So schnell die Füße barfuß trugen
In diesen Tagen, in denen Franz Beckenbauer auf seinen 75. Geburtstag zusteuert und die Olympischen Spiele von Rom mit all ihren Goldmedaillengewinnern 60. Jubiläum feiern, darf man sich wieder einmal die beliebte Frage stellen, welcher der Helden in dieser Zeit denn der allergrößte gewesen sei. Cassius Clay, der später Muhammad Ali hieß, und in Rom Olympiasieger wurde? Brasiliens Ballzauberer Pelé, der mit 17 zum ersten Mal Weltmeister wurde, oder die damals alles überragende Golf-Legende Jack Nicklaus?
Vielleicht aber gebührt die Ehre auch einem anderen. Einem, den die Welt zu weiten Teilen vergessen hat. Einem, der barfuß zu seinen Heldentaten antrat – Abebe Bikila. Der Äthiopier war ein Spätstarter auf den langen Laufstrecken. Sein Talent wurde erst entdeckt, als seine Konkurrenten bereits reichlich Erfahrung gesammelt hatten. Aber Bikila holte sie alle ein. Vor 60 Jahren in Rom gewann er in 2:15:16 Stunden den Marathonlauf – die erste olympische Goldmedaille für Äthiopien – als einziger Athlet, der die 42,195 Kilometer barfuß zurücklegte, so wie es Bikila von zu Hause her kannte. Mögen Läufer heute an den Vorzügen des Laufens die spartanische Ausrüstung hervorheben, Bikila kam mit weniger aus. Nachträgliche Studien belegten, dass er barfuß tatsächlich schneller lief als mit Schuhen.
Dass er auch in Schuhen flott unterwegs war, zeigte er vier Jahre später bei den Olympischen Spielen in Tokio. 1964 wiederholte er seinen Erfolg in der Weltbestzeit von 2:12:11 Stunden. Bikila war der erste Läufer, dem ein Wiederholungssieg im Marathon gelungen war. Ein dritter Erfolg wäre zu viel des Guten gewesen. Vielmehr bedarf es für große Figuren der Lebensbrüche, der selbst gemachten und der schicksalhaften. Bei Bikila waren es Letztere. Seinen dritten Anlauf zu olympischem Gold 1968 in Mexiko-Stadt musste er nach 15 Kilometern wegen eines Ermüdungsbruches beenden.
Ein Jahr später hatte er einen Autounfall, war seither querschnittsgelähmt. Ausgerechnet er, einer der größten Läufer seiner Zeit. Bikila aber gab keine Ruhe. Er startete bei Schlittenrennen, nahm an den Weltspielen der Behinderten im Bogenschießen teil. 1973 starb er an einer Hirnblutung als Folge des Unfalls. Ein Barfußläufer – einer der größten Athleten seiner Zeit. » RADSPORT Tour de France Eurosport/ARD, 13.20/16.05 Uhr
11. Etappe: Chatelaillon-Plage – Poitiers (167,5 km)
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