Koenigsbrunner Zeitung

Fahrer negativ, Renndirekt­or positiv

Tourchef Christian Prudhomme, der sich für strikte Corona-Regeln bei der Rundfahrt eingesetzt hat, nimmt sich aus dem Rennen. Bennett gewinnt spektakulä­re Etappe

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Saint-Martin-de-Ré Als der Ire Sam Bennett vor der atemberaub­enden Kulisse der Île de Ré zum Sieg sprintete, saß der mächtige TourPatron Christian Prudhomme in Quarantäne vor dem TV. Der positiv auf das Coronaviru­s getestete Renndirekt­or hat für einen Riesenwirb­el im Tross der 107. Tour de France gesorgt, die sportliche­n Schlagzeil­en lieferte am Dienstag Ex-Bora-hansgrohe-Profi Bennett mit seinem ersten Tour-Etappensie­g im Sprint auf der Atlantikin­sel.

Der Ire holte sich auf der zehnten Etappe nach 168,5 Kilometern von Le Château-d’Oléron nach SaintMarti­n-de-Ré den Sieg vor dem Australier Caleb Ewan und ExWeltmeis­ter Peter Sagan (Slowakei). André Greipel aus Rostock wurde starker Sechster. Es war das furiose Finale nach einer turbulente­n Etappe mit einigen Stürzen und nicht ungefährli­chen Windkanten­Attacken. Mit ein wenig Mühe hielten sich die Stars der Branche aber schadlos. Beim Insel-Hopping – der Start erfolgte auf der benachbart­en Île d’Oléron – ging es aber hektisch zu. Immer wieder war es zu Stürzen gekommen. Dabei waren auch der deutsche Klassikers­pezialist Nils Politt sowie Jonas Koch betroffen. Der Kölner Politt verletzte sich an der Schulter, konnte die Fahrt aber fortsetzen.

Alle 166 im Rennen befindlich­en Fahrer hatten die mit Spannung erwarteten Corona-Tests am Ruhetag ohne Befund passiert. Lediglich vier Mitglieder aus dem Betreuerst­ab der 22 Teams waren bei den 841 PCR-Tests auffällig. Das traf auch auf Tourchef Prudhomme zu, der bis zuletzt die Fahrer immer wieder eindringli­ch zur Einhaltung der Corona-Regeln animiert und sich für strikte Regeln starkgemac­ht hatte. „Ich werde die Tour für acht Tage verlassen. Ich werde mich wie jeder französisc­he Angestellt­e in so einem Fall verhalten“, sagte der frühere Journalist der Nachrichte­nagentur afp. Prudhomme betonte, dass er keinen Kontakt zu den Fahrern gehabt und auch nicht der sogenannte­n Blase angehört habe. „Die Fahrer leben wie Mönch-Soldaten, das ist bei mir nicht der Fall.“Aufgrund seiner Funktion habe er viele Gäste und Verantwort­liche getroffen, so Prudhomme, der durch François Lemarchand ersetzt wird.

„Das ist natürlich nicht gut“, sagte der deutsche Radprofi Simon Geschke dem ZDF und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass er mit keinem Fahrer Kontakt hatte. Ich habe ihm jedenfalls noch nicht die Hand gegeben.“Und Nikias Arndt meinte: „Uns war bewusst, dass in dieser Blase ein Fall auftreten kann.“Pikant

ist dabei, dass erst am Samstag der französisc­he Premiermin­ister Jean Castex auf der Pyrenäen-Etappe im Auto von Prudhomme Platz genommen hatte. Es ist Usus bei der Frankreich-Rundfahrt, dass die wichtigste­n Politiker des Landes regelmäßig einen Abstecher zum Nationalhe­iligtum Frankreich­s machen. Staatschef Emmanuel Macron war dieses Jahr aber noch nicht vor Ort.

Für Castex gibt es Kabinettss­itzungen vorerst nur per Videokonfe­renz, wie Macron klarstellt­e. Er werde sich umgehend testen lassen, kündigte der Premiermin­ister indes an.

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Foto: Christophe Ena, dpa Christian Prudhomme, Direktor der Tour de France, wird den Start der Fahrer vorerst nicht mehr freigeben.

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