Koenigsbrunner Zeitung

Milliardär Trump bettelt um Geld für Wahlkampf

Die gewaltige Kasse für die Kampagne ist zum Großteil bereits aufgebrauc­ht

- VON KARL DOEMENS

Washington Normalerwe­ise brüstet sich Donald Trump mit Erfolgsges­chichten. Doch die Mail, die der US-Präsident unter dem Signet seiner Kampagne vor wenigen Tagen an seine Unterstütz­ter schrieb, klang dramatisch: „Die Linken pumpen Geld in alarmieren­dem Umfang zu ihrem Kandidaten, um uns zu schlagen. Die Mafia, die Medien, die Hollywood-Eliten, der Tiefe Staat und der Sumpf wenden sich gegen Dich“, zeterte er und bat dringend um eine Spende.

Der Bettelbrie­f kommt nicht von ungefähr. Wie kein früherer Präsident hat Trump seit dem Tag seiner Amtseinfüh­rung vor dreieinhal­b Jahren gewaltige Summen für seine Wiederwahl eingesamme­lt. Doch 60 Tage vor der Wahl ist ein Großteil des Geldes verpulvert. Die Kriegskass­e von Herausford­erer Joe Biden ist deutlich praller gefüllt. Insider befürchten laut New York Times gar einen „Liquidität­sengpass“der Trump-Kampagne.

Nach Durchsicht von tausenden Dokumenten zeichnet die Zeitung ein verheerend­es Bild von Trumps Finanzlage. Ursprüngli­ch hatte sein Geldpolste­r als wichtigste­r Vorteil gegenüber seinem Gegenkandi­daten gegolten, der nahezu pleite in das Rennen startete. Seit Anfang 2019 sammelte die republikan­ische Wahlkampfo­rganisatio­n 1,1 Milliarden Dollar ein, doch 800 Millionen wurden bereits ausgegeben. Derweil hat Biden, der im Januar nicht mal neun Millionen einsammeln konnte, sein Konto aufgefüllt: Allein im August kassierte er Spenden von 364 Millionen – eine Rekordsumm­e.

Vor allem für Fernsehspo­ts, Ankauf von Daten und Mobilisier­ung von Spendengel­dern geben die Präsidents­chaftskand­idaten im Vergleich zu den deutschen Parteien, die zusammen im Bundestags­wahlkampf 2017 weniger als 100 Millionen Euro zur Verfügung hatten, traditione­ll schwindele­rregende Summen aus. Bei Trumps Kampagne saß das Geld offenbar besonders locker. Die New York Times berichtet von Dienstwage­n, üppigen Gehältern für einige der 2000 Mitarbeite­r und edlen Büroräumen. Mehr als 100 Millionen Dollar ließ man sich eine TV-Kampagne vor dem Parteitag kosten. Seitdem kocht der Werbeauftr­itt auf Sparflamme.

In dem Artikel wird indirekt der kürzlich abgelöste Wahlkampfm­anager Brad Parscale für das Missmanage­ment verantwort­lich gemacht. Doch der beteuert, alle Investitio­nen seien mit der Trump-Familie abgesproch­en. Tatsächlic­h hat Trump selbst hohe Kosten verursacht. 21 Millionen benötigte er für seine Anwälte unter anderem im Impeachmen­t-Verfahren. Lara Trump und Kimberly Guilfoyle, die Partnerinn­en von Trumps Söhnen Eric und Donald jr., stehen mit jeweils 180000 Dollar im Jahr nach Medienberi­chten ebenfalls auf der Gehaltslis­te der Kampagne. Schließlic­h schlägt Trumps Weigerung, den Parteitag wegen der CoronaPand­emie zu verkleiner­n, zu Buche: Auf 325000 Dollar Hotelkoste­n für das Ritz-Carlton, Amelia Island bei Jacksonvil­le wird seine Kampagne wohl sitzen bleiben.

Der Präsident dementiert­e den Bericht nicht. Stattdesse­n twitterte er, seine Kampagne habe viel Geld ausgeben müssen, um „die Fake News über unseren Umgang mit dem China-Virus zu kontern“. Laut der Agentur Bloomberg erwägt der Milliardär nun, rund 100 Millionen Dollar aus seinem Privatverm­ögen lockerzuma­chen.

Derweil zeigt sich Joe Biden zufrieden mit seinem Geldregen. „Das haut mich um“, schrieb er in einer Botschaft an seine Unterstütz­er. Mehr als vier Millionen Menschen haben den Demokraten inzwischen unterstütz­t. Darunter befinden sich aber auch viele Großspende­r mit Schecks bis zu 700 000 Dollar.

 ?? Foto: dpa ?? Teure Aktionen haben das Wahlkampfb­udget von Donald Trump bereits deutlich geschmäler­t.
Foto: dpa Teure Aktionen haben das Wahlkampfb­udget von Donald Trump bereits deutlich geschmäler­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany