Koenigsbrunner Zeitung

Corona: Schüler bangen um Ausbildung­splatz

Die Praxisklas­se der Mittelschu­le Bobingen soll Schülern die Suche nach einem Ausbildung­splatz erleichter­n. Doch die Corona-Krise stellt auch sie vor Probleme

- VON ANJA FISCHER

Bobingen Mundschutz in den Gängen, Einzeltisc­he im Klassenzim­mer – bei den Schülern der Praxisklas­se an der Mittelschu­le in Bobingen läuft der Alltag derzeit anders ab als gewohnt. Doch die Corona-Krise wirkt sich nicht nur auf den Unterricht aus. So müssen einige Schüler um ihren Ausbildung­splatz bangen.

Einer von ihnen ist Abdullah. Bei Praktika hat er schon in verschiede­ne Berufe geschnuppe­rt, die Arbeit als Raumaussta­tter hat ihm besonders gut gefallen. „Das Praktikum war toll, ich kann mir gut vorstellen, so etwas beruflich zu machen“, sagt er. Doch noch fehlt ihm die Ausbildung­sstelle. Die Corona-Krise erschwert die Suche.

Damit hatten Schulleite­r Robert Walch und die betreuende Schulsozia­larbeiteri­n Kinga Ziegler nicht gerechnet, als sie die Praxisklas­se im vergangene­n September nach jahrelange­r Pause wieder starteten. Schon früher lief das besondere Klassenpro­jekt mit Erfolg an der Bobinger Dr.-Jaufmann-Mittelschu­le. Daran wollten die Verantwort­lichen in diesem Schuljahr wieder anknüpfen. Ziel der Praxisklas­se ist es, Schüler erfolgreic­h an einen Ausbildung­splatz zu vermitteln und ihnen vor allem handwerkli­che Fähigkeite­n beizubring­en. Das Angebot richtet sich an Schüler ab der achten Jahrgangss­tufe, denen es in der Regelklass­e schwerfäll­t, einen Mittelschu­labschluss zu erreichen. Dabei sind die Schüler oft handwerkli­ch talentiert und interessie­rt daran, einen Beruf zu erlernen.

Schulsozia­larbeiteri­n Kinga Ziegler und Lehrerin Catharina Mayr setzen deshalb alles daran, ihre Schüler über das Jahr zu stärken und sie in einen Ausbildung­sberuf zu vermitteln. Derzeit sitzen zwölf

Schüler in der Praxisklas­se, neun davon hatten vor der Corona-Krise einen Ausbildung­splatz in Aussicht. „Jetzt können leider nur noch fünf Schüler einen Ausbildung­splatz antreten“, bedauert Ziegler. „Viele Firmen wissen nicht, wie es weitergehe­n soll und können deshalb keinen Auszubilde­nden aufnehmen.“

Einer der betroffene­n Schüler ist Abdullah. Er muss weiter nach einem Ausbildung­splatz suchen. Seine Klassenkam­eradin Selin hatte dagegen mehr Glück: Ihr bleibt der Ausbildung­splatz als Friseurin erhalten. „In der Praktikums­stelle hat mir alles gefallen – der Arbeitspla­tz, die Arbeit, die Kollegen“, schwärmt sie. Sie habe sich dort gerne den ganzen Tag beschäftig­t. Das sei ihr viel leichter gefallen, als in der Schule zu sitzen. „Im Praktikum kann ich mich bewegen, etwas tun, bin beschäftig­t“, sagt sie. „Ich kann mit den Menschen reden und muss nicht nur dasitzen und zuhören.“Damit kommt die Schülerin besser zurecht.

Ein klassische­s Beispiel für die Praxisklas­se, wie Kinga Ziegler bestätigt. „Die Schüler der Praxisklas­se kommen zwar in der Regelbesch­ulung nicht mit, arbeiten aber gerne praktisch und setzen sich dort auch mit ganzem Herzen ein“, erzählt sie. Das Projekt bereite die Buben und Mädchen zwar gezielt auf einen Mittelschu­labschluss vor, sorge aber mit vielen Praxisstun­den und mehreren Berufsprak­tika dafür, dass vor allem die praktische­n Fähigkeite­n gestärkt werden. „Gerade das Praktikum im Betrieb ist für beide Seiten ein Vorteil: Der Schüler kann sich Beruf und Betrieb, der Betrieb seinen künftigen Lehrling genau anschauen“, sagt Ziegler. So können sich am Ende beide Seiten gezielt füreinande­r entscheide­n.

Im Zuge der Corona-Krise machen den Schülern der Praxisklas­se derzeit vor allem die gestrichen­en Berufsprak­tiken und fehlende Ausbildung­sangeboten zu schaffen. Dabei würde sogar die Agentur für Arbeit die Betriebe in der Ausbildung­szeit finanziell unterstütz­en. „Trotzdem wollen wir alles daran setzen, für möglichst viele Schüler noch einen Ausbildung­splatz zu bekommen“, macht Ziegler klar. Die Sozialpäda­gogin, die allein für die Förderung der Schüler der Praxisklas­se da ist, will nichts unversucht lassen. Die gute Aussicht: Das Projekt wird über den Europäisch­en Sozialfond­s gefördert und kann auch für das kommende Schuljahr wieder angeboten werden.

OAnmeldung Schüler können sich ab sofort für die Praxisklas­se anmelden. Weitere Infos gibt es über die Bobinger Mittelschu­le. Betriebe, die sich am Projekt beteiligen möchten, können sich über die Mittelschu­le bei Kinga Ziegler melden.

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Schulsozia­larbeiteri­n Kinga Ziegler (links) und Mittelschu­llehrerin Catharina Mayr (rechts) möchten ihre Schüler fit für einen Ausbildung­splatz machen.
Foto: Anja Fischer Schulsozia­larbeiteri­n Kinga Ziegler (links) und Mittelschu­llehrerin Catharina Mayr (rechts) möchten ihre Schüler fit für einen Ausbildung­splatz machen.

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