So verlief der Demo-Samstag
Mehrere Protest-Aktionen beschäftigen die Polizei am Wochenende. Dabei geht es nicht nur um Corona, auch vor der Pandemie aktuelle Themen spielen eine Rolle
Auch der vergangene Samstag stand in Augsburg im Zeichen von Versammlungen – und nicht nur zu Corona. Wind und Wetter spielten dabei allerdings nicht ganz so mit. So war die eine oder andere Veranstaltung nur spärlich besucht, auch bei der Corona-Demo am Plärrer kamen weit weniger Menschen als vom Veranstalter „Grundrechte wahren“angemeldet. Dies war die einzige Demonstration auf dem Volksfest-Gelände, andere verteilten sich über die Innenstadt.
Bereits am Vormittag entstand unter der Federführung von Greenpeace ein sogenannter Pop-up-Radweg an der Volkhartstraße nahe dem Theater. Greenpeace hatte für den Samstag etwa 30 solcher Demos in ganz Deutschland geplant. Pop-upRadwege entstehen, indem ein Fahrstreifen meist mehrspuriger Straßen mit Warnstreifen, Pylonen und Piktogrammen abgetrennt wird. Lena Harttmann ist bei Greenpeace Augsburg Ansprechpartnerin für Mobilität. Sie erklärt, solche Konzepte gebe es bereits in Städten wie Berlin. In Brüssel betrage in der Innenstadt die Höchstgeschwindigkeit für Autos nur noch 20 km/h. Fußgänger und Fahrradfahrer dürften überall gehen beziehungsweise fahren. „Wir brauchen nun eine Initiative der Politik.“Mit Greenpeace demonstrierten auch Organisatoren des Fahrrad-Bürgerbegehrens. Die Initiatoren fordern unter anderem einen besseren Ausbau des Radwegenetzes – Interessierte können nun auch auf der Webseite für das Radbegehren unterschreiben.
Auch eine weitere Demo beschäftigte sich mit dem Thema Mobilität. Der Augsburger Klimarat – eine nichtstädtische Organisation – rief zur sogenannten „Gehzeug-Demo“auf. Bei strömendem Regen trugen rund zehn Teilnehmer ihre selbst gebauten „Gehzeuge“, Holzkonstruktionen in Autogröße, während ihres Demonstrationszuges. So wollten sie auf die Verkehrssituation in der Stadt aufmerksam machen. Sebastian Rothermel, Mitglied des Klimarates, sagt: „Wir brauchen einen gut ausgebauten, günstigen, wenn nicht sogar kostenlosen ÖPNV. Wir brauchen eine von der Straße getrennte Radinfrastruktur.“Das Auto müsse Stück für Stück durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden. Städte wie Utrecht oder Kopenhagen seien hier Vorbilder.
Vorbilder haben vielleicht auch die Demo-Organisatoren der Veranstaltung „Grundrechte wahren“. Auf dem Plärrergelände versammelten sich am Samstagnachmittag rund 700 Anhänger der Protestbewegung gegen die Corona-Einschnitte, angemeldet waren 1000. Den kleinen Pavillon der Redner schmückten Schilder, auf einem war „Widerstand2020.de“zu lesen. Dies ist der Name einer Protestbewegung, sie wurde unter anderem von dem Arzt Bodo Schiffmann mitbegründet und vereint viele derjenigen, die, aus welchen Gründen auch immer, den Umgang mit dem Coronavirus hierzulande kritisieren. Regenschirme in allen Farben bildeten den Kontrast zu dem dunklen Himmel, unter dem sich Corona-Kritiker einfanden.
Auch die Demonstranten auf dem Plärrergelände selbst bildeten eine bunte Mischung: Alte und Junge, Familien mit Kindern, Sportschulen und Regenbogenfahnen schwingende Alternative, Hipster und Verschwörungsgläubige. Aufschriften wie „Gib Gates keine Chance“oder „Alles Lüge“waren allerdings nur vereinzelt zu lesen. Auf der kleinen Bühne äußerten sich verschiedene Sprecher zu der aktuellen Lage, nicht alles fand den ungeteilten Beifall der Teilnehmer.
So sprach Alexander Linder, Sprecher von „Grundrechte wahren“, unter anderem von den negativen Konsequenzen der Beschränkungen auf die Wirtschaft. Ein weiterer Redner, laut eigener Aussage das fünfte Mal dabei, verglich die aktuelle Situation mit der in der ehemaligen DDR. Auch eine kleine Gegendemonstration fand sich am Kopf der Veranstaltung ein. Auf zwei großen Bannern stand unter anderem „Mit Faschisten demonstrieren ist wie …“Die Versammlung verlief nach Auskunft der Polizei störungsfrei. Es sei kein Verstoß gegen die behördliche Auflage der Maskenpflicht während der Demonstration festzustellen gewesen. Auch der vorgeschriebene Mindestabstand sei während der corona-kritischen Demonstration eingehalten worden.