Wie viel ist der Stadt ein Historienfest wert?
Wenn die Veranstaltung am Wertachbrucker Tor wiederbelebt werden soll, benötigen die Veranstalter einem Zuschuss von 100 000 Euro. Es gibt auch Ideen für ein Fuggerfestival im Jahr 2021
Wie viel Geld ist es der Stadt Augsburg wert, dass im Stadtgebiet wieder historische Feste stattfinden? Nötig wäre dafür wohl ein Betrag im sechsstelligen Bereich: Die Veranstalter kalkulieren mit 100 000 Euro. Diese Finanzspritze müsste als städtischer Zuschuss fließen, damit diesen August ein Fest am Wertachbrucker Tor über die Bühne gehen könnte.
Die Summe geht aus einem Veranstaltungskonzept hervor, das den Stadträten derzeit zur Diskussion vorliegt. In einer Sitzung des zuständigen Allgemeinen Ausschusses soll darüber entschieden werden. Termin der Sitzung ist am 12. Februar. Dann wollen die Macher des historischen Festes auch Rede und Antwort stehen.
Der Anstoß für die historischen Feste kommt von einem Vertreter der Interessensgemeinschaft (IG) Historisches Augsburg, Partner ist die Agentur Der Pate. Hinter diesem Unternehmen steckt Christian Nägele. Er ist im Augsburger Veranstaltungswesen ein bekanntes Gesicht: Nägele war früher für die City Initiative Augsburg (CIA) tätig. Als die CIA in die Stadtmarketingabteilung Augsburg Marketing überging, machte er sich selbstständig im Bereich Veranstaltungsmanagement. Sein Unternehmen ist derzeit auch als Dienstleister für Augsburg Marketing für drei Veranstaltungen tätig. Dazu zählen die Sommernächte sowie das Turamichele und das Straßenkünstlerfestival La Strada, zudem organisierte die Marketingund Eventagentur das Weihnachtssingen am Königsplatz.
Gemeinsam mit Anton Nowak von der IG Historisches Augsburg hat die Agentur nun ein Konzept ausgearbeitet, das beleuchtet, unter welchen Bedingungen künftig historische Feste in Augsburg ablaufen könnten. Interessant ist dabei, dass die Planungen nicht allein die Wiederbelebung des Festes am Wertachbrucker Tor vorsehen. Im Konzept, das unserer Redaktion vorliegt, geht es auch um ein Bürgerfest im nächsten Jahr. Es wird als Fuggerfestival bezeichnet. Wie es heißt, soll dieses Fest eingebunden sein in die Feiern zum 500-jährigen
Bestehen der Fuggerei, das 2021 ansteht.
Die Idee für das Fuggerfestival sieht vor, dass von der Fuggerei aus über das Kappeneck bis zur Vogelmauer eine Festzone entsteht. Stände und Buden sollen aufgebaut werden, die Leben und Handwerk der damaligen Zeit widerspiegeln. Angedacht ist eine zentrale Bühne.
Beide Feste – das am Wertachbrucker Tor und das zum FuggereiJubiläum – sollen mit einem vergleichbaren Etat bewirtschaftet werden. Wie aus dem Konzept hervorgeht, rechnen die Veranstalter mit Kosten von etwas mehr als 200000 Euro. Die Hälfte davon soll über Einnahmen finanziert werden. Von der Stadt würde ein Zuschuss von 100000 Euro benötigt, heißt es in den Unterlagen. Für das Wertachbrucker Thorfest wird ein Termin Mitte oder Ende August angepeilt. Die erwartete Besucherzahl wird mit 25000 bis 30000 Gästen angegeben. Veranstaltungsort wäre das Areal vor dem Wertachbrucker Tor. Wie bereits bei früheren Festen würde das Gelände für den Festzeitraum eingezäunt.
Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD), in dessen Zuständigkeitsbereich die historischen Feste liegen, sagt auf Anfrage: „Ich halte das Konzept für das neue Wertachbrucker Thorfest für fundiert und ausgewogen.“Er sehe darin die Chance, zukünftig wieder regelmäßig ein historisches Fest in Augsburg zu haben. Dass ein Zuschuss von 100000 Euro nötig werden könnte, hält der Ordnungsreferent für nachvollziehbar: „Der prognostizierte Zuschussbedarf ist bei einem normalen Festverlauf ebenfalls realistisch.“Ähnlich wie beim Stadtfest, den Augsburger Sommernächten, wird viel Geld für das Sicherheitskonzept benötigt. Eine genaue Summe wird im Konzept nicht genannt.
100000 Euro an Zuschuss gibt es von der Stadt auch für die Sommernächte. Das Stadtfest im Juni dauert jeweils drei Tage. Ähnlich hoch ist die freiwillige finanzielle Leistung auch für das Jugendfestival Modular, das drei Tage dauert. 100000 Euro fließen zudem als Zuschuss für die Radlnacht, die jeweils im Sommer an einem Samstagabend in Augsburg stattfindet. Kleiner fällt der Zuschuss für die Veranstaltungsreihe Sommer am Kiez in Oberhausen aus. Hier waren es im Vorjahr erstmals 20 000 Euro.
Noch ist offen, ob das Fest am Wertachbrucker Tor kommt. Zum zeitlichen Vorgehen sagt Wurm: „Wenn man 2020 ein historisches Fest in Augsburg will, das sich viele Bürgerinnen und Bürger zu Recht wünschen, weil es unsere Stadt bereichert und auch mit Blick auf die vielen Ehrenamtlichen in den historischen Vereinen wichtig ist, dann ist eine Entscheidung des Stadtrates im ersten Quartal 2020 notwendig.“
Aus ordnungsrechtlicher Sicht sei das neue Thorfest mit bestimmten Auflagen genehmigungsfähig, erläutert Wurm. Zuletzt fand das Fest im Jahr 2016 statt. Veranstalter war damals der Stadtmauerverein, das Fest dauerte elf Tage. Nach damaliger Auskunft der Organisatoren kamen etwa 30000 Besucher. Auch 2017 hatte Augsburg noch seine Vergangenheit gefeiert – damals rund ums Rote Tor: Dort fand das historische Bürgerfest statt, die Veranstalter schlossen allerdings mit einem satten Minus ab, weshalb es in den vergangenen zwei Jahren keine entsprechende Veranstaltung gab.
Zurückhaltend bewertet Wurm die Ideen für das Fuggerfestival: „Diese sind momentan noch zu unkonkret. Sie bedürfen der Abstimmung mit vielen Partnern.“Man müsse wohl auch abwarten, wie ein mögliches Fest in diesem Jahr verlaufe: „Erst dann ist eine Bewertung möglich.“