Lewandowski trifft auch beim Neustart
Die Bayern gewinnen bei Union Berlin mit 2:0 und halten damit ihre Verfolger auf Distanz. Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kritisiert derweil DFB-Präsident Fritz Keller scharf
Berlin Der FC Bayern München hat die erste unangenehme Geisterprüfung routiniert gemeistert. Der deutsche Rekordchampion gewann beim Neustart der Bundesliga nach der Corona-Zwangspause am Sonntagabend mit 2:0 (1:0) bei Aufsteiger 1. FC Union Berlin. Robert Lewandowski brachte die Bayern bei seinem persönlichen Comeback nach seiner Schienbeinverletzung in der 40. Minute per Foulelfmeter in Führung und schraubte sein Torekonto als Liga-Bester auf 26 Treffer. Benjamin Pavard (80.) traf per Kopfball zum Endstand. Durch den Erfolg im praktisch leeren Stadion an der Alten Försterei haben die Bayern weiter vier Punkte Vorsprung auf Verfolger Dortmund.
„Wir haben souverän gewonnen, was nicht einfach ist gegen eine Mannschaft, die unbequem ist. Deswegen war ich mit dem Ergebnis zufrieden“, sagte Bayern-Coach Hansi Flick. „Wir sind froh, dass wir das Spiel dominiert haben und die drei Punkte verdient mit nach Hause nehmen“, sagte Kapitän Manuel Neuer, der sich auch zu seiner möglichen Vertragsverlängerung äußerte: „Im Moment gibt es nichts zu verkünden und dabei bleibe ich. Es gibt da kein Ultimatum. Ich glaube, dass es im Moment auch nicht vonnöten ist, dass man so eine Entscheidung treffen und so eine Bekanntgabe machen muss. Wir sind beide optimistisch, aber es ist noch nicht klar.“Teamkollege Thomas Müller gab zu, dass die fehlenden Fans vielleicht ein Vorteil gewesen seien, „weil die Stimmung hier das Zünglein an der Waage sein kann“.
Union Berlin rutschte durch die Niederlage vor dem Derby gegen Hertha BSC auf Rang zwölf hinter dem Hauptstadtrivalen ab. Am Freitag im Olympiastadion soll wieder Cheftrainer Urs Fischer dabei sein, der sein Team beim BayernDuell nach seiner Abreise aus familiären Gründen aus dem Quarantäne-Trainingslager nicht betreuen durfte und von seinem Assistenten Markus Hoffmann vertreten wurde.
„Wir haben uns gut vorbereitet. Allen Regeln, die neu gekommen sind, haben wir versucht, uns anzupassen“, sagte Flick vor dem Anpfiff bei Sky zu den Vorschriften und der ungewohnten Kulisse. Leon Goretzka in der Zentrale aufzustellen und Serge Gnabry für Kingsley Coman auf die Außenbahn zu ziehen, begründete er mit der großen Robustheit und der guten Organisation der Unioner. Die bekamen die Münchner gleich zu spüren. Kompakt standen die Gastgeber und überraschten den Spitzenreiter mit hohen Bällen hinter die Abwehr. Marius Bülter (4.) und Anthony Ujah (7.) hätten mit mehr Präzision früh treffen können. Nach einem Eckball schob Thomas Müller (17.) den Ball ins Tor. Jubel? Nein. Stattdessen banges Warten ob der Entscheidung von Videoreferee Tobias Reichel. Die Entscheidung: kein Tor. Müller stand ganz knapp im Abseits.
Als Union-Schlussmann Rafal Gikiewicz (22.) einen Ball fallen ließ, klärte Subotic gedankenschnell. Weniger geschickt stellte sich der Verteidiger im Zweikampf mit Goretzka an. Den fälligen Strafstoß verwandelte Lewandowski. Trotz Rückstand änderte Union die Taktik nach dem Seitenwechsel nicht. Das Abwehrbollwerk stand geschlossen, die Bayern taten sich schwer. Erst in der Schlussphase gelang Pavard das 2:0.
Mit einer scharfen Replik hat Karl-Heinz Rummenigge derweil die Kritik von Fritz Keller an einer „Großkotzigkeit“im deutschen Profifußball gekontert. „Vielleicht sollte man sich beim DFB mal einen Besen kaufen, um vor der eigenen Tür zu fegen, das wäre in dem Fall angebracht“, sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern. Er sei „irritiert über die – meiner Meinung nach populistische – Wortwahl von Fritz Keller“, sagte Rummenigge. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes hatte gesagt, man sehe nun, „wozu es führt, wenn die Neureichen, von denen einige auch in der Bundesliga am Ball sind, mit ihrem Geld herumprotzen. Diese Großkotzigkeit fällt uns allen auf die
Füße. Das ist eine Katastrophe für das Image des Fußballs. Wir müssen uns damit befassen, wie es nach der Krise weitergeht. Mit mehr Demut, nah bei den Menschen.“Rummenigge sagte dazu: „Wenn wir eine Krise in den letzten Jahren im deutschen Fußball hatten, war sie beim DFB zu suchen.“
Union Berlin Gikiewicz – F. Hübner, K. Schlotterbeck, Subotic – Trimmel, Prömel (85. Kroos), Andrich (70. Gentner), C. Lenz – Ingvartsen (81. Mees), Bülter (85. Ryerson) – Ujah (71. Andersson)
München Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Thiago – Müller (89. Cuisance), Goretzka (71. Coman), Gnabry (85. Perisic) – Lewandowski
Tore 0:1 Lewandowski (40./Foulelfmeter), 0:2 Pavard (80.)