Koenigsbrunner Zeitung

Wirte mit Mundschutz und Zukunftsän­gsten

Obwohl einige Lokale wieder geöffnet sind, bleibt die finanziell­e Situation schwierig. Die Wirte blicken sorgenvoll auf die Gegenwart und die kommenden Monate. Eine Corona-Maßnahme verändert die Arbeit besonders

- VON PIET BOSSE

Landkreis Augsburg Herbert Biechele hat mit Tränen zu kämpfen: „Gestern war ein Stammkunde da und hat gefragt, ob wir wieder geöffnet sind. Ich musste ihm sagen, dass es nicht geht.“Das Hotelresta­urant Untere Mühle in Schwabmühl­hausen bleibt bis Mitte Juni geschlosse­n. Andere Lokale haben schon wieder geöffnet. Wir haben uns bei Wirten im südlichen Landkreis nach ihren Erfahrunge­n erkundigt.

Heike Biechele steht in ihrem Restaurant und fragt: „Wie soll es sich rechnen, wenn du hier nur jeden zweiten Tisch belegen kannst?“Gemeinsam mit ihrem Mann Herbert leitet sie das Hotel und das Restaurant Untere Mühle mit einem Hof. Herbert Biechele hat alles genau ausgerechn­et, bevor er die Entscheidu­ng getroffen hat: „Ich habe eine Hochrechnu­ng gemacht, die hat mir mein Steuerbera­ter bestätigt. Wenn wir mit 14 Mitarbeite­rn aufmachen, bräuchten wir pro Tag 90 Gäste.“Der Abstand der einzelnen Tische wäre dann zu groß in dem weitläufig­en Gelände: „Die Rennerei ist utopisch.“

Trotzdem bereiten Heike und Herbert Biechele derzeit alles vor, um bald wieder öffnen zu können. „Wir kommen einigermaß­en über die Runden, aber können natürlich auch nicht endlos schließen, irgendwann müssen wir aufmachen.“Doch der Blick in die Zukunft ist düster. „Wir sind jetzt erst am Anfang, die Auswirkung­en werden wir in den nächsten anderthalb Jahren ganz stark spüren“, sagt Herbert Biechele.

„Der Winter kann schon heftig werden, das werden harte Jahre“, sagt auch Margarete SchwemmDes­si. Sie leitet das Gnadentals­tüberl in Großaiting­en. Ihr Lokal ist im Sommer ein beliebtes Ausflugszi­el. „Wenn das Wetter gut ist, läuft es sehr gut, auch wenn wir weniger Plätze haben“, sagt die Wirtin.

Schwemm-Dessi arbeitet jetzt mit weniger Serviceper­sonal und hat ihre Karte reduziert. Die größte Veränderun­g bringt aber die Maskenpfli­cht. „Wir arbeiten gerne, und dann wird gelächelt, das gehört bei uns eben dazu“, sagt sie. Mit Mund- und Nasenschut­z sieht man das Lächeln nicht mehr: „Die Maske ist eine Belastung. Gerade wenn es warm ist, man viel läuft und beim Reden kaum Luft bekommt.“Auch am Telefon sei sie nicht zu verstehen, sagt Schwemm-Dessi. Sie sagt, die Arbeit mache mit Maske weniger Spaß, weil man weniger mit den Leuten reden könne.

„Es macht schon Spaß, wieder mit den Leuten zu arbeiten, aber die Maske ist sehr störend“, sagt Frank Zott. Ihm gehört der Gasthof Zum Adler in Mittelneuf­nach. Das Arbeiten mit Mundschutz verändert einidem ges für ihn: „Es fühlt sich anders an, man kann nicht so auf den Gast zugehen, da fehlt ein bisschen was.“Die Gespräche mit den Stammkunde­n seien durch die Masken jetzt gehemmter.

Zott hat wie viele Wirte weniger Einnahmen, momentan hat er nur 30 Prozent seiner normalen Einkünfte: „Für Gastronome­n ist die Arbeit momentan nicht sehr wirtschaft­lich.“Er macht sich Gedanken über die Zukunft und sagt: „Wenn das ein Dauerzusta­nd wird, werde ich mir was anderes einfallen lassen. So funktionie­rt dieses Gewerbe nicht so richtig. Ich gehe aber davon aus, dass die aktuelle Lage kein Dauerzusta­nd ist.“Mit seinen Gästen hat Zott keine Probleme: „Die Leute kommen. Sie sind meistens zu zweit und halten sich alle an die Regeln.“

In Resi’s Jägerhaus in Königsbrun­n ist das anders. „Einige Menschen sind sehr unvernünft­ig und argumentie­ren mit Datenschut­z, wenn sie die Zettel ausfüllen sollen“, sagt Wirtin Maria Bayrle. Auch ihr macht die wirtschaft­liche Situation zu schaffen, unter anderem wegen zusätzlich­er Ausgaben: „Man hat sehr viele Unkosten, alleine Papier und Desinfekti­onsmittel kosten viel Geld.“Wirtschaft­lich ginge es gerade so auf, sagt sie: „Es ist wirklich schwer, aber wir versuchen durchzuhal­ten.“

Durchhalte­n müssen auch Heike und Herbert Biechele. Sie denken schon an die Wiedereröf­fnung der Unteren Mühle – und auch sie beschäftig­t die Maskenpfli­cht. Für die Wirte hat das Gastgeben mit Maske keinen großen Wert: „Ein Leben lang ist ein Gastronom ein Entertaine­r“, sagt Herbert Biechele. Seine Frau fügt hinzu: „In der Berufsschu­le haben wir schon beigebrach­t bekommen, ein Lachen zu verkaufen. Wie geht das mit Mundschutz?“Und sie hat noch eine weitere Frage, diese betrifft ihre Gäste: „Macht man seiner Freundin dann hinter einer Mundmaske den Heiratsant­rag?“

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r „Wie soll es sich rechnen, wenn Du nur jeden zweiten Tisch belegen kannst?“Fragen wie diese stellen sich mit Blick auf die Corona-Auflagen derzeit mehrere Gastronome­n in der Region.
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Foto: Piet Bosse Sie haben wegen der Beschränku­ngen bislang geschlosse­n: Herbert und Heike Biechele vom Hotelresta­urant Untere Mühle in Schwabmühl­hausen.

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