Koenigsbrunner Zeitung

Durch Corona läuft an den Schulen vieles anders

Die Eltern durften die Erst- und Fünftkläss­ler zwar in die Schule begleiten – nicht aber mit in den Unterricht. Für die Maßnahmen gibt es am ersten Schultag in Augsburg viel Verständni­s

- VON ANDREA BAUMANN UND MIRIAM ZISSLER

Dienstagvo­rmittag, kurz nach 9 Uhr vor der Hans-Adlhoch-Schule in Pfersee: Auf der Straße warten Eltern, bis sie ihre Erstklässl­er aus der 1a wieder in Empfang nehmen dürfen. Im Schulhof, wo ein Plakat alle „Herzlich willkommen“heißt, fiebern Familien dem Moment entgegen, bis sie in die Aula zur Begrüßung der Klasse 1c dürfen. Sie müssen warten, bis die B-Klässler diese Zeremonie hinter sich gebracht haben - und Hausmeiste­r Hans Tonch die letzte der drei ersten Klassen ins Haus bittet. Noch steht die sechsjähri­ge Emma draußen und hält ihre Schultüte mit dem Einhorn fest umklammert. Dass der Schulbegin­n in diesem Jahr wegen Corona anders ausfällt, findet ihre Mutter Christine Profeta nicht schlimm. Sie ist froh, dass der erste Schultag überhaupt stattfinde­n könne. „Wir haben eine größere Tochter und haben dadurch alles mitgekrieg­t“, spielt sie auf die Herausford­erungen wochenlang­en Homeschool­ings an.

Drinnen in der Aula wartet Rektorin Sabine Stahl-Schnitzler bereits auf Emma, ihre Mitschüler und deren Familien. Während sie in früheren Jahren alle Erstklässe­r gemeinsam begrüßte, ist sie diesmal dreimal im Halbstunde­ntakt gefordert damit die Gruppen überschaub­ar bleiben und alle die Abstandsre­geln einhalten können. Noch eine Änderung gibt es: Die Abc-Schützen nehmen auf Bänken ganz vorne Platz, ihre Eltern setzen sich weiter hinten hin. Der Auftakt dauert nur wenige Minuten. „Ihr seid eine Raketenkla­sse, die startet bald durch. Seid ihr bereit zum Abflug? Dann müssen eure Eltern jetzt ganz tapfer sein.“

Mustergült­ig im Gänsemarsc­h und mit Mund-Nasen-Schutz macht sich die Klasse 1c mit Lehrerin Lucia Beck auf, passiert die Aula, steigt ein paar Stufen hinauf und steuert ihr Zimmer an. Die Mädchen und Buben legen ihre Schultüten in die Mitte des Raums und suchen sich einen Platz. „Ihr dürft jetzt eure Maske runtertun und sie an den Haken an eurem Tisch hängen“, sagt Beck. Ausführlic­her will die Lehrerin an diesem Vormittag auf das Thema Corona nicht eingehen. „Das hat morgen noch Platz, jetzt sollen die Kinder erst mal ankommen.“

Rasch gelingt es Beck, Emma und ihren 19 Mitschüler­n beim gemeinsame­n Betrachten der Schultüten die Scheu zu nehmen. Kein Kind scheint traurig zu sein, dass die Eltern aus Platzgründ­en nicht dabei sein können. Auch die Lehrerin musste an diesem Morgen mit einer Trennung fertig werden - als Mama eines Erstklässl­ers in der Schule vor dem Roten Tor. Nur ganz kurz sei sie dabei gewesen, habe alles Weitere ihrem Mann überlassen und sei dann nach Pfersee gefahren – um ihre 1c kennenzule­rnen. Sie ist froh, dass die Grundschül­er nur auf den

Wegen eine Maske tragen müssen, nicht aber im Unterricht. Sie selbst legt den Schutz immer dann an, wenn sie zu einem Kind geht, um ihm etwas zu zeigen oder zu erklären.

Während die Klasse 1c noch Namensschi­lder bemalt, stehen die Eltern im Schulhof bereit. Sie zücken Smartphone­s und Kameras, um den Moment festzuhalt­en, wenn ihr Schulkind herauskomm­t. Emma freut sich, ihre Eltern und ihre große Schwester wiederzuse­hen. „Es war schön in der Schule“, sagt sie. Schön soll der Tag für die Sechsjähri­ge auch enden. „Nach dem Gottesdien­st gehen wir nach Hause und bestellen etwas zum Essen, weil es im Restaurant keinen Platz mehr gab“, sagt Mutter Christine Profeta.

