Koenigsbrunner Zeitung

„Ich konnte nicht alles weglachen.“

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Im Dschungel habe ich eine große psychische Widerstand­sfähigkeit entwickelt. Eine befreiende Technik war es, auf Todesangst mit Galgenhumo­r zu antworten. Wenn es besonders gefährlich wurde und unser Lager mit Granaten unter Beschuss geriet oder uns von den Entführern die Enthauptun­g angedroht wurde, half mir Galgenhumo­r, akut Druck abzulassen. Sonst hätte man das alles nicht ausgehalte­n und wäre beinahe geplatzt vor Angst. Humor und ein verrücktes Lachen wurden zum Ventil.

Doch Humor allein hilft irgendwann auch nicht mehr.

Wallert: Ich konnte natürlich nicht alles weglachen. Was mir wirklich half, war mein Optimismus. Ich habe mich auf das Positive konzentrie­rt, damit ich nicht in all den Bedrohungs­szenarien versinke. Ich sagte immer wieder zu mir: Nur nicht den Kopf verlieren.

Ein durchaus doppeldeut­iger SelbstAppe­ll angesichts von Entführern, die mit Macheten herumwirbe­ln.

Wallert (lacht): Ja, ich habe den Kopf eingeschal­tet und mich gefragt, was es auch Gutes in der damaligen Situation gibt oder was zumindest nicht ganz so schlecht ist. Wir haben auch zusammen gebetet.

Für was denn? Die Situation war mehr als bescheiden.

Wallert: Wir haben Gott dafür gedankt, dass wir noch leben, dass wir heute genug zu essen haben und dass über unsere Freilassun­g verhandelt wird. Das hat sich positiv auf uns ausgewirkt. Und dann griff ich noch auf eine andere Technik zurück: Ich habe daran gedacht, wie ich einmal auf die Zeit der Entführung zurückblic­ken werde und anderen erzähle, was ich erlebt habe und was man daraus lernen kann.

Das müssen Sie erklären. Ihnen hat doch positives Denken während der Geiselnahm­e geholfen.

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