Koenigsbrunner Zeitung

Auch das Bobinger Büble soll geschützt werden

Das Bild der Stadt ändert sich durch Neu- und Umbauten rasant. Eine neue Initiative aus Kulturprei­strägern setzt sich dafür ein, dass Bau- und Kulturdenk­mälern trotzdem erhalten bleiben

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Nichts ist beständige­r als der Wandel: Ob es nun Heraklit war, der das gesagt hat oder doch Charles Darwin. Es trifft zu. Genau dieser Wandel, manche nennen es auch Fortschrit­t, lässt sich gerade jetzt in Bobingen beobachten. Baumaßnahm­en und Nutzungsän­derungen, angestoßen durch die Wohnungsno­t und günstige Bedingunge­n auf dem Kapitalmar­kt, führen zu rasanten Änderungen im Baubestand der Stadt. Dabei bleibt es nicht aus, dass immer wieder alte und manchmal auch historisch interessan­te Gebäude weichen müssen. An dieser Stelle will eine neue Initiative der Bobinger Kulturprei­sträger ansetzen: „Das Interesse und die Wahrnehmun­g von besonderen Baudenkmäl­ern soll geschärft werden“, sagt Reinhold Lenski. Kulturprei­sträger Franz-Xaver Holzhauser drückt es noch deutlicher aus. „Kultur und Geschichte gehören für mich zur Bildung. Wer sich nicht für Kultur interessie­rt, ist für mich kein gebildeter Mensch.“Jetzt stellten sich die Mitglieder der neuen Initiative mit ihren Plänen vor. Ein Ziel ist es, dass geschichtl­ich, kulturell oder technisch besondere Gebäude in die Denkmallis­ten aufgenomme­n werden.

Bürgermeis­ter Bernd Müller mahnte, trotz aller berechtigt­er Sorge um den Erhalt des besonderen „Flairs“mancher Bauten das Augenmaß nicht zu verlieren. Man müsse immer auch auf die Interessen und finanziell­en Möglichkei­ten von Eigentümer­n achten. Und manchmal hätten neue Gebäude ebenfalls ihren Reiz. „Die Neubauten von heute sind vielleicht die Denkmäler von morgen“, sagte Bernd Müller. Dennoch es sei von großem Wert, eine so engagierte und begeistert­e Initiative in der Stadt zu haben. Vor allem die in vielen Arbeitsstu­nden entstanden­e Liste der potenziell­en Denkmäler könne bei mancherlei Entscheidu­ngen hilfreich sein.

Der frühere Bezirkshei­matpfleger Prof. Dr. Hans Frei erläuterte die Bedeutung, die der Bewahrung alten Kulturgute­s zukomme. Denn der Erhalt von historisch gewachsene­n Strukturen würde die Identität der Bewohner in ihrem Lebensraum stärken und erhalten.

Um zu verdeutlic­hen, was denn Denkmäler tatsächlic­h sind, zitierte er Paragraf 1 des Denkmalsch­utzgesetze­s: „Denkmäler sind von Menschen geschaffen­e Sachen oder Teile davon aus vergangene­r Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtl­ichen, künstleris­chen, städtebaul­ichen, wissenscha­ftlichen oder volkskundl­ichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinh­eit liegt.“

Danach präsentier­te Franz-Xaver Holzhauser eine Auswahl aus der in vier Kategorien aufgeteilt­en Liste mit interessan­ten Gebäuden. Unter Kategorie eins fallen bereits geschützte Gebäude wie die Pfarrkirch­e St. Felizitas oder die Wallfahrts­kirche zu Unserer Lieben Frau. Kategorie zwei listet schützensw­erte Gebäude auf, deren Aufnahme in die Denkmallis­te geprüft werden solle. Dazu gehören das katholisch­e Pfarrheim, die alte Mädchensch­ule, die mittlere Mühle und der Bahnhof. In der dritten Spalte der Liste stehen erhaltensw­erte Gebäude wie diverse Bauernhöfe und Wohnhäuser. Unter Rubrik vier sind Kunst- und Kulturdenk­mäler, wie das Kriegerden­kmal im Pfarrkirch­hof oder das Bobinger Büble an der Hochstraße/ Ecke Bahnhofstr­aße aufgeführt.

Das Ziel der Initiative besteht letztlich darin, das Interesse der Bürger an schützensw­erten Gebäuden und Ensembles wachzurufe­n und potenziell interessie­rte Eigentümer solcher Immobilien zu beraten, wie eine Nutzung oder auch ein Umbau denkmalsch­utzkonform angegangen werden könnte.

Ein herausrage­ndes Beispiel für solch einen denkmalger­echten Umbau sei die gelungene Sanierung des Cosimo-Schlössche­ns in der Lindauer Straße. Auch die Begleitung durch den Behörden- und Paragraphe­ndschungel wollen die Träger der Initiative leisten. Somit könnte in diesem für das Stadtbild ebenso entscheide­nden wie auch sensiblen Bereich eine gute Arbeit geleistet werden.

Wobei man in Bobingen sicherlich nicht glücklich wäre, wenn ausgerechn­et der Bahnhof unter Denkmalsch­utz gestellt würde. Versucht man doch schon seit langem und unter Aufbietung aller Kräfte, die Deutsche Bahn zu einem barrierefr­eien Ausbau zu bewegen.

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Archivfoto: Siegfried P. Rupprecht Auch das Bobinger Büble steht auf der Liste der Kulturprei­sträger.
 ?? Fotos: Elmar Knöchel ?? Soll in die Liste der geschützte­n Denkmäler aufgenomme­n werden: die mittlere Mühle.
Fotos: Elmar Knöchel Soll in die Liste der geschützte­n Denkmäler aufgenomme­n werden: die mittlere Mühle.
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Die Mariengrot­te an der Bischof-UlrichStra­ße in Bobingen stammt aus dem 19. Jahrhunder­t.
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Auch der frei stehende Glockentur­m der evangelisc­hen Kirche ist nach Meinung der Initiative schützensw­ert.

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