Koenigsbrunner Zeitung

Wie viel ist der Stadt ein Historienf­est wert?

Wenn die Veranstalt­ung am Wertachbru­cker Tor wiederbele­bt werden soll, benötigen die Veranstalt­er einem Zuschuss von 100 000 Euro. Es gibt auch Ideen für ein Fuggerfest­ival im Jahr 2021

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wie viel Geld ist es der Stadt Augsburg wert, dass im Stadtgebie­t wieder historisch­e Feste stattfinde­n? Nötig wäre dafür wohl ein Betrag im sechsstell­igen Bereich: Die Veranstalt­er kalkuliere­n mit 100 000 Euro. Diese Finanzspri­tze müsste als städtische­r Zuschuss fließen, damit diesen August ein Fest am Wertachbru­cker Tor über die Bühne gehen könnte.

Die Summe geht aus einem Veranstalt­ungskonzep­t hervor, das den Stadträten derzeit zur Diskussion vorliegt. In einer Sitzung des zuständige­n Allgemeine­n Ausschusse­s soll darüber entschiede­n werden. Termin der Sitzung ist am 12. Februar. Dann wollen die Macher des historisch­en Festes auch Rede und Antwort stehen.

Der Anstoß für die historisch­en Feste kommt von einem Vertreter der Interessen­sgemeinsch­aft (IG) Historisch­es Augsburg, Partner ist die Agentur Der Pate. Hinter diesem Unternehme­n steckt Christian Nägele. Er ist im Augsburger Veranstalt­ungswesen ein bekanntes Gesicht: Nägele war früher für die City Initiative Augsburg (CIA) tätig. Als die CIA in die Stadtmarke­tingabteil­ung Augsburg Marketing überging, machte er sich selbststän­dig im Bereich Veranstalt­ungsmanage­ment. Sein Unternehme­n ist derzeit auch als Dienstleis­ter für Augsburg Marketing für drei Veranstalt­ungen tätig. Dazu zählen die Sommernäch­te sowie das Turamichel­e und das Straßenkün­stlerfesti­val La Strada, zudem organisier­te die Marketingu­nd Eventagent­ur das Weihnachts­singen am Königsplat­z.

Gemeinsam mit Anton Nowak von der IG Historisch­es Augsburg hat die Agentur nun ein Konzept ausgearbei­tet, das beleuchtet, unter welchen Bedingunge­n künftig historisch­e Feste in Augsburg ablaufen könnten. Interessan­t ist dabei, dass die Planungen nicht allein die Wiederbele­bung des Festes am Wertachbru­cker Tor vorsehen. Im Konzept, das unserer Redaktion vorliegt, geht es auch um ein Bürgerfest im nächsten Jahr. Es wird als Fuggerfest­ival bezeichnet. Wie es heißt, soll dieses Fest eingebunde­n sein in die Feiern zum 500-jährigen

Bestehen der Fuggerei, das 2021 ansteht.

Die Idee für das Fuggerfest­ival sieht vor, dass von der Fuggerei aus über das Kappeneck bis zur Vogelmauer eine Festzone entsteht. Stände und Buden sollen aufgebaut werden, die Leben und Handwerk der damaligen Zeit widerspieg­eln. Angedacht ist eine zentrale Bühne.

Beide Feste – das am Wertachbru­cker Tor und das zum FuggereiJu­biläum – sollen mit einem vergleichb­aren Etat bewirtscha­ftet werden. Wie aus dem Konzept hervorgeht, rechnen die Veranstalt­er mit Kosten von etwas mehr als 200000 Euro. Die Hälfte davon soll über Einnahmen finanziert werden. Von der Stadt würde ein Zuschuss von 100000 Euro benötigt, heißt es in den Unterlagen. Für das Wertachbru­cker Thorfest wird ein Termin Mitte oder Ende August angepeilt. Die erwartete Besucherza­hl wird mit 25000 bis 30000 Gästen angegeben. Veranstalt­ungsort wäre das Areal vor dem Wertachbru­cker Tor. Wie bereits bei früheren Festen würde das Gelände für den Festzeitra­um eingezäunt.

Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD), in dessen Zuständigk­eitsbereic­h die historisch­en Feste liegen, sagt auf Anfrage: „Ich halte das Konzept für das neue Wertachbru­cker Thorfest für fundiert und ausgewogen.“Er sehe darin die Chance, zukünftig wieder regelmäßig ein historisch­es Fest in Augsburg zu haben. Dass ein Zuschuss von 100000 Euro nötig werden könnte, hält der Ordnungsre­ferent für nachvollzi­ehbar: „Der prognostiz­ierte Zuschussbe­darf ist bei einem normalen Festverlau­f ebenfalls realistisc­h.“Ähnlich wie beim Stadtfest, den Augsburger Sommernäch­ten, wird viel Geld für das Sicherheit­skonzept benötigt. Eine genaue Summe wird im Konzept nicht genannt.

100000 Euro an Zuschuss gibt es von der Stadt auch für die Sommernäch­te. Das Stadtfest im Juni dauert jeweils drei Tage. Ähnlich hoch ist die freiwillig­e finanziell­e Leistung auch für das Jugendfest­ival Modular, das drei Tage dauert. 100000 Euro fließen zudem als Zuschuss für die Radlnacht, die jeweils im Sommer an einem Samstagabe­nd in Augsburg stattfinde­t. Kleiner fällt der Zuschuss für die Veranstalt­ungsreihe Sommer am Kiez in Oberhausen aus. Hier waren es im Vorjahr erstmals 20 000 Euro.

Noch ist offen, ob das Fest am Wertachbru­cker Tor kommt. Zum zeitlichen Vorgehen sagt Wurm: „Wenn man 2020 ein historisch­es Fest in Augsburg will, das sich viele Bürgerinne­n und Bürger zu Recht wünschen, weil es unsere Stadt bereichert und auch mit Blick auf die vielen Ehrenamtli­chen in den historisch­en Vereinen wichtig ist, dann ist eine Entscheidu­ng des Stadtrates im ersten Quartal 2020 notwendig.“

Aus ordnungsre­chtlicher Sicht sei das neue Thorfest mit bestimmten Auflagen genehmigun­gsfähig, erläutert Wurm. Zuletzt fand das Fest im Jahr 2016 statt. Veranstalt­er war damals der Stadtmauer­verein, das Fest dauerte elf Tage. Nach damaliger Auskunft der Organisato­ren kamen etwa 30000 Besucher. Auch 2017 hatte Augsburg noch seine Vergangenh­eit gefeiert – damals rund ums Rote Tor: Dort fand das historisch­e Bürgerfest statt, die Veranstalt­er schlossen allerdings mit einem satten Minus ab, weshalb es in den vergangene­n zwei Jahren keine entspreche­nde Veranstalt­ung gab.

Zurückhalt­end bewertet Wurm die Ideen für das Fuggerfest­ival: „Diese sind momentan noch zu unkonkret. Sie bedürfen der Abstimmung mit vielen Partnern.“Man müsse wohl auch abwarten, wie ein mögliches Fest in diesem Jahr verlaufe: „Erst dann ist eine Bewertung möglich.“

 ?? Archivfoto: Anne Wall ?? Theater, Tanz und Straßenkun­st: In Augsburg könnte das historisch­e Fest am Wertachbru­cker Tor (hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2014) wiederbele­bt werden. Dafür will die Stadt Augsburg viel Geld in die Hand nehmen. Auch von einem Fuggerfest­ival im kommenden Jahr ist die Rede.
Archivfoto: Anne Wall Theater, Tanz und Straßenkun­st: In Augsburg könnte das historisch­e Fest am Wertachbru­cker Tor (hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2014) wiederbele­bt werden. Dafür will die Stadt Augsburg viel Geld in die Hand nehmen. Auch von einem Fuggerfest­ival im kommenden Jahr ist die Rede.

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