Grüne wollen Innenstadt neu denken
Auf dem Neujahrsempfang der Grünen stellte Oberbürgermeister-Kandidatin Martina Wild ihre Ideen für ein lebenswertes Augsburg vor. Wie Parteichef Habeck der Vereinzelung der Gesellschaft entgegentreten will
„Wildwechsel“könnte man das Motto dieses Neujahrsempfangs nennen: Zumindest lautete so der Titel des Image-Films über Martina Wild, die Herausforderin der Grünen im Kampf um den Sessel des Augsburger Oberbürgermeisters. Der Film wurde den gut 600 Gästen im Goldenen Saal des Rathauses gezeigt. Sie erfuhren noch mehr über den grünen Wunsch nach Wechsel, aber auch über die Herausforderungen der jüngsten globalen Klimakatastrophen, wie den Bränden in Australien – darum ging es in den Reden von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und dem Parteivorsitzenden Robert Habeck.
Als heimatverbundene Augsburgerin präsentierte sich Wild in ihrem Film. Gezeigt wurden Bilder von Kindern, Schafen, Wasser und viel Natur. Die Zuschauer konnten einen Blick hinter die Kulissen von Familie Wild erhaschen, die Kandidatin beim Radeln, aber auch als Passagierin in einem von Umweltreferent Reiner Erben gesteuerten Lastenrad sehen.
„Es braucht mehr grüne Kompetenz, mehr grünes Know-how, um gutes Leben in unserer Stadt für alle Menschen zu ermöglichen“, sagte Wild in ihrer Rede. So schnell wie möglich solle Augsburg klimaneutral werden – durch eine Solarstrom-Offensive und einen Augsburger Standard für klimagerechtes und nachhaltiges Bauen. „Damit unsere Stadt nicht vor Hitze eingeht, gestalten wir kühle Meilen – das bringt frische Luft und Abkühlung“, erklärte sie.
Die Grünen wollen den öffentlichen Nahverkehr so attraktiv, das Radfahren und Zu-Fuß-Gehen so und sicher gestalten, dass kein Mensch mehr mit dem Auto fahren wolle, so Wild. Das gelänge mit flächendeckenden Radwegen, mit einem dichten Nahverkehrs
mit einem Fußgängerbeauftragten und einem 365-Euro-Ticket. Man wolle den Parkraum managen und in nachhaltige Mobilität investieren. Man werde den vorhanangenehm denen Raum neu aufteilen, was viele Bürger ebenfalls wünschten.
In ungewohnter Rolle, als Moderatorin der Veranstaltung, lobte Claudia Roth den bisherigen Wahlnetz, kampf. Dieser laufe „anständig und respektvoll“. Angesichts der Erfolge in Bund und Land könnten die Grünen einen Wahlkampf auf Augenhöhe führen. Man habe in den vergangenen Jahren viel erreicht. So sei Augsburg eine der wenigen Städte in Deutschland, in denen die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umgesetzt würden.
Die Grünen-Politikerin hob die Bedeutung der Kommunalpolitik hervor. „Die Kommunalpolitik zeigt Perspektiven auf und schafft Vertrauen in politische Entscheidungen“, so Roth. Vor Ort entscheide es sich, ob man mit seiner Arbeit etwas bewirken könne. Doch auch der globale Blick dürfe nicht vernachlässigt werden. Die Klimakrise sei real, wie das Inferno in Australien deutlich zeige.
Robert Habeck sprach von neuen Herausforderungen durch die Digitalisierung. Dank moderner Technik müssten die Menschen nicht mehr miteinander reden – vom Einkauf bis zum sozialen Kontakt finde immer mehr anonym im Netz statt. Die Gesellschaft würde immer isolierter und individualisierter, was sich auch auf der politischen Ebene zeige. In Bezug auf die Kommunalpolitik forderte Habeck einen Systemwechsel. „Denken wir die Stadt von Einzelinteressen aus, oder denken wir sie als lebenden Organismus?“Man müsse die Stadt aus Sicht der Menschen, die hier leben, denken. Beispielsweise werde die angesprochene Vereinzelung gerade in der Stadt gekontert; Kommunalpolitik sei die moderne Antwort, die Vereinzelung im öffentlichen Raum zu stoppen und den öffentlichen Diskurs so zu retten. Auch deshalb sei die Kommunalwahl in Augsburg so wichtig.