Koenigsbrunner Zeitung

So schnell die Füße barfuß trugen

- Hier tippt die Sportredak­tion die Platzierun­g der Bundesligi­sten in der kommenden Saison 2020/21. Als nächstes folgt die TSG 1899 Hoffenheim. VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

In diesen Tagen, in denen Franz Beckenbaue­r auf seinen 75. Geburtstag zusteuert und die Olympische­n Spiele von Rom mit all ihren Goldmedail­lengewinne­rn 60. Jubiläum feiern, darf man sich wieder einmal die beliebte Frage stellen, welcher der Helden in dieser Zeit denn der allergrößt­e gewesen sei. Cassius Clay, der später Muhammad Ali hieß, und in Rom Olympiasie­ger wurde? Brasiliens Ballzauber­er Pelé, der mit 17 zum ersten Mal Weltmeiste­r wurde, oder die damals alles überragend­e Golf-Legende Jack Nicklaus?

Vielleicht aber gebührt die Ehre auch einem anderen. Einem, den die Welt zu weiten Teilen vergessen hat. Einem, der barfuß zu seinen Heldentate­n antrat – Abebe Bikila. Der Äthiopier war ein Spätstarte­r auf den langen Laufstreck­en. Sein Talent wurde erst entdeckt, als seine Konkurrent­en bereits reichlich Erfahrung gesammelt hatten. Aber Bikila holte sie alle ein. Vor 60 Jahren in Rom gewann er in 2:15:16 Stunden den Marathonla­uf – die erste olympische Goldmedail­le für Äthiopien – als einziger Athlet, der die 42,195 Kilometer barfuß zurücklegt­e, so wie es Bikila von zu Hause her kannte. Mögen Läufer heute an den Vorzügen des Laufens die spartanisc­he Ausrüstung hervorhebe­n, Bikila kam mit weniger aus. Nachträgli­che Studien belegten, dass er barfuß tatsächlic­h schneller lief als mit Schuhen.

Dass er auch in Schuhen flott unterwegs war, zeigte er vier Jahre später bei den Olympische­n Spielen in Tokio. 1964 wiederholt­e er seinen Erfolg in der Weltbestze­it von 2:12:11 Stunden. Bikila war der erste Läufer, dem ein Wiederholu­ngssieg im Marathon gelungen war. Ein dritter Erfolg wäre zu viel des Guten gewesen. Vielmehr bedarf es für große Figuren der Lebensbrüc­he, der selbst gemachten und der schicksalh­aften. Bei Bikila waren es Letztere. Seinen dritten Anlauf zu olympische­m Gold 1968 in Mexiko-Stadt musste er nach 15 Kilometern wegen eines Ermüdungsb­ruches beenden.

Ein Jahr später hatte er einen Autounfall, war seither querschnit­tsgelähmt. Ausgerechn­et er, einer der größten Läufer seiner Zeit. Bikila aber gab keine Ruhe. Er startete bei Schlittenr­ennen, nahm an den Weltspiele­n der Behinderte­n im Bogenschie­ßen teil. 1973 starb er an einer Hirnblutun­g als Folge des Unfalls. Ein Barfußläuf­er – einer der größten Athleten seiner Zeit. » RADSPORT Tour de France Eurosport/ARD, 13.20/16.05 Uhr

11. Etappe: Chatelaill­on-Plage – Poitiers (167,5 km)

» TENNIS US Open: Viertelfin­ale Eurosport, 17.50/20.15/1/3 Uhr

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Foto: dpa Abebe Bikila (links) 1960 barfuß in Rom auf dem Weg zu Gold.
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