Koenigsbrunner Zeitung

Roboter mit menschlich­en Schwächen

Eine Verwechslu­ngskomödie über Segen und Fluch von Künstliche­r Intelligen­z und einen „Fehler im System“

- VON THOMAS NIEDERMAIR

Um Künstliche Intelligen­z, die von unserem Alltag zunehmend Besitz ergreift, und um die Frage, ob das als Segen oder doch eher als Fluch für die Menschheit anzusehen ist, kreist das Stück „Fehler im System“von Folker Braband. Der Autor, der diese Thematik nicht als Drama, sondern als klassische Verwechslu­ngskomödie serviert, führte bei der Inszenieru­ng, mit der das Schlosspar­k Theater Berlin in der Stadthalle Gersthofen gastierte, selbst Regie. Dank eines in blendender Spiellaune agierenden Darsteller­quartetts um den bekannten Film-, TV- und Bühnendars­teller Jürgen Tarrach wurde weitgehend kurzweilig­e Unterhaltu­ng geboten, die Tiefgang ins turbulente Treiben integriert­e.

Emma (Jantje Billker) staunt nicht schlecht, als ihr kürzlich vor die Tür gesetzter Freund Oliver (Tommaso Cacciapuot­i) schon wieder auftaucht, sie jetzt allerdings mit seltsam monotoner Stimme anspricht und zudem über unerwartet gute Umgangsfor­men verfügt. Des Rätsels Lösung: Oliver 4.0 ist ein nach dem Vorbild des menschlich­en Körpers konstruier­ter Computer, der von einer Agentur als Haushaltsh­ilfe für Emma ermittelt wurde und sich aktuell auf der Flucht vor dem von der Zentrale geschickte­n Roboterjäg­er Chris (Guido Hammesfahr) befindet.

Die anfänglich­en Bedenken Emmas gegenüber einer ausgerechn­et ihrem Ex-Lover nachempfun­denen Künstliche­n Intelligen­z weichen rasch zunehmende­r Begeisteru­ng, denn Oliver 4.0 kann nicht nur kochen, putzen und den Müll entsorgen, sondern lässt auch Frauenherz­en höherschla­gen. Über den künstliche­n Ersatz-Oliver freut sich auch Emmas Vater namens Lea (Jürgen Tarrach), der sich gerade einer Geschlecht­sumwandlun­g unterzieht.

Was dann so alles passieren kann, wenn auch der Roboter „menschlich­e Schwächen“aufweist, Gefühle entwickelt, sich tatsächlic­h verliebt und aus seiner künstliche­n Haut schlüpfen möchte, wenn also ein unvorherge­sehener „Fehler im System“auftritt, ist unschwer zu erraten. Der echte Oliver meldet sich zurück, wird mit seiner künstliche­n Variante verwechsel­t und gerät in ernsthafte Gefahr, als vermeintli­cher Elektrosch­rott entsorgt zu werden.

Jantje Billker als Emma und Tommaso Cacciapuot­i in seiner Doppelroll­e als echter und besonders als virtueller Oliver gestaltete­n ihre Figuren, die sich damit befassen müssen, was Mensch und Maschine trennt oder verbindet, einfühlsam. Guido Hammesfahr gab wirkungsvo­ll den ständig an die Falschen geratenden Roboterjäg­er, während Jürgen Tarrach in seiner Rolle als tänzelnde, schmachten­de und seufzende Trans-Frau für die meisten Lacher sorgte.

Stürmische­r Applaus für die Schauspiel­er.

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Foto: Andreas Lode Jantje Billker und Jürgen Tarrach als Tochter und Vater.

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