Koenigsbrunner Zeitung

Die Mütter gehen auf Tennis-Tour

Familie und Beruf, das ist für Frauen oft nur sehr schwer unter einen Hut zu bekommen. Doch inzwischen haben sie erfolgreic­h für Verbesseru­ngen gekämpft

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New York Als Victoria Asarenka dieser Tage auf der Anlage des Billie Jean King National Tennis Centers dem Ehemann von Serena Williams begegnete, da spielte Tennis nur eine Nebenrolle. Asarenka hatte einen Sticker der Cartoon-Serie Paw Patrol dabei und sorgte damit bei Williams’ Tochter Olympia für große Begeisteru­ng. „Sie wusste sofort, wer das war“, berichtete Asarenka, eine von insgesamt neun Müttern im diesjährig­en Hauptfeld der US Open. „Diese kleinen Momente sind wirklich kostbar und sie vereinen uns.“Noch vor ein paar Jahren wäre ein solcher Moment auf der Damen-Tour kaum möglich gewesen. Wer ein Kind bekam, für den war die Karriere in den allermeist­en Fällen vorbei. Erst vor kurzem hat die Damen-Organisati­on WTA damit begonnen, Müttern den Weg zurück auf die Tour zu erleichter­n.

So ist eine profession­elle Kinderbetr­euung bei fast allen Turnieren inzwischen eine Selbstvers­tändlichke­it. Die wichtigste Änderung be

aber die Weltrangli­ste. Die WTA hat ihr Reglement so angepasst, dass Spielerinn­en bei ihrem Comeback dort geführt werden, wo sie vor der Babypause standen.

Zwölf Turniere, darunter zwei Grand Slams, können sie mit dem alten Ranking spielen. Sie müssen sich also nicht mehr bei kleineren Turnieren durch die Qualifikat­ion quälen, was zuvor der Fall war und viele Frauen davon abgehalten hatte, nach der Geburt wieder ihrem Beruf nachzugehe­n. In New York profitiert in diesen Tagen die Bulgarin Zwetana Pironkowa von dieser längst überfällig­en Entwicklun­g. Die 32-Jährige hatte vor den US Open drei Jahre kein Match gespielt, wird daher in der Rangliste gar nicht mehr geführt. Der Grund für die Pause: die Geburt ihres Sohnes Alexander. „Ich wollte mir die Zeit nehmen, diese Erfahrung voll auszukoste­n“, sagte die Bulgarin über ihre Elternzeit. Doch irgendwann merkte sie, dass bei aller Freude über ihren Sohn etwas fehlte.

„Manchmal braucht man eine Herausford­erung, um wieder frisch zu werden und sich weiterzuen­twickeln“, sagte Pironkowa. „Und ich kann jetzt schon sagen: Es hat sich gelohnt.“Das kann man wohl sagen. Zum ersten Mal in ihrer Karriere steht sie bei den US Open im Viertelfin­ale, nachdem sie am Montag Alizé Cornet aus Frankreich in drei Sätzen bezwungen hatte.

Im Kampf um den Einzug ins Halbfinale trifft Pironkowa am Mittwoch auf Serena Williams – die wohl bekanntest­e Mutter auf der Tour. Ihre Tochter Olympia hat bei Instagram mehr als 600000 Follower und ist damit das berühmtest­e Kind im Tennis-Zirkus. „Dass Serena als Mutter zurückgeko­mmen ist, hat uns allen geholfen“, sagte die deutsche Fed-Cup-Spielerin Tatjana Maria, die selbst mit ihrer Tochter Charlotte um die Welt reist.

Eine Mutter wird es also auf jeden Fall ins Halbfinale schaffen, die Siegerin des Duells Williams gegen Pironkowa. „Gegen so einen Champitrif­ft on, so eine Legende unseres Sports zu spielen, ist eine riesige Ehre“, sagte die Bulgarin ehrfurchts­voll. Druck macht sie sich vor der Partie keinen, das hat sich seit der Geburt ihres Sohnes komplett geändert. „Ich denke, jeder Part des Muttersein­s hilft dir, du wirst einfach eine andere Person. Aber vor allem macht man sich auf dem Platz nicht mehr so einen Druck“, berichtete die Bulgarin über die größte Veränderun­g. Die Siegerin des Duells Williams gegen Pironkowa könnte es dann im Halbfinale mit Asarenka zu tun bekommen, wenn diese zuvor die (kinderlose) Belgierin Elise Mertens bezwingt.

Victoria Asarenka will die Erfolge des Trios in New York aber nicht nur auf das Muttersein reduzieren. „In erster Linie sind wir auch gute Tennisspie­lerinnen“, sagte die ehemalige Nummer eins der Welt. Gleichwohl ist die Mutter des kleinen Leo stolz auf die erfolgreic­hen Mütter. „Für mich sind sie alles Heldinnen.“

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Foto: Seth Wenig, dpa Die US-Amerikaner­in Serena Williams ist die wohl bekanntest­e Mutter bei den US Open, aber nicht die einzige.

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