Augsburger freuen sich über geöffnete Läden
Seit Montag dürfen viele Geschäfte wieder öffnen. Die Kunden nutzen die Möglichkeit zum Einkauf, der große Ansturm bleibt aber aus. Die Maskenpflicht wird weitgehend eingehalten. Eine erste Bilanz des Neustarts
Vielleicht werden locker unter dem Kinn getragene Designer-Masken ja irgendwann sogar ein Modetrend. Zumindest sind sie seit dieser Woche ein häufiger Anblick, wenn man durch die Einkaufsstraßen der Innenstadt geht. Medizinische Masken, selbst genähte Einzelstücke und hochwertig gestaltete Stoffmasken kann man sehen. Aber auch einige kuriose Versuche, der jetzt herrschenden Maskenpflicht in Geschäften und im Nahverkehr nachzukommen. Sogar eine Schlafmaske für die Augen, wie man sie aus dem Flugzeug kennt, hat sich ein Passant vor den Mund gebunden. In den Läden der Stadt, die seit diesem Montag zusätzlich zu den „systemrelevanten“Geschäften wieder öffnen dürfen, waren zum Start zwar Kunden anzutreffen – der große Ansturm blieb aber aus.
Im Modegeschäft Eckerle in der Annastraße berät Geschäftsleiter Robert Stork gerade eine Kundin, die ein Geschenk für ihren Mann sucht. Eigentlich ein normaler Vorgang, wären da nicht die Masken, die Verkäufer und Kundin tragen. „Wir haben großen Aufwand betrieben, um die Sicherheit für Kunden wie auch Mitarbeiter zu gewährleisten“, sagt Stork. Auf jeder Etage gibt es Spender mit Desinfektionsmittel, vor der Kasse werden die Kunden durch gelb-schwarze Aufkleber am Boden um Abstand gebeten. „Die Maßnahmen sind aufwendig, aber sinnvoll“, glaubt der Geschäftsleiter. Das Geschäft laufe überraschend gut, auch wenn bislang vor allem Stammkunden den Weg ins Modehaus gefunden hätten.
Wenige Häuser weiter bedient Lea Theimer die einzige Kundin im Papier- und Kunstgeschäft Bellini. Dass nur eine Kundin da ist, liegt nicht am Interesse, sondern an der Ladengröße. Pro 20 Quadratmeter darf ein Mensch eingelassen werden – die anderen Kunden warten geduldig vor der Tür. „Die Leute sind total dankbar, dass sie wieder einkaufen dürfen“, berichtet die Filialleiterin. Den ganzen Tag mit Maske dazustehen, findet sie extrem anstrengend. „Ich habe sie jetzt erst zwei Stunden auf, aber es ist hart“, so die junge Frau. Für die Kunden hat sie ein Schild gemalt: „Unter der Maske versteckt sich ein Lächeln“, steht darauf. Gut sehen kann man das Lächeln von Heidi Stelzle vom Kräuter- und Gewürzladen auf dem Stadtmarkt. Sie trägt statt der Maske ein durchsichtiges Plexiglas-Gesichtsschild. „Ich kann durch die Maske nicht atmen“, sagt sie. Unter dem Schild, das wie mit einem Stirnband vor dem Kopf befestigt ist, sei es dagegen angenehm. „Heute ist es schon mehreren Leuten unter ihren Gesichtsmasken schlecht geworden“, hat sie beobachtet.
Mit der Öffnung weiterer Einzelhandelsgeschäfte zieht auch in den Stadtteilzentren wieder mehr Leben ein. Sowohl die Kunden als auch die Mitarbeiter nehmen die Maskenpflicht ernst, wobei sich etliche Passanten außerhalb der Geschäfte das Utensil unters Kinn schieben oder in die Jackentasche stecken. Derartige Tragevarianten sind auch in Lechhausen zu beobachten, wo am Montagmittag rund ums Schlössle einiges los ist. Für Juwelier Horst Spottke gab es morgens beim Aufsperren eine Überraschung. Etliche Kunden warteten bereits vor der Tür. Worüber sich der Einzelhändler besonders freut: „Neben Service-Dienstleistungen haben wir heute auch Schmuck und Uhren verkauft. Und wir hören immer wieder, wie froh die Kunden sind, dass wir wieder offen haben.“
Alexandra Schneid darf seit Montag zusätzlich zum Reformhaus ihre Parfümerie Sammüller öffnen. Sie sei bestens vorbereitet, doch bislang halte sich der Zuspruch noch in Grenzen, meint die Lechhauserin.
Kosmetik sei eben Luxus. Erstmals seit fast sechs Wochen sind in Pfersee neben der Poststation alle Abteilungen im Kaufhaus Konrad wieder zugänglich. Inhaber Klaus Konrad überprüft im Erdgeschoss mit einem Zähler, dass sich maximal 30 Kunden auf die insgesamt 770 Quadratmeter Verkaufsfläche verteilen. „Die Leute kaufen querbeet ein, von Bekleidung bis zu Haushaltswaren“, sagt Konrad. Und sie seien diszipliniert, was die Maskenpflicht anbelangt. Dem pflichtet Jörg Fischer vom Schuhgeschäft Fackler in Göggingen bei. Er lässt immer maximal vier Kunden gleichzeitig in seinen Laden. Sein Fazit am Nachmittag: „Die Menschen sind in Kauflaune, vor allem Sandalen sind gefragt.“
Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird die Maskenpflicht weitgehend befolgt. In den Straßenbahnen und Bussen sieht man kaum einen Fahrgast ohne Mundschutz. Die Straßenbahnfahrer in ihrer Kabine sind vom Tragen des Mundschutzes befreit, dasselbe gilt für die Busfahrer, die durch Absperrband von den Fahrgästen getrennt sind, erklärt Annika Heim von den Stadtwerken. Für Fahrgäste ohne Maske haben StadtwerkeMitarbeiter am Königsplatz Einmalmasken zur Hand, auch der kleine Info-Roboter Swally dreht dort seine Runden, um die Fahrgäste auf die Maskenpflicht hinzuweisen. Noch nicht überall angekommen ist aber offenbar die Pflicht, die Maske auch auf den Bahnsteigen zu tragen.