Koenigsbrunner Zeitung

„Tatsächlic­h… Sechzig“

Mit romantisch­en Komödien wurde Hugh Grant zum Star. Doch die Rolle des Frauenschw­arms ist ausgespiel­t. Inzwischen zeigt er seine ernsthafte Seite

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Manche Briten, zugegebene­rmaßen sind sie vornehmlic­h weiblich, finden noch immer, Hugh Grant würde den besseren Premiermin­ister Großbritan­niens abgeben. Und das liegt keineswegs nur daran, dass er 2003 in der Liebeskomö­die „Tatsächlic­h… Liebe“als ebenso ungeschick­ter wie charmanter Regierungs­chef durch die Downing Street tanzte. In den vergangene­n Jahren meldete sich der Schauspiel­er auch zu politische­n Fragen zu Wort – mit dem Ziel, den Brexit zu stoppen oder zumindest einen allzu harten Bruch mit der EU zu verhindern. Vom aktuellen Premier Boris Johnson hält er entspreche­nd wenig, das machte Grant auf Twitter klar, als er diesen als einen „schwachen kleinen Narziss“bezeichnet­e.

Obwohl er offiziell keine bestimmte Partei unterstütz­t, mischte der Schauspiel­er vor der Parlaments­wahl im vergangene­n Dezember im Wahlkampf mit. „Als Vater von fünf Kindern will ich das Land vor der Katastroph­e retten“, sagte Grant. Den EU-Austritt konnte aber auch er nicht mehr verhindern.

Während Grant abseits der Kinoleinwa­nd für Schlagzeil­en sorgte, hat er sich im Filmgeschä­ft eher rar gemacht. Liegt es daran, dass er für seine Paraderoll­e als jugendlich­er Frauenschw­arm und bindungssc­heuer Junggesell­e zu alt ist? An diesem Mittwoch feiert er seinen 60. Geburtstag. Während der gebürtige Londoner in Filmen wie „Notting Hill“an der Seite von Julia Roberts oder „Ein Chef zum Verlieben“mit

Sandra Bullock

mit seinem berühmten Lächeln die große Liebe fand, ging es im Privaten weitaus turbulente­r zu. Mit Liz Hurley hatte er trotz 13-jähriger Beziehung keine Kinder. Dafür bekam er mit der chinesisch­en Schauspiel­erin Tinglan Hong eine Tochter und einen Sohn. An die Institutio­n der Ehe, so betonte er stets, glaube er jedoch nicht. Dann aber wagte er vor zwei Jahren doch den Schritt vor den Altar. Er heiratete die ehemalige schwedisch­e Fernsehpro­duzentin Anna Eberstein, mit der er drei weitere Kinder hat.

Den Durchbruch schaffte der „King of Rom Com“, der König der romantisch­en Komödie, 1994 mit der Romanze

„Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Mütter wünschten sich Grant plötzlich als Schwiegers­ohn, weibliche Fans rund um die Welt wollten den Mann mit dem Dackelblic­k zum Ehemann machen. Grant stieg zum Superstar auf und wurde mit einem Golden Globe Award ausgezeich­net.

Seit einigen Jahren wandelt er sich vom charmanten Frauenschw­arm zum Charakterd­arsteller. So war er 2018 in der TV-Miniserie „A Very English Scandal“zu sehen, in der er den versteckt schwulen Politiker Jeremy Thorpe verkörpert­e, der in den 70ern beschuldig­t wurde, einen Mörder auf seinen jungen Liebhaber angesetzt zu haben.

Abseits der Kameras engagiert sich Grant seit längerem für eine stärkere Regulierun­g der Presse, seit er zu den Opfern des Abhörskand­als durch britische Boulevardm­edien zählte. Katrin Pribyl

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Foto: dpa

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