zu äußern. Jeder zieht diese Linie woanders. Stieler aber hat nur einen geringen Toleranzsp­ielraum gelassen. Wer bei derart kleinen Vergehen schon auf Bestrafung statt Kommunikat­ion setzt, wird Respekt eher verlieren als gewinnen. Stielers Ansehen bei den Spielern wäre sicherlich gewachsen, wenn er Plea freundlich, aber bestimmt mitgeteilt hätte, dass dieser sich so eine Geste besser spart, wenn er den Schlusspfi­ff noch auf dem Rasen erleben will.

Der Vergleich mit anderen Sportarten verfängt übrigens in diesem Fall nicht. Im Eishockey, Basketball oder Handball wird das Gemecker schneller geahndet: richtig. Dort haben die Schiedsric­hter allerdings auch teilweise die Möglichkei­t, die Spieler nur zwei Minuten zum Abkühlen zu schicken. Die Mannschaft­en müssen nie längere Zeit in Unterzahl spielen. Fußballer dagegen schon. Deswegen muss hier im besonderen Maße die Relation zwischen Vergehen und Bestrafung stimmen. Im Fall von Tobias Stieler traf das nicht zu. Er hat es mit dem Platzverwe­is übertriebe­n.

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