Die Wirte nicht in Sippenhaft nehmen
D ie Stadt Augsburg ist drei Tage nach dem Polizeieinsatz auf der Maximilianstraße in die Schlagzeilen geraten. Deutschlandweit werden in den sozialen Netzwerken Videos von der Auseinandersetzung zwischen Polizei und den Betreibern einer Bar geteilt und kommentiert. Von „Polizeigewalt“ist einerseits die Rede, von „Idioten, die sich nicht an Regeln halten“, andererseits. Ein Urteil sollte sich keiner anmaßen: Auf keinem der Videos ist deutlich zu erkennen, wie die Situation so eskalieren konnte und wer zuerst die Beherrschung verloren hat.
Eines aber muss klargemacht werden: Die Gastronomen, die sich in der Maximilianstraße (und überall sonst) an die Auflagen halten, dürfen nach dem Vorfall nicht in Sippenhaft genommen werden. Wie sollen sie kontrollieren, ob sich ihre Gäste draußen „ordentlich“verhalten, wenn sie ihre Getränke geholt haben? Welche Möglichkeit hätten sie überhaupt, das Partyvolk am Herkulesbrunnen in seine Schranken zu weisen? Schon rechtlich wäre das wohl schwierig. Hier sind darum Stadt und Polizei gefragt, die Regeln aufstellen und sie klar kommunizieren müssen.
Der Herkulesbrunnen ist als Treffpunkt für Nachtschwärmer bekannt. Für die meisten von ihnen ist Corona weit weg und vermeintlich keine Bedrohung, wenn Alkohol im Spiel ist, sinkt das Bewusstsein für etwaige Gefahren ohnehin. Wer möchte, dass die Abstandsregeln trotzdem eingehalten werden, wird um strengere Maßnahmen nicht herumkommen. Gut denkbar also, dass das Nachtleben künftig verstärkt durch den Ordnungsdienst überwacht oder gar der Herkulesbrunnen abgesperrt wird.