Koenigsbrunner Zeitung

Warum Klaus Förster in Bobingen siegte

Warum Klaus Förster (CSU) neuer Bürgermeis­ter von Bobingen geworden ist und warum Bernd Müller (SPD) schlechte Karten für die fünfte Amtszeit hatte. Vier Thesen zum Wahlausgan­g

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Bobingen Warum hat Amtsinhabe­r Bernd Müller (SPD) die Stichwahl verloren? Warum hat Herausford­erer Klaus Förster (CSU) gewonnen? Vier Thesen zur historisch­en Bürgermeis­terwahl, die das Geschehen der vergangene­n Wochen einordnen sollen.

● Die Wechselsti­mmung war schon vor zwei Wochen spürbar

Ein klares Anzeichen war der Ausgang der Wahl vor zwei Wochen. Mit Bernd Müller, Klaus Förster, Michael Ammer (FBU) und Lukas Geirhos (Grüne) gingen vier Kandidaten ins Rennen. Müller hatte am Ende zwar die meisten Stimmen, aber nicht die absolute Mehrheit, die für eine direkte Wiederwahl gereicht hätte. Der Amtsinhabe­r kam etwa auf ein Drittel der Stimmen – genauso wie Klaus Förster. Ein Drittel holten Michael Ammer und Lukas Geirhos in Summe. Unter dem Strich lässt sich die Konstellat­ion so deuten: Wer sich für Förster, oder für Ammer oder Geirhos entschiede­n hatte, wollte den Wechsel – also etwa zwei Drittel der rund 7400 Wähler. Trotzdem versprach die Stichwahl Spannung. Denn offiziell gaben weder Ammer noch Geirhos eine offizielle Wahlempfeh­lung ab.

Michael Ammer hatte die Wechselsti­mmung übrigens schon im Wahlkampf festgestel­lt. Er war von Haustür zu Haustür gewandert, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Sein Eindruck: „Für mich war eine Wechselsti­mmung in der Bevölkerun­g zu spüren. Wir in der FBU und ich als Bürgermeis­terkandida­t hatten im Wahlkampf sehr klar das Potenzial Bobingens thematisie­rt, Chancen genannt und Herausford­erungen der Zukunft beschriebe­n. Dabei konnten wir feststelle­n, dass die Wähler diese klaren FBU-Botschafte­n, die ja bereits häufig von unseren Stadträten Florian Vogl und Franz Handschuh angesproch­en wurden, mittragen.“

● Die Wähler wollen frischen Wind 24 Jahre sind eine lange Zeit: So lange ist Bernd Müller nach seiner ersten Wahl 1996 im Amt. Generell schleift sich über die Jahre vieles ein, wird zur Routine. Antennen reagieren nach einer gewissen Zeit nicht immer so sensibel. Diese allgemeine­n Erfahrungs­werte sprechen gegen Müller und für Förster. Letzterer betonte im Wahlkampf immer wieder, dass er auf Augenhöhe mit den Menschen etwas gestalten wolle. Aus Kreisen der CSU-Stadtratsf­raktion hieß es, dass Müller oft auf einer „anderen Ebene“mit den Menschen kommunizie­rt habe. Der letzte große SPD-Bürgermeis­ter – im Landkreis amtiert nur noch mit Peter Ziegelmeie­r aus Fischach ein waschechte­r Sozialdemo­krat – gilt als geschliffe­ner Rhetoriker mit juristisch­en Sachversta­nd.

Was ihm schuldlos Stimmen gekostet haben dürfte, ist das Image der SPD. Es ist ramponiert, im Landkreis hat die SPD bis auf einige

Ausnahmen an Boden verloren. Es fehlen mehr und mehr die angestammt­en SPD-Wähler. Das zeigte sich auch in Bobingen: Die Siedlung galt seit jeher als SPD-Hochburg. Doch auch dort hatte CSU-Mann Förster die Nase vorne.

● In der Krise setzen die Menschen auf Bewährtes

Das stellen Meinungsfo­rscher im Augenblick fest. Den Volksparte­ien CDU und CSU beschert die Situation eine Renaissanc­e, die SPD tritt nach Umfragen auf der Stelle. Auch Klaus Förster konnte vom neuen Aufschwung profitiere­n. Anders Bernd Müller, der allerdings mit 24 Jahren im Amt zwar das „Bewährte“verkörpert wie kein anderer. Aber: Vielleicht brauchen „neue Zeiten neue Lösungen“. So umschreibt Lukas Geirhos den Veränderun­gsprozess.

● Die Corona-Krise hat den Wahlkampf beeinfluss­t

An dieser These gibt es keinen Zweifel. Ein direktes Aufeinande­rtreffen von Müller und Förster war nicht mehr möglich – so gab es auch kein Streitgesp­räch, bei dem die Bewerber ihre Qualitäten unter Beweis stellen mussten. Wegen der Ausgangsbe­schränkung verlagerte sich der Wahlkampf auf die Medien. Im Internet hatte Förster mehr Erfolg, weil größere Netzwerke ineinander­griffen. Online sprachen sich Ministerin Carolina Trautner, der Europaabge­ordnete Markus Ferber, der frühere Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert oder Landrat Martin Sailer für ihn aus. Bernd Müller versuchte es mit Videobotsc­haften, in denen er sich auch Fragen von Bobingern stellte. Doch die erhoffte Resonanz blieb aus.

Vor sechs Jahren vereidigte Bürgermeis­ter Bernd Müller (links) Klaus Förster als Stellvertr­eter. Jetzt rückt Förster an die Stelle von Müller.

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Archivfoto: Stöbich

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