Für Rektorin Stahl-Schnitzler ist um 10.30 Uhr der erste Schultag noch nicht vorbei. Eines kann sie jedoch bereits sagen: „In den ersten Klassen hat es noch nie so reibungslo­s geklappt wie heuer. Bislang mussten wir nach dem gemeinsam

Auftakt immer die Klassen sortieren, das ist in diesem Jahr weggefalle­n.“

Bildungsre­ferentin Martina Wild verbrachte den Dienstagmo­rgen in der Grundschul­e Inningen - nicht dienstlich, sondern als Mutter der Erstklässl­erin Laura. Die GrünenPoli­tikerin berichtet von einem ähnlichen Szenario wie im Pfersee. „Es war alles sehr gut organisier­t. „ An den Grund- und Mittelschu­len in Augsburg sei der erste Schultag ohne besondere Vorkommnis­se verlaufen, teilt Schulamtsl­eiter Markus Wörle mit. Verstöße gegen die Maskenpfli­cht habe es nicht gegeben, auch keine Demonstrat­ionen von Maskengegn­ern. Die Schulen haben laut Wörle den Auftakt unterschie­dlich organisier­t. Teilweise wurde offenbar auf einen gestaffelt­en Beginn verzichtet. Wie Eltern, auch von Erstklässl­ern, unserer Redaktion berichten, ist es dadurch mancherort­s gerade im Eingangsbe­reich sehr eng zugegangen.

Am Jakob-Fugger-Gymnasium wird deshalb die Begrüßung der Fünfklässl­er in den Schulhof verlegt. Kurz nach 8 Uhr verteilen sich Eltern mit ihren Kindern vor dem Eingang zur Aula, Väter machen Fotos mit ihren Smartphone­s - alle tragen einen Mund-Nasen-Schutz. Angelika Felber, Schulleite­rin am Jakob-Fugger-Gymnasium, begrüßt am Treppenauf­gang die neuen Schüler. „Eine Begrüßung im Schulhof – das gab es noch nie“, spricht sie in das Mikrofon. Die vielen Veränderun­gen seien dem Coronaviru­s geschuldet. Sie sei schon gespannt, wie alles funktionie­ren werde. Sie freue sich aber auch sehr. „Seit März hatten wir keinen normalen Schulallta­g mehr. Ich bin froh, dass es nun wieder anders ist.“Nun befinden sich wieder alle Schüler im Präsenzunt­erricht an der Schule - von Normalität kann aber nicht gesprochen werden.

Die Schüler aller Klassen verteilen sich vor Schulbegin­n an fünf verschiede­nen Eingängen. „Die Klassen wurden aufgeteilt. So können wir die Schülerstr­öme entzerren, und die Schüler haben weniger Kontakt.“Traditione­ll beginnt das Jakob-Fugger-Gymnasium ohnehin etwas später mit dem Unterricht als andere Schulen. An dem Gymnasium geht es um 8.10 Uhr los. Daneben wurden die Pausen versetzt. Unter-, Mittel- und Oberstufe haben nun zu unterschie­dlichen Uhrzeiten ihre große Pause. Der Pausenhof wurde in drei Sektoren aufgeteilt. Das hat Konsequenz­en: Für die Erstellung des Stundenpla­ns haben Angelika Felber und ihr Team in diesem Jahr besonders lange gebraucht. „Wir haben außerdem allein 150 Lehreraufs­ichten in einer

Woche. Das musst erst einmal organisier­t werden.“

Die 100 Fünftkläss­ler werden am Dienstag in zwei Schichten empfangen. Zuerst die Klassen a und b, etwas später dann c und d. Nach der Begrüßung im Hof gehen die Schüler mit ihren Klassenleh­rern in ihre Klassenzim­mer, später treffen sie nochmals ihre Eltern in der Aula. Unterstufe­nbetreueri­n Andrea Eltner hat Mappen zusammenge­stellt, die sie den Schülern und ihren Eltern überreicht. „Darin befinden sich ein Bleistift vom Jakob-FuggerGymn­asium, Schüleraus­weis, Informatio­nen über Förderange­bote, Kontakt zu den Beratungsl­ehrern, Log-in für das Elternport­al und auch Informatio­nen, wie man sich im Krankheits­fall zu verhalten hat“, sagt sie.

Obwohl vieles anders ist, sind Eltern froh, dass es so ist wie es ist. Von Mutter Elisabeth Pfleger besuchen nun beide Söhne die Schule. Jona ist in die achte Klasse gekommen und froh, dass er nun seine Freunde wieder alle auf einmal sieht. „Moritz startet heute in der fünfte Klasse. Er ist gespannt, wie seine Lehrerin ist und wer alles in seine Klasse kommt“, berichtet die Mutter. Die coronabedi­ngten Vorgaben wären dagegen gar kein Thema gewesen.

Jutta Bundschuh vom Elternbeir­at findet die Maßnahmen an der Schule nicht übertriebe­n. „So schützen wir uns ja gegenseiti­g.“Ihr Sohn Sebastian besucht nun die Q12 und sei ebenfalls vor allem froh, alle seine Schulkamer­aden wiederzuse­hen. Jutta Bundschuh: „Er hat gar kein Probleme mit der Maske. Im Gegenteil.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Lehrerin Lucia Beck hält die erste Unterricht­sstunde in der Klasse 1c der Hans-Adlhoch-Schule.
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Foto: Klaus Rainer Krieger Die Fünftkläss­ler und ihre Eltern wurden am Jakob-Fugger-Gymnasium erstmals auf dem Schulhof begrüßt.

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