Koenigsbrunner Zeitung

Neue Kommissare

Ursula von der Leyen baut die Brüsseler Kommission um und erhöht den Frauenante­il

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Ursula von der Leyen zeigte sich bemüht, den Umbau ihres Kommission­steams als eher nebensächl­iche Personalie abzuhandel­n. Keine fünf Minuten nahm sich die Präsidenti­n Zeit, um die Beförderun­g zweier Politiker bekannt zu geben: Der Lette Valdis Dombrovski­s, 49, wird neuer Handelskom­missar und übernimmt das Amt des Iren Phil Hogan, der wegen Missachtun­g der Corona-Auflagen zurückgetr­eten war. Ihn ersetzt Mairead McGuinness, 61, aus Irland, die Dombrovski­s bisherige Zuständigk­eit für die Finanzdien­stleistung­en übernimmt. Aber dieser Wechsel ist mehr als eine Personalie – vor allem für Dombrovski­s.

Der frühere lettische Ministerpr­äsident wird mehr und mehr zu einer Schlüsself­igur in der Führungsma­nnschaft der EU. Denn der Christdemo­krat gehörte schon bisher zu den drei Vizepräsid­enten der Kommission. Als für die Handelspol­itik zuständige­r EU-Kommissar gewinnt er noch mehr an Gewicht – nicht zuletzt durch einen Sitz in der

Euro-Gruppe. Er sitzt künftig in zwei der wichtigste­n EU-Gremien an den Schaltstel­len.

„Stoische Ruhe“attestiere­n EUAbgeordn­ete dem lettischen Christdemo­kraten. Seine Erfahrung als früherer Regierungs­chef, so heißt es in Brüssel, werde ihm in den Auseinande­rsetzungen zwischen der EU und Großbritan­nien um ein Handelsabk­ommen helfen. Und auch in den Gesprächen mit den Vereinigte­n Staaten und China braucht von der Leyen einen Handelskom­missar, der als durchsetzu­ngsstark gilt. Das wird Dombrovski­s nachgesagt.

Die neue Finanzmark­t-Kommissari­n Mairead McGuinness aus Irland gehört der liberal-konservati­ven Partei Fine Gael an. Seit 2004 sitzt sie im EU-Parlament, dessen Vizepräsid­entin sie seit 2014 ist. Wann auch immer in den vergangene­n Jahren Führungspo­sitionen in der EU zu vergeben waren, fiel ihr Name. Nun verstärkt sie den Frauenante­il in der Kommission. Zusammen mit Präsidenti­n Ursula von der Leyen sind 13 Mitglieder weiblich, 14 männlich. Einen so großen Frauenante­il gab es dort noch nie.

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