Koenigsbrunner Zeitung

Kneipen in Bayern dürfen wieder öffnen

Trotz steigender Infektions­zahlen lockert der Freistaat die Einschränk­ungen

- VON MICHAEL STIFTER

München Obwohl gleich mehrere bayerische Städte gerade erst zu Corona-Hotspots geworden sind, lockert der Freistaat die Einschränk­ungen im Kampf gegen die Ausbreitun­g des Virus. Bars und Kneipen dürfen ab 19. September nach monatelang­er Zwangspaus­e wieder öffnen, Sportverei­ne im Amateurber­eich können ihren Spielbetri­eb mit begrenzten Zuschauerz­ahlen aufnehmen. Gleichzeit­ig warnte Ministerpr­äsident Markus Söder vor Leichtsinn. „Es ist naiv zu glauben, dass Corona vorbei ist“, sagte er am Dienstag und fügte mit Blick auf die nahende Erkältungs­saison hinzu: „Winter is coming“. Bislang hatte der CSU-Chef eine besonders harte Linie vertreten. Das brachte ihm erst Respekt, mit zunehmende­r Dauer der Krise aber auch Kritik ein. Der Zeitpunkt seines moderaten Kurswechse­ls erscheint nur auf den ersten Blick überrasche­nd.

Zwar gehört Bayern aktuell zu den Ländern mit den meisten Neuinfekti­onen – mit Memmingen, Landshut und Rosenheim haben drei Städte den Grenzwert von 50 neuen Fällen pro 100000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschrit­ten. Aber erstens sind die reinen Infektions­zahlen nur eines von mehreren Kriterien. Und zweitens lassen sich die hohen Werte unter anderem damit erklären, dass im Freistaat überdurchs­chnittlich viel getestet wird. Urlauber, die aus Risikogebi­eten einreisen, sind zum Corona-Test verpflicht­et. Auch mehr als 20000 Lehrer haben sich zu Beginn des Schuljahre­s untersuche­n lassen. Durch die vielen Tests werden auch Infizierte mit milden Krankheits­verläufen identifizi­ert, die andernfall­s kaum zum Arzt gegangen wären.

Hauptgrund für den derzeitige­n Anstieg sind aber wohl die Ferien. „Wir hatten die Sorge vor dem Urlaub – die war berechtigt“, betonte Söder. In vielen anderen Bundesländ­ern

gingen die Sommerferi­en schon im August zu Ende. Den Effekt, dass Reisende infiziert zurückkame­n, haben sie schon hinter sich. Söder verweist zudem auf die Nähe Bayerns zum Balkan. Ein großer Teil der positiv Getesteten sei auf Heimatbesu­ch in Ländern wie Kroatien oder Albanien gewesen.

Zum Ende der Hauptreise­zeit sollen die Corona-Teststatio­nen an Autobahnen und Bahnhöfen wieder geschlosse­n werden. Ab Oktober wird dann nur noch an den Flughäfen München, Memmingen und Nürnberg getestet. Die frei werdenden Kapazitäte­n werden auf die Städte und Landkreise verteilt.

Nach mehreren Pannen kassierte Söder für seine offensive Teststrate­gie viel Gegenwind. Er selbst ist nach wie vor überzeugt davon:

„Wir hatten die Sorge vor dem Urlaub – die war berechtigt.“

Ministerpr­äsident Markus Söder

„Wenn wir die vielen Tests nicht hätten, würden wir bei Corona völlig im Nebel stochern.“

Trotz der genannten Lockerunge­n geht der Freistaat an anderer Stelle auch wieder auf Nummer sicher: Bei Versammlun­gen von mehr als 200 Personen gilt beispielsw­eise ab diesem Mittwoch eine Maskenpfli­cht – auch unter freiem Himmel. Diese Vorschrift zielt unter anderem auf Demonstrat­ionen ab, bei denen zuletzt in Sachen Abstandsun­d Hygienereg­eln immer wieder Chaos herrschte.

Auch in weiterführ­enden Schulen müssen die Mädchen und Buben noch bis Ende kommender Woche Masken tragen. Was nicht allen Eltern gefällt, wie Stephanie Sartor auf Bayern schreibt. Dort finden Sie auf einen Blick, welche neuen CoronaRege­ln es gibt. In der Politik beschäftig­t uns die Frage, warum trotz steigender Infektions­zahlen die Zahl der Todesopfer niedrig bleibt.

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