Prügelattacke: Ermittlungen bald abgeschlossen
Ein 50-Jähriger wird vor dem Spectrum-Club attackiert und schwer verletzt. Der Tatverdächtige sitzt seither in U-Haft. Er sagt, er könne sich an die Tat nicht erinnern
Der Abend im Augsburger Musikclub Spectrum versprach harmlose Unterhaltung. Es wurden Neue Deutsche Welle und Schlager gespielt; eine Veranstaltung also, die sich eher an ein älteres Publikum richtete, nicht unbedingt an junge Erwachsene. Keine Partynacht, bei der man wüste Schlägereien vermuten würde. Und doch ereignete sich in der Dezembernacht kurz vor Jahreswechsel eine der brutalsten Attacken im Augsburger Nachtleben der vergangenen Jahre. Sie brachte einen 50-jährigen Mann mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Den mutmaßlichen Täter erwartet nun eine Anklage wegen eines versuchten Tötungsdeliktes.
Der 35 Jahre alte Verdächtige griff das Opfer den Ermittlungen zufolge an, als der 50-Jährige gegen 2 Uhr nachts gerade den Club verließ. Der mutmaßliche Täter war nach früheren Angaben der Polizei zuvor von den Türstehern des Clubs abgewiesen worden, unter anderem da er deutlich alkoholisiert war. Die Gewalttat, so beschrieb es damals die Polizei, passierte „völlig unvermittelt“, der Täter ging demnach äußert brutal vor: Der 35-Jährige soll seinem Opfer mehrfach gegen den Kopf geschlagen und weiter auf den Mann eingeprügelt haben, als er bereits zu Boden gegangen war. Zunächst hieß es, der Mann aus dem Landkreis Aichach-Friedberg befinde sich in einem kritischen Zustand, auch wenn sich seine Lage wohl schnell stabilisierte.
Nun steht das Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten offenbar kurz vor dem Abschluss; nach Auskunft der Augsburger Staatsanwaltschaft sind die Ermittlungen fortgeschritten. Der 35-Jährige war noch in der Tatnacht festgenommen worden und sitzt seither in Untersuchungshaft. Im Haftbefehl gegen ihn war von versuchtem Totschlag und gefährlicher Körperverletzung die Rede. Noch ist über eine Anklage und deren Inhalt nicht entschieden. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Staatsanwaltschaft den 35-Jährigen wegen versuchten Mordes anklagt. In der jüngeren Vergangenheit hat sie dies bei brutalen Gewaltdelikten im Nachtleben durchaus gemacht, etwa nach einer Gewaltorgie im Theaterviertel im Jahr 2018. Unabhängig vom konkreten Tatvorwurf könnte es für den 35-Jährigen im erwartbaren Fall einer Anklage auf einen Prozess vor der 8. Strafkammer des Landgerichtes hinauslaufen, die sich mit Tötungsdelikten befasst; ihm droht eine lange Haftstrafe. Was den Fall neben der ungewöhnlichen Brutalität ebenfalls hervorhebt: Der 50 Jahre alte Mann war offenbar ein Zufallsopfer; er und der 35-jährige Tatverdächtige kannten sich nicht und hatten vor der Attacke wohl auch am Schlager-Abend im Spectrum nichts miteinander zu tun. Der Beschuldigte sagt nach Auskunft seines Anwalts Frank Thaler, er habe keinerlei Erinnerung an den Vorfall.
Die Attacke hatte auch deshalb für Aufregung gesorgt, da es nur wenige Wochen zuvor bereits eine Gewalttat im Augsburger Nachtleben gegeben hatte, die bundesweit
Bestürzung hervorrief. Anfang Dezember war ein 49-Jähriger am Königsplatz geschlagen und dabei getötet worden. Auch in diesem Fall sind die Ermittlungen dem Vernehmen nach weit fortgeschritten. Wie berichtet, sind nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes im März alle Beschuldigten mit Ausnahme des mutmaßlichen 17-jährigen Haupttäters aus der Untersuchungshaft entlassen worden.