Keine Karten für Abonnenten
Die nächsten Probleme beim Ticketverkauf tun sich auf. Bei den Sinfoniekonzerten gibt es für viele Stammbesucher keine Möglichkeit, einen Platz zu ergattern. Intendant André Bücker verspricht zusätzliche Konzerte
Wieder klagen langjährige Abonnenten des Staatstheaters Augsburg – nach den Problemen mit dem Server zu Beginn des Abonnenten-Vorverkaufs sind es jetzt ausverkaufte Vorstellungen, für die Abonnenten keine Karten mehr bekommen haben. „Das ist eine große Gemeinheit“, sagt eine Augsburger Abonnentin, die seit 70 Jahren regelmäßig die Sinfoniekonzerte besucht. Wegen der Probleme mit der neuen digitalen Infrastruktur des Staatstheaters sei sie weder über das Telefon noch über den Besucherservice am Rathausplatz zum Zug gekommen. „Bis wir durchgekommen sind, waren schon alle Karten für die ersten drei Sinfoniekonzerte vergeben“, sagt die Frau.
In einer Zuschrift aus Burgau hört sich das im Ergebnis ähnlich an, obwohl die Abonnenten – im 50. Jahr des Abos, wie sie schreiben – es über den Online-Kartenverkauf versucht haben. „Neue Zugangsdaten erhalten mit der Aufforderung zu buchen. So ein Hohn! Alle Karten sind weg! Beschwerde-E-Mail versendet (an die erhaltene Adresse), kam heute wieder zurück! E-Mail versendet (an die erhaltene Adresse), kam heute wieder zurück!“, schreibt das Ehepaar aus Burgau – und beschwert sich über das „stümperhafte Management“.
Den Unmut dieser langjährigen Konzertgänger kann Staatstheaterintendant André Bücker verstehen. Er bedauert, dass es beim Umzug der digitalen Infrastruktur weg von der Stadt Augsburg zu Problemen gekommen sei. Nötig war dieser Schritt, weil das Augsburger Theater seit zwei Jahren kein kommunaler Eigenbetrieb mehr ist, sondern als Staatstheater jetzt rechtlich eine Stiftung des Freistaats und der Stadt Augsburg ist – nun mit einer eigenen Internet-Domain und neuen Mail-Adressen der Mitarbeiter. Tickets gibt es jetzt über die Mail unter der Kennung tickets@staatstheater-augsburg.de.
Bücker erklärt, dass dieser Umzug zwei Jahre lang vorbereitet worden sei, dass noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie der Umzugstermin festgelegt worden sei, der dann unglücklich mit dem Vorverkaufsstart für die CoronaSaison zusammengefallen sei. „Das ist bedauerlich, aber es gab keine bessere Lösung“, sagt Bücker.
Dafür werde das Staatstheater jetzt aber all die Fälle, in denen es mit den Karten für den Wunschtermin nicht geklappt hat, abarbeiten. Er bittet die Abonnenten, sich beim Besucherservice telefonisch oder schriftlich über den Postweg oder mit einer E-Mail zu melden – und dann suche das Staatstheater nach Lösungen, um einen Konzertbesuch zu ermöglichen. Das Staatstheater biete selbstverständlich auch denjenigen, die keinen Internet-Anschluss haben, Möglichkeiten zum Kartenverkauf. „Durch die Ausnahmesituation vergangene Woche war das leider nur begrenzt möglich“, sagt der Intendant.
Das Staatstheater, überhaupt die Opern-, Theater- und Konzerthäuser, befänden sich im Augenblick immer noch in einer katastrophalen Situation. „Durch die Abstandsregeln haben wir Probleme, die Nachfrage zu bedienen“, sagt Bücker.
Die Theater seien durch die strengen Auflagen in ihren Möglichkeiten reduziert.
Das Staatstheater sei gerade dabei, zusätzliche Termine für die Sinfoniekonzerte zu suchen. Gespräche mit Solisten, den Philharmonikern und dem Kongress am Park werden gerade geführt. Bücker ist optimistisch, dass solche Termine auch gefunden werden. Zum anderen hofft der Intendant darauf, dass mehr als die bislang bewilligten 200 Besucher im Kongress am Park letztlich die Konzerte besuchen können. „An der Staatsoper in München wird derzeit ja der Betrieb mit 500 Besuchern getestet“, sagt Bücker. Für den geräumigen Kongress am Park sei es auch möglich, bei Wahrung der Abstandsregeln mehr Gäste einzulassen. Das Staatstheater hoffe deshalb auf eine Ausnahmegenehmigung. „Aus Erfahrung werden diese relativ kurzfristig erteilt“, wie Bücker sagt.
Zusätzliche Vorstellungen in der Brechtbühne und im Martinipark seien schwieriger zu bewerkstelligen. „Dort haben wir in unserer Planung bis Dezember fast alles ausgereizt“, berichtet Bücker. Und so einfach, wie das manchmal von außen aussehe, sei es auch nicht. „Die Tänzer und die Sänger benötigen nach Vorstellungen Pausen.“Einfach ein paar Aufführungen hintereinanderweg könnten deshalb nicht angesetzt werden.
Die neue Spielzeit am Haus beginnt am Sonntag, 20. September, mit dem Theatertag. Die ersten Premieren finden am darauffolgenden Wochenende statt. Mit „Nacht ohne Sterne“von Bernhard Studler (25. September) auf der Brechtbühne und mit Dürrenmatts „Die Physiker“im Martinipark (26. September) nimmt das Staatstheater dann seinen Spielbetrieb wieder auf.
Dass nun das Gros der Mitarbeiter aus den Theaterferien zurückkehrt, bereitet Bücker keine Sorgen. Er ist sich sicher, dass seine Mitarbeiter sich im Urlaub verantwortungsvoll in Zeiten der Pandemie verhalten haben und der Probenund Spielbetrieb nun reibungslos wiederaufgenommen werden kann. Für alle Bereiche des Hauses seien Gefährdungsanalysen erstellt worden. Die Abstandsregeln würden eingehalten, sowohl hinter als auch auf der Bühne.
OAuftakt Die Spielzeit des Staatstheaters Augsburg beginnt am Sonntag, 20. September, mit dem Theatertag im Martinipark